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Industriemetalle: Kostendruck bei Aluminium

23.10.2007  |  Eugen Weinberg
Obwohl Aluminium zu den wichtigsten Industriemetallen zählt, war die Preisentwicklung bis dato moderat. Angesichts eines starken Kostendrucks sehen wir mittel- bis langfristig jedoch Potenzial zu Preissteigerungen, zumal China in Zukunft wieder mehr Aluminium ein- als ausführen sollte.

Aluminium

Der Aluminiumpreis geriet im Spätsommer unter Druck und fiel von 2900 USD je Tonne im Mai auf nun knapp 2500 USD. Ausschlaggebend für den Preisrückgang waren fallende Preise für Bauxit bzw. Alumina und stark steigende Lagerbestände. Die Vorräte an der LME haben gegenüber dem Tief im Dezember 2006 rund 250 Tausend Tonnen bzw. 40% zugenommen. Mittlerweile liegt die Reichweite der Lagerbestände auf Basis des globalen Verbrauchs wieder knapp 10 Tagen. Dies ist im Vergleich zu den Reichweiten der Lagerbestände von Kupfer und Zink relativ hoch.

Der Schlüssel für die weitere Nachfrage- und Preisentwicklung liegt in China. China hat mit gut 25% am weltweiten Verbrauch bzw. 27% der weltweiten Produktion eine dominante Stellung am Aluminiummarkt. Diese belegen auch die jüngsten Zahlen: gemäß World Bureau of Metal Statistics ist der weltweite Aluminiumverbrauch in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres um 9% gestiegen - ohne China wäre der Verbrauch gesunken. Doch fast ebenso beeindruckend sind die Zahlen auf der Angebotsseite: China produzierte in den ersten acht Monaten gut 35% mehr als im Vergleichszeitraum 2006 und trug damit gut 80% des weltweiten Produktionswachstums bei.

Wir erwarten, dass die hohe Nachfragedynamik in China anhält. Vor allem die boomende Autoindustrie hat einen immens wachsenden Bedarf. Immerhin lag die Autoproduktion in der ersten Jahreshälfte rund 20% über Vorjahr. Aber auch die hohe Investitonstätigkeit treibt die Nachfrage: auf die Bauindustrie entfällt ein großer Teil der chinesischen Verwendung. Gleichzeitig versucht die chinesische Regierung die Ausweitung der Produktionskapazitäten nicht zuletzt aufgrund ihrer hohen Energieintensität zu bremsen. So wurde eine Reihe von Richtlinien geändert, wobei die Exportsteuern angehoben und Importzölle gesenkt wurden. Dies führte zu einem deutlichen Rückgang der Exporttätigkeit. China wurde sogar kurzfristig zum Nettoimporteur, was nicht zuletzt ein Grund für den Preisanstieg in der ersten Jahreshälfte war. Zwar sind die Nettoexporte zuletzt wieder leicht gestiegen, aber im August hat die chinesische Regierung Halbfertigerzeugnisse mit einer 15% Exportzoll belegt, was einen weiteren Rückgang der Exporte erwarten läßt. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass China mittel- bis langfristig zum Nettoimporteur wird. Dies dürfte zu einem Paradigmenwechsel und steigenden Preise führen. Diese Einschätzung teilt im Übrigen auch der größte chinesischen Aluminiumproduzenten, Chalco.

Ein weiteres Argument für langfristig steigende Preise ist die Kostenexplosion. Nach einer starken Korrektur im Vorjahr haben die Preise für Aluminiumoxid nun wieder angezogen. Außerdem befinden sich die Strompreise, die den größten Teil der Kosten ausmachen, wegen der Hausse der Preise für Energieträger in einem langfristigen Aufwärtstrend. Die Transportkosten für Trockengüter, zu denen die Metalle zählen, haben in den letzten Monaten ebenfalls massiv angezogen. Die Gewinnmarge der Aluminiumhersteller ist dementsprechend wieder gesunken, weil die Kosten für die Ausgangsrohstoffe, den Transport und die Lohnkosten gleichzeitig gestiegen sind. Die Kluft zwischen den wichtigsten Kostenkomponenten und dem Aluminiumpreis hat sich zuletzt verringert. Insgesamt rechnen wir kurzfristig mit eher seitwärts tendierenden und langfristig steigenden Aluminiumpreisen.


Zink

Verhalten positiv sind wir auch für Zink gestimmt. Das Metall, das hauptsächlich in der Stahlgalvanisierung benötigt wird, hat zuletzt unterdurchschnittlich abgeschnitten. Der Grund dafür dürften u.a. die höheren Bleipreise sein. Diese lassen eine erhöhte Bleiförderung und - da Zink und Blei zumeist zusammen vorkommen - auch eine höhere Zinkförderung erwarten. Nun deuten aber die auf den niedrigsten Stand seit 1991 gefallenen Lagerbestände und eine wieder stärker steigende Produktion galvanisierten Edelstahls in China auf eine weiterhin robuste Nachfrage hin. Darüber hinaus dürften die anhaltend hohen Nickelpreise einen positiven Substitutionseffekt bedingen, weil die unterschiedlichen Edelstahlsorten in einigen Anwendungsbereichen durchaus austauschbar sind.


Blei

Dagegen negativ sind wir nach wie vor für Blei und Kupfer eingestellt. Die dramatisch steigenden Lagerbestände bei Blei, deren Rückgang zuvor eine Hausse hervorrief, führten bisher noch nicht wie eigentlich zu erwarten wäre zu einer starken Korrektur. Seit Mitte Mai haben sich die Bleipreise fast verdoppelt während sich die LME-Lagerbestände halbiert haben. Nun zogen die Vorräte in nur einer Woche um über 60% an, was den Bleipreis bislang kaum beeinflusst hat. Wir glauben, dass der derzeitige Anstieg der Lagerbestände auf eine weitaus geringere Knappheit hindeutet als die Preise derzeit eskomptieren, und ewarten, dass der Bleipreis bald wieder unter 3000 USD fällt.


Kupfer

Wir glauben, dass die sich dramatisch verlangsamende Baukonjunktur in den USA auf den Kupferpreis mittelfristig negativ auswirken wird und rechnen bereits zum Jahresnede mit einem Preis von unter 7000 USD je Tonne.





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