Preise für Lebendvieh bleiben hoch

In den letzten Jahren sind die Bestände an Rindern in den USA deutlich gesunken (Grafik 5). Zum einen waren dafür die steigenden Futterpreise verantwortlich, zudem waren wichtige Weidegebiete von starker Trockenheit betroffen. Der Nachschub für die zur Fleischproduktion verkauften Rinder ist dadurch knapper geworden, was die Preise hat steigen lassen. Auch derzeit hat die Trockenheit hohe Schlachtraten bei Kühen zur Folge, was die Kälberzahlen für dieses und nächstes Jahr reduziert. Der Rinderbestand zu Jahresanfang war 2011 mit knapp 92,6 Mio. Tieren 1,4% niedriger als Anfang 2010 und damit der niedrigste in 53 Jahren. Auch am 1. Juli lagen die Bestände in den verschiedenen Fleischviehklassen um 1-5% unter Vorjahresniveau.
Vor allem der niedrigere Bestand an Jungvieh lässt das USDA kaum eine Ausdehnung der Herden älterer, zur Schlachtreife kommender Tiere vor 2014 erwarten. Der weltweite Rinderbestand war dagegen größer als zunächst angenommen. Der Hauptgrund dafür ist der deutlich höher als erwartet angegebene Anfangsbestand in Russland, bei dem der erwartete starke Rückgang gegenüber dem Vorjahr nicht eingetreten ist. Vielmehr hat die Jahrhundertdürre des Jahres 2010 in Russland nur zu einem geringfügig niedrigen Anfangsbestand als im Vorjahr geführt. Der Rinderbestand in der EU war zu Jahresbeginn allerdings nochmals um 1,2% geringer als im Vorjahr, was den Trend der letzten Jahre fortsetzt.
Die Preise für Mastrinder sind hoch, obwohl auch hier die trockenheitsbedingte Knappheit an Futter auf der Weide insbesondere im Süden der USA zu erhöhten Verkäufen geführt hat. Preisstützend wirkt hier die Aussicht darauf, dass noch über die nächsten 2 Jahre ein geringes Angebot an Mastrindern vorhanden sein wird. In den letzten Monaten ist der Break-even-Preis für Aufzuchtbetriebe in den Great Plains stark gestiegen. Im April hatte er noch bei 109,4 US-Cents je Pfund gelegen, im Juni und Juli aber bei knapp 125 US-Cents. Die Masttätigkeit ist in den USA stark in den Great Plains konzentriert. Da die Verkaufspreise mit im Monatsdurchschnitt jeweils um 109 US-Cents je Pfund niedriger als im April (119,6) lagen, hat die Marge seit Mai ins Negative gedreht.
Gleichzeitig entwickelt sich die internationale Nachfrage nach dem Endprodukt Fleisch sehr dynamisch: Während die Importe der USA an Rind- und Kalbsfleisch nach unten gerichtet sind, weisen die Exporte einen positiven Trend auf (Grafik 6). Die Rindfleischexporte haben nach Angaben der US Meat Export Federation im ersten Halbjahr 2011 gegenüber der Vorjahresperiode in der Menge um 25% und im Wert um 40% zugelegt. Laut Organisationsangaben haben die USA damit die Führungsposition bei den Rindfleischexporten von Brasilien zurückerobert. Bleibt der Export so hoch, sollten neue Rekordstände für das Jahr erreicht werden.
Die Großhandelspreise für Rindfleisch in den USA haben im letzten Jahr (Kalenderjahr 2010) um 16% angezogen und sind auch 2011 bis Juli um weitere 9% gestiegen. Zum einen wurde das Angebot knapper, zum anderen zog die Nachfrage insbesondere aus Asien an und damit Ware vom US-Markt ab. Dies schlug sich auch in den US-Einzelhandelspreisen nieder (Grafik 7).

Eine Untersuchung des USDA vom Februar 2011 ergab, dass die Einzelhandelspreise von Rindfleisch 19-29% einer vorangegangenen Preissteigerung bei den Großhandelspreisen innerhalb eines halben Jahres übernehmen und die Großhandelspreise sogar 52-54% einer Änderung der Viehpreise auf Farmebene nachvollziehen, wobei der Großteil der Anpassung bereits im ersten Monat vonstatten geht. Dabei sind die Preisveränderungen symmetrisch zwischen Farm- und Großhandelspreisen, unabhängig von Größe und Richtung der Veränderung, während sich Änderungen in den Großhandelspreisen nicht symmetrisch in den Einzelhandelspreisen auswirken. Vielmehr findet bei einer Preisbewegung nach unten die Anpassung der Einzelhandelspreise nur mit einer starken Verzögerung statt.
Insgesamt ist damit zu rechnen, dass sich die hohen Preise für Rinder erst im späteren Verlauf des Jahres 2012 in einem nennenswert höheren Angebot niederschlagen dürften, wobei die Entwicklung der Futter- und Energiekosten sowie die Witterung eine bedeutende Rolle spielen werden. Diese Faktoren bremsen derzeit trotz hoher Rinderpreise die Bereitschaft zur Ausdehnung der Herden. Der Markt für Rinder dürfte also bis auf weiteres hohe Preise bei deutlichen Schwankungen zeigen.
Auf einen Blick


