Ist Gold noch ein sicherer Hafen?

Silber:
Die Eintrübung der globalen Konjunkturaussichten ist nicht spurlos am Silberpreis vorübergegangen. Denn gut die Hälfte der Silbernachfrage entfällt auf industrielle Anwendungen. Das zeigt sich auch an der nachlassenden Dynamik der chinesischen Silberimporte. Im September beliefen sich diese auf nur noch 265 Tonnen, was einem Rückgang um knapp 40% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres zusammengenommen liegen die Importe knapp 30% unter dem Niveau der entsprechenden Vorjahresperiode. Der Silberpreis hat sich vom Einbruch Ende September denn auch kaum nennenswert erholen können und notiert weiterhin deutlich unter dem im Frühjahr bei knapp 50 USD je Feinunze verzeichneten 30-Jahreshoch. Das Gold-Silber-Verhältnis liegt seit Ende September kontinuierlich über der Marke von 50. Das ist ca. 10 Punkte höher als das Niveau, welches bis Mitte September Bestand hatte. Sollte sich die Krise verschärfen, sind auch deutlich höhere Niveaus denkbar.
Im Herbst 2008 stieg das Gold-Silber-Verhältnis kurzzeitig bis auf 90. Die zuletzt enttäuschende Preisentwicklung von Silber zeigt sich auch im nachlassenden Optimismus der spekulativen Finanzanleger. Die spekulativen Netto-Long-Positionen haben sich seit Anfang September nahezu gedrittelt und erreichten Mitte Oktober mit weniger als 10 Tsd. Kontrakten den niedrigsten Stand seit Mai 2009 (Grafik 14, Seite 6). Die ETF-Anleger sind Silber dagegen weitgehend treu geblieben, ohne allerdings neue Investitionen zu tätigen. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Silber-ETFS bewegen sich seit etwa drei Monaten nahezu konstant bei gut 17.000 Tonnen. Hier dürfte die monetäre Eigenschaft von Silber zum Tragen kommen. Diese zeigt sich auch am anhaltend hohen Interesse nach Silbermünzen (Grafik 4).
Aktuellen Daten der US-Münzanstalt zufolge beläuft sich der Absatz von Silbermünzen seit Jahresbeginn auf gut 36 Mio. Unzen. Das ist bereits mehr als im Gesamtjahr 2010, als bereits ein Rekordwert erzielt wurde. Der Silberpreis dürfte sich von seiner derzeitigen Schwäche erholen und im Jahr 2012 seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen. Wir rechnen mit einem durchschnittlichen Silberpreis von 35 USD je Feinunze im laufenden Quartal und einem Preisanstieg auf 40 USD je Feinunze bis Ende 2012.
Platin/Palladium:
Aufgrund des hohen Anteils der Industrie an der Gesamtnachfrage leiden Platin und Palladium besonders an der Eintrübung der globalen Konjunkturaussichten. Bei beiden Edelmetallen gab es zuletzt nennenswerte ETF-Abflüsse (Grafik 5). Die Bestände der von Bloomberg erfassten Platin-ETFs verringerten sich seit Anfang September um knapp 8%, die von Palladium seit Ende August sogar um 14%. Auch die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger sind in den vergangenen Wochen deutlich zurückgegangen (Grafiken 16 und 18, Seite 6).
Wir haben daher die Preisprognosen für Platin und Palladium in diesem und im nächsten Quartal gesenkt. Platin dürfte im laufenden Quartal durchschnittlich 1.650 USD je Feinunze kosten und damit 150 USD weniger als Gold. Erst im ersten Halbjahr 2012 dürfte Platin die Lücke zu Gold wieder schließen. Palladium dürfte im vierten Quartal bei durchschnittlich 700 USD je Feinunze handeln. Eine ausführlichere Publikation zu Platin und Palladium werden wir nach dem Halbjahresbericht von Johnson Matthey veröffentlichen, welcher im November erscheint.

Auf einen Blick





