Ernteausblick für Getreide, Sojabohnen und Baumwolle

Die Sojabohnennachfrage wird vor allem von China bestimmt, welches für mehr als die Hälfte der weltweiten Sojabohnenimporte verantwortlich zeichnet. Gemäß China National Grain and Oils Information Center (CNGOIC) dürften die chinesischen Sojabohnenimporte in der ersten Jahreshälfte um 20% auf 28,4 Mio. Tonnen steigen. Für das laufende Erntejahr erwartet das CNGOIC, dass die chinesischen Sojabohneneinfuhren auf ein Rekordniveau von 57 Mio. Tonnen steigen werden. Ähnlich wie bei Mais, sollten die USA vom trockenheitsbedingt niedrigeren Angebot aus Südamerika profitieren.
Derartige Tendenzen lassen sich bereits an den US-Exportzahlen ablesen. Zwischen Mitte Februar und Mitte März lagen die US-Sojabohnenexporte an drei von vier Wochen über 1 Mio. Tonnen, in einer Woche sogar bei mehr als 4 Mio. Tonnen. Ein Großteil dieser Nachfrage stammte aus China. Allerdings befinden sich die US-Sojabohnenbestände nach zwei Überschussjahren inzwischen auf einem komfortableren Niveau. Laut aktueller USDA-Schätzung dürften diese zum Ende des Erntejahres auf 7,5 Mio. Tonnen steigen. Die starke Nachfrage nach US-Sojabohnen könnte die Vorräte in den USA allerdings wieder abschmelzen lassen. Das USDA rechnet mit einem Rückgang der Lagerbestände bis Ende 2012/13 auf 5,6 Mio. Tonnen.
Wie sind die Produktionsaussichten für 2012/13? Die vom USDA erwartete Anbaufläche von 73,9 Mio. Morgen korrespondiert mit einer Sojabohnenproduktion von 3,2 Mrd. Scheffel bzw. 87,2 Mio. Tonnen, was einem Anstieg um 5% gegenüber dem Vorjahr entspricht. FAPRI und Informa liegen mit 3,25 Mrd. Scheffel bzw. 3,3 Mrd. Scheffel leicht darüber. Angesichts der zuletzt deutlich gestiegenen Preise könnten sich US-Bauern kurzfristig dazu entschließen, mehr Flächen mit Sojabohnen zu bestellen als derzeit vom USDA unterstellt.

Die Ernte könnte daher höher ausfallen als die derzeitigen USDA-Schätzungen vermuten lassen. Die US-Sojabohnenernte dürfte damit wieder an die guten Ernten der Jahre 2010 und 2009 anschließen, als 90,6 Mio. Tonnen bzw. 91,4 Mio. Tonnen Sojabohnen geerntet wurden. Eine höhere Ernte im weltgrößten Produzentenland USA spricht dafür, dass auch die weltweite Produktion ansteigen sollte. Da auch die Ernten in Südamerika nach den diesjährigen Ernteeinbußen im kommenden Jahr wieder höher ausfallen dürften, könnte das Rekordniveau des Erntejahres 2010/11 von 264,3 Mio. Tonnen möglicherweise wieder erreicht werden. Diese Aussicht dürfte im zweiten Halbjahr Druck auf die Sojabohnenpreise ausüben. Wir rechnen daher mit einem Preisrückgang auf 13 USD je Barrel bis Ende 2012. Ein deutlicherer Preisrückgang dürfte durch den erwarteten Rückgang der US-Lagerbestände verhindert werden.
Baumwolle
Der Preis für Baumwolle in New York ist im März zwischenzeitlich auf ein 3-Monatstief von 87 US-Cents je Pfund zurückgefallen, nachdem Baumwolle bereits im Vorjahr mit einem Minus von 37% die schlechteste Preisentwicklung aller Rohstoffe verzeichnet hatte. Nicht nur der hohe Angebotsüberschuss in der laufenden Saison, sondern auch der Ausblick auf eine weitere Saison mit einem erwarteten Überangebot drückt auf die Preise. Das globale Angebot soll den weltweiten Verbrauch dem USDA zufolge in diesem Erntejahr um knapp 15 Mio. Ballen bzw. 3,25 Mio. Tonnen übertreffen (Grafik 8). Ein höherer Überschuss wurde zuletzt vor 27 Jahren verzeichnet. Gleichzeitig wird ein Anstieg der weltweiten Lagerbestände zum Saisonende im Juli auf 13,6 Mio. Tonnen prognostiziert, was nur knapp unter dem vor fünf Jahren verzeichneten Rekordwert liegt.
In der Saison 2011/12 waren die mit Baumwolle bestellten Flächen aufgrund der bis Frühjahr 2011 stark gestiegenen Preise wie bereits im Vorjahr deutlich ausgeweitet worden was eine Rekordernte ermöglicht. Das USDA hat zuletzt die weltweite Produktionserwartung nochmals leicht nach oben korrigiert. Der trockenheitsbedingte Einbruch in der US Produktion um 13% gegenüber dem Vorjahr wird durch gute Ernten in anderen Ländern wie Indien und China und Pakistan mehr als wettgemacht. Auch das staatliche australische Prognoseinstitut Abares erwartet für die nun anstehende australische Ernte derzeit noch immer ein Rekordniveau, bei knapp 1,1 Mio. Tonnen, obwohl Teile des Landes unter Überschwemmungen litten.
Gleichzeitig sank die globale Nachfrage um 4%, nachdem diese bereits in der Vorsaison rückläufig war. Sowohl makroökonomische Gründe als auch eine weitere Verschiebung zugunsten preisgünstigerer alternativer Fasern trugen hierzu bei. Der Verbrauch bei der Nr. 1 auf der Nachfrageseite, China, dürfte USDA-Schätzungen zufolge 2011/12 auf nur noch 9,5 Mio. Tonnen fallen. Der Staat kauft seit längerem heimische Ware zu attraktiven Preisen zum Aufbau weiterer Lagerbestände an.
Dies lässt zwar Verarbeiter verstärkt auf günstigere Importware zurückgreifen, doch liegen die Importe des Landes bisher unter den hoch gesteckten Erwartungen. Noch rechnet das USDA mit einer Ausweitung der chinesischen Importe in der Saison 2011/12 um 54% auf gut 4 Mio. Tonnen, so hoch wie seit 6 Jahren nicht mehr. Die letzten auf wirtschaftliche Verlangsamung hinweisenden chinesischen Daten könnten diese Schätzung unrealistisch werden lassen.
