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Ernteausblick für Getreide, Sojabohnen und Baumwolle

04.04.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Der globale Weizenmarkt bleibt nach einem erneuten Angebotsüberschuss reichlich versorgt. Im kommenden Erntejahr dürfte die Weizenproduktion nur leicht niedriger ausfallen als im Rekordjahr 2011/12. Bei Mais ist aufgrund einer deutlichen Ausweitung der US-Anbaufläche mit einer Rekordmaisproduktion zu rechnen, welche im Erntejahr 2012/13 einen Aufbau der stark abgeschmolzenen US-Lagerbestände erlauben sollte. Bei Sojabohnen führen dürrebedingte Ernteausfälle in Südamerika kurzfristig zu einer Angebotsverknappung. Der globale Baumwollmarkt dürfte auch 2012/13 einen Angebotsüberschuss aufweisen.


Weizen:

Der globale Weizenmarkt bleibt von einem Überangebot geprägt. Für die noch laufende Saison 2011/12 hat das USDA die Schätzungen für die weltweite Produktion seit Juli 2011 kontinuierlich auf einen Rekordwert von 694 Mio. Tonnen angehoben. Mittlerweile soll die Ernte gut 30 Mio. Tonnen höher ausfallen als zwischenzeitlich erwartet. Gleichzeitig wurde zwar auch die Nachfrageschätzung auf 683 Mio. Tonnen nach oben revidiert, allerdings nur etwa halb so stark wie das Angebot. Damit hat sich das zunächst vom USDA prognostizierte Angebotsdefizit in einen beträchtlichen Überschuss mgewandelt, der die weltweiten Weizenvorräte zum Saisonende um etwa 10 Mio. Tonnen ansteigen lassen dürfte. Mit knapp 210 Mio. Tonnen sollen sie nur geringfügig unter dem vor 12 Jahren verzeichneten Rekordniveau liegen.

Auch der Blick in die kommende Saison lässt keine Knappheit bei Weizen erwarten. Die weltweite Anbaufläche dürfte laut International Grains Council (IGC) um 1,5% ausgedehnt werden. Das weltweite Weizenangebot soll in der Saison 2012/13 laut erster Schätzung des IGC hinter dem Rekordniveau von 2011/12 zurückbleiben. Der IGC begründet dies mit etwas geringeren Flächenerträgen, welche das sehr hohe Niveau von 2011 nicht mehr ganz erreichen werden. Mit den vom IGC erwarteten 681 Mio. Tonnen würde aber noch immer ein hohes Ernteniveau erreicht. Die globale Nachfrage soll das globale Angebot im kommenden Erntejahr zwar um 2 Mio. Tonnen übertreffen. Zu einem nennenswerten Abbau der sehr hohen weltweiten Lagerbestände dürfte es daher kaum kommen.

Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) geht von einer Ausdehnung der US-Weizenflächen um 3% auf 55,9 Mio. Morgen aus(Grafik 1). Die US-Weizenernte soll daraufhin um 4,6% auf 56,9 Mio. Tonnen steigen. Auch wenn im Süden und den mittleren Teilen der Great Plains lange zu große Trockenheit herrschte, sind die Bedingungen in wichtigen US-Anbaugebieten durch winterliche Niederschläge insgesamt deutlich besser als im Vorjahr (Grafik 2). In den letzten Wochen war es zudem wärmer als normal, so dass sich die Winterweizenpflanzen schneller entwickeln konnten. Es bleibt allerdings die Sorge vor spätem Frost, der die Pflanzen umso stärker schädigen könnte.

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In Europa bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen die extreme Kälteperiode im Februar auf die Winterweizenernte haben wird. Möglicherweise sind die Frostschäden bisher unterschätzt worden, zumal sich die Situation durch die vorherrschende trockene Witterung noch verschärft. Auch wenn es für eine abschließende Beurteilung noch zu früh ist, sind die Märkte dadurch verunsichert. In einigen Ländern und Regionen, insbesondere im Osten Frankreichs und in Polen müssen große Anbauflächen umgepflügt und neu bepflanzt werden.

Hinreichend Saatgut für Sommerweizen ist allerdings kaum mehr zu bekommen. Das ukrainische Agrarministerium sah sich jüngst dazu veranlasst, seine bereits niedrige Ertragserwartung von 16 Mio. Tonnen frost- und trockenheitsbedingt auf 14 Mio. Tonnen zu reduzieren. Im Vorjahr wurden in der Ukraine dagegen noch 22 Mio. Tonnen Weizen geerntet. Russland könnte Regierungsangaben zufolge in diesem Jahr eine Rekordmenge von 27 Mio. Tonnen Weizen exportieren und würde damit zum zweitgrößten Anbieter knapp hinter den USA aufsteigen.

Auch aus Australien werden positive Einschätzungen für die Ernte in 2012/13 gemeldet, nachdem die Witterungsbedingungen derzeit sehr gut sind. Zwar dürfte die Weizenfläche aufgrund der niedrigeren Preise zugunsten von Gerste und Raps etwas reduziert werden, doch rechnet das staatliche Analyseinstitut Abares mit einer weiteren starken Ernte, nachdem in den beiden Vorjahren Rekordernten an Weizen eingebracht wurden. Trotz eines erwarteten Minus von 13% gegenüber dem Rekord von 29,5 Mio. Tonnen im noch laufenden Jahr 2011/12, wären die derzeit erwarteten 25,7 Mio. Tonnen noch immer beachtlich.

Die CFTC-Daten zur Marktpositionierung lassen erkennen, dass die spekulativen Finanzanleger inzwischen ihre pessimistische Einschätzung bei Weizen etwas korrigieren. So sind die Netto-Short-Positionen derzeit um gut 20 Tsd. Kontrakte niedriger als in der zweiten Februarhälfte. Damals lagen die Netto-Short-Positionen mit 54.733 Kontrakten nur noch knapp unter dem Rekordniveau von Juni 2010 (Grafik 12).

Viele der angebotssteigernden Nachrichten sollten mittlerweile im Preis berücksichtigt sein, so dass wir kaum Abwärtspotenzial für die Preise sehen. Die Unsicherheit über mögliche Frostschäden, zu trockene Witterung und Substitutionseffekte bei der Nachfrage dürften die Preise stützen. Für das vierte Quartal 2012 erwarten wir einen Preis für Weizen an der CBOT von 700 US-Cents je Scheffel. Europäischer Mahlweizen dürfte das ganze Jahr über der Marke von 200 EUR je Tonne handeln.


Mais

Ende März hat das USDA die Ergebnisse einer Umfrage unter US-Farmern zu den Anbauplänen für die Saison 2012/13 bekanntgegeben. Die Maisfläche soll dabei auf 95,9 Mio. Morgen steigen. Dies wäre der höchste Wert seit 75 Jahren und entspricht zwei Drittel der Fläche Deutschlands. Damit dürfte die US-Maisernte, normale Witterung und den zuletzt vom USDA unterstellten Flächenertrag von 164 Scheffel je Morgen vorausgesetzt, auf ein Rekordniveau von 14,5 Mrd. Scheffel bzw. 370 Mio. Tonnen steigen (Grafik 4, Seite 3).




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