Ernteausblick für Getreide, Sojabohnen und Baumwolle


Für die Saison 2011/12 bleibt die Frage offen, wie groß der Einfluss der langen Trockenheit in Südamerika sein wird. Das USDA erwartet laut seiner im März veröffentlichten Schätzung eine Ernte von 22 Mio. Tonnen in Argentinien und 62 Mio. Tonnen in Brasilien. Damit würde die brasilianische Ernte noch immer 4,5 Mio. Tonnen höher ausfallen als im Vorjahr und ein Rekordniveau verzeichnen. Die weltweite Maisproduktion soll sich laut USDA auf rund 865 Mio. Tonnen belaufen. Das wären 35 Mio. Tonnen mehr als im Vorjahr. Da die globale Nachfrage auf 869,5 Mio. Tonnen steigen soll würde sich auch für das Jahr 2011/12 und damit das dritte Jahr in Folge ein wenn auch geringes Marktdefizit ergeben. In der Folge dürften die weltweiten Lagerbestände zum Ende des Erntejahres auf ein 5-Jahrestief absinken. Das globale Lager-Verbrauchs-Verhältnis soll sogar auf ein 38-Jahrestief fallen (Grafik 25).
China dürfte sich zu einem wichtigen Stützpfeiler der Nachfrage entwickeln. Mitte März 2012 erreichten die Maispreise im chinesischen Dalian ein Allzeithoch und lagen mit 50% über den Weltmarktpreisen. Die hohen inländischen Preise bei gleichzeitig niedrigen Reserven dürften zu einer steigenden Maisnachfrage aus China führen. China wird in diesem Erntejahr laut USDA voraussichtlich 4 Mio. Tonnen Mais importieren und damit viermal soviel wie in den letzten beiden Jahren.
Gemäß Aussage der für die Getreidereserven des Landes zuständigen Behörde wird China nach einer 2011 erzielten Rekordernte keine großen Maismengen importieren müssen. Dies steht nicht im Widerspruch zu den USDA-Schätzungen, da die genannten Zahlen lediglich 2% des chinesischen Verbrauchs entsprechen. Wir können uns vorstellen, dass China angesichts der oben geschilderten Umstände höhere Mengen Mais importieren wird.
Ein wesentlicher Faktor für die Nachfrage nach US-Mais, nämlich die Verwendung von Mais zur Produktion von Ethanol, dürfte sich dagegen abflachen. Ein Grund hierfür ist das Auslaufen der Subventionen für die Ethanolbeimischung in Höhe von 45 US-Cents je Gallone sowie des Importzolls von 54 US-Cents je Gallone. Hinzu kommt, dass aufgrund der schwächeren US-Benzinnachfrage auch der Ethanolbedarf sinkt. So sollen im Erntejahr 2012/13 nur noch 4,95 Mrd. Scheffel US-Mais zu Ethanol verarbeitet werden, nachdem diese Menge in 2011/12 noch 5,0 Mrd. Scheffel betragen wird. Der Anteil der US-Maisernte, der zur Ethanolherstellung verwendet wird, würde damit wieder unter die Marke von 40% sinken. Der International Grains Council erwartet für 2012/13 einen Anstieg der weltweiten Maisnachfrage um 19 Mio. auf 893 Mio. Tonnen. Damit bliebe die Nachfrage hinter dem Angebot zurück, was die Möglichkeit eines Lageraufbaus eröffnet.
Aufgrund des derzeit sehr knappen Angebots – die US-Maisvoräte dürften Ende des laufenden Erntejahres laut USDA auf ein 16-Jahrestief fallen (Grafik 5) –, und des hohen Optimismus der spekulativen Finanzanleger bleibt der Maispreis gut unterstützt. Mitte März 2012 erreichten die Netto-Long-Positionen mit rund 274 Tsd. Kontrakten den höchsten Wert seit September 2011.
Wir rechnen daher mit einem Preisniveau von 660 US-Cents je Scheffel bis zur Jahresmitte. Mit der neuen US-Ernte im Herbst dürfte sich die Angebotslage merklich entspannen, so dass der Maispreis gegen Ende des Jahres auf 620 US-Cents je Scheffel nachgeben dürfte. Zu einem deutlichen Preisrückgang dürfte es aber nicht kommen. Dass die derzeit gehandelten Ernteschätzungen tatsächlich eintreten, ist keineswegs sicher, wie das letzte Jahr zeigte. Seit der ersten Prognose im Mai 2011 wurden die Ernteschätzungen mittlerweile um 8,5% gesenkt.

Sojabohnen
Der Sojabohnenpreis an der CBOT ist Ende März auf ein 6-Monatshoch von knapp 14 USD je Scheffel gestiegen. Der Preis profitiert dabei von den anhaltenden Abwärtsrevisionen für die Ernten in Südamerika, wodurch die Nachfrage nach US-Sojabohnen steigt. China dürfte in den kommenden Monaten zudem wieder erheblich mehr Sojabohnen importieren als gegen Ende des vergangenen Jahres. Wie die CFTC-Daten zeigen, haben auch die spekulativen Finanzanleger maßgeblich zum Preisanstieg in den letzten Wochen beigetragen. Mitte März erreichten die spekulativen Netto-Long-Positionen mit 180 Tsd. Kontrakten den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Juni 2006, bei welcher die Finanzanleger gesondert ausgewiesen werden (Grafik 6).
Weltweit wird für das laufende Erntejahr vom USDA mit einer Produktion von rund 245,1 Mio. Tonnen und einer Nachfrage von 254,9 Mio. Tonnen gerechnet. Somit dürfte es erstmals seit drei Jahren wieder zu einem Marktdefizit kommen. Laut des auf Ölsaaten spezialisierten Agraranalysehauses Oil World könnte die globale Sojabohnenproduktion im laufenden Erntejahr sogar um 8,1% auf 242,9 Mio. Tonnen fallen. So verzeichnete die Sojabohnenernte in den USA einen Rückgang um 8% auf 83,2 Mio. Tonnen (Grafik 7).