Marktbericht: Edelmetalle wie entfesselt


Das Metall der Könige eröffnete bei 1.660 Dollar und damit erkennbar über seiner Unterstützung bei 1.650 Dollar. Gleich in der ersten Handelsstunde sprangen die Notierungen des gelben Metalls um rund 20 Dollar in die Höhe und dieses Niveau konnte sogar bis auf einen Schlusskurs bei 1.689,90 Dollar ausgebaut werden. Gegenüber dem vorherigen Handelstag bedeutete dies einen Zuwachs um 27,10 Dollar oder 1,63 Prozent. Silber verteuerte sich um 60 Cents (1,86 Prozent) auf 32,84 Dollar. Bei Platin reichte es zu einem Kursaufschlag um 22 Dollar bzw. 1,36 Prozent auf 1.645 Dollar. Der Palladiumpreis legte um elf Dollar (1,68 Prozent) auf 667 Dollar zu.
Europa-News belasten Greenback
Hauptgrund für die gestrige Edelmetall-Rallye war einmal mehr der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar. Bereits im europäischen Handel konnte die Gemeinschaftswährung rund einen halben Cents gegen die US-Valuta gutmachen, nachdem das wichtigste deutsche Konjunktur-Barometer (Ifo-Index) um 0,1 Zähler auf 109,8 Punkte anstieg. Dies war das fünfte Plus in Folge und schürte die Hoffnung, dass das Land der Dichter und Denker die alte Welt aus der Rezession zieht. Weiteren Auftrieb erhielt der Euro durch die Nachricht, dass der Schutzwall gegen die europäische Währung verstärkt werden soll. Gestern bestätigte Bundeskanzlerin Merkel zum ersten Mal die seit längerer Zeit kursierenden Gerüchte ein zeitweilig paralleles Fortbestehen beider Rettungsschirme.
Bernanke gibt dem Dollar den Rest
Verstärkt wurde der Abgabedruck auf den Dollar darüber hinaus einmal mehr durch den Chef der amerikanischen Notenbank Ben Bernanke. Dieser ließ verlauten, dass die amerikanische Ökonomie sich zwar auf einem grundsätzlich erfreulichen Weg befindet, aber dennoch mehr Wachstum benötigt. Diese Aussagen wurden vom Markt dahingehend verstanden, dass die US-Zentralbank an ihrer faktischen Nullzinspolitik noch länger festhalten wird. Zwischen den Zeilen glaubten manche Anleger zudem, Hinweise auf ein neuerliches Quantitave-Easing-Programm herausgehört zu haben. Das führte beim Euro zu einem weiteren Aufwärtsschub. Unterm Strich werte die Gemeinschaftswährung gegen den Greenback gestern um rund 1,5 Cents auf und das sorgte naturgemäß bei den Edelmetallen für eine gesteigerte Kauflaune, die auch nicht durch schlechte Konjunkturdaten aus Europa oder Bad News von der Schuldenfront ausgehebelt werden konnte.
Im Moment scheint der Glaube an eine Bewältigung der europäischen Schuldenkrise fast unerschütterlich zu sein. In diesem Zusammenhang hofft man auch auf eine wirtschaftliche Erholung in der Eurozone. Sollte diese tatsächlich in ihrer Gesamtheit zeitnah auf den Wachstumspfad zurückfinden, könnten die US-Schulden wieder verstärkt in den Anleger-Fokus rücken und zu einer weiteren Abwertung des Greenbacks führen. In diesem Fall steht zu erwarten, dass die edlen Metalle sich schrittweise wieder etwas nach oben hangeln.