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Industriemetalle: Neue Rekorde in 2011

15.12.2010  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Kupfer:

Unter den Industriemetallen weist Kupfer unserer Meinung nach die angespannteste fundamentale Situation auf. Diese ist durch eine sich weiter erholende globale Nachfrage sowie ein relativ geringes Angebot gekennzeichnet. Das spricht für weiter steigende Kupferpreise.

Der globale Kupfermarkt ist derzeit von einem hohen Angebotsdefizit geprägt. Laut Daten von WBMS belief sich dieses von Januar bis September auf 112 Tsd. Tonnen (Grafik 4). Brook Hunt geht davon aus, dass sich das Defizit im nächsten Jahr auf 497 Tsd. Tonnen deutlich ausweiten wird, bevor sich die Situation 2012 etwas entspannt. Aber selbst dann kann das Angebot die Nachfrage nicht vollständig befriedigen.

Neben China dürften zukünftig die anderen Schwellenländer wie z.B. Indien, Russland und Brasilien aufgrund hoher Investitionen in die Infrastruktur die wesentlichen Nachfragetreiber für Kupfer bleiben. Die Schwellenländer hatten schon 2010 hohe Nachfragezuwächse verzeichnet und so maßgeblich zur Verknappung des Kupfermarktes beigetragen. In den Industrienationen hat sich die Nachfrage mittlerweile ebenfalls deutlich erholt, hat allerdings noch nicht wieder Vorkrisenniveaus erreicht, so dass hier weiteres Aufholpotenzial besteht. Die gestiegene Nachfrage spiegelt sich u.a. in sinkenden Lagerbeständen wider: An der LME und SHFE liegen die Kupfervorräte mit 351 Tsd. und 116 Tsd. Tonnen jeweils knapp 40% unter den Höchstständen. Die Lagerreichweite nähert sich somit wieder einem kritischen Niveau (Grafik 5).

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Besorgnis erregend zeigt sich die Lage auf der Angebotsseite. Insbesondere sinkende Metallgehalte in den Erzen machen den Produzenten zu schaffen. Der weltweit größte Kupferproduzent, Chile, berichtete jüngst u.a. deshalb für die ersten drei Quartale des Jahres eine im Vergleich zum Vorjahr nahezu unveränderte Produktion. Trotz der Inbetriebnahme neuer Projekte kann die Produktion unter dem Strich kaum noch ausgeweitet werden. Ähnlich geht es anderen wichtigen Produzentenländern. Nennenswerte neue Mengen kommen frühestens 2013 auf den Markt. Bis dahin bleibt nicht nur der Markt für verarbeitetes Kupfer, sondern auch der für Kupferkonzentrat nach Einschätzung der führenden Minenbetreiber im Defizit.

Schuld daran sind verschobene bzw. auf Eis gelegte Minenprojekte im Zuge des starken Preisverfalls 2008. Darüber hinaus werden neue Vorkommen primär in politisch instabilen Regionen wie z.B. Afrika gefunden, so dass die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet werden kann. Hinzu kommt, dass der Kupferabbau zukünftig weitgehend Untertage stattfinden wird, wodurch sich die Kosten deutlich erhöhen. Für die Inbetriebnahme neuer Projekte dürfte künftig ein höherer Kupferpreis notwendig sein. Dieser wird vom unabhängigen Research-Institut CRU auf über 6.000 USD je Tonne veranschlagt und sollte zugleich eine natürliche Preisuntergrenze für Kupfer darstellen.

Kurzfristig dürfte das Angebot durch die geplante Einführung von ETPs auf Industriemetalle zusätzlich deutlich eingeengt werden, was sich in steigenden Preisnotierungen niederschlagen sollte. Im Vergleich zu Aluminium ist der Kupfermarkt sehr angespannt, so dass hier die größten Auswirkungen zu beobachten sein dürften.

Insbesondere aufgrund der strukturellen und nachhaltigen Probleme auf der Angebotsseite erwarten wir einen Preisanstieg von Kupfer auf 9.500 USD je Tonne bis Ende 2011. Die magische Marke von 10.000 USD je Tonne dürfte im darauffolgenden Jahr überschritten werden. Sollten sich die Angebotsprobleme noch verschlimmern oder die Nachfrage stärker als bislang erwartet zulegen, könnte dieses Niveau auch schon im kommenden Jahr erreicht werden.


Nickel:

Nach drei Jahren im Überschuss wird der globale Nickelmarkt 2010 wieder ein Angebotsdefizit aufweisen (68 Tsd. Tonnen laut Brook Hunt). Dies könnte jedoch eine Eintagsfliege sein. Denn aufgrund der Produktionsaufnahme in neuen Projekten dürfte der Markt bereits im kommenden Jahr wieder ausgeglichen sein und 2012 erneut einen hohen Überschuss verzeichnen. Diese Ansicht wird von führenden Nickelproduzenten geteilt. Neben der Wiederinbetriebnahme der kanadischen Nickelminen von Vale nach dem mehr als einem Jahr andauernden Streik, hat allein der weltweit zweitgrößte Nickelproduzent zwei weitere Projekte (Goro in Neu-Kaledonien, Onca Puma in Brasilien) mit Kapazitäten von jeweils 60 Tsd. Tonnen vorzeitig gestartet.

In Madagaskar steht die Ambatovy-Mine ebenfalls kurz vor der Produktionsaufnahme. Und auch mittelfristig kommt neues Material auf den Markt (z.B. Koniambo-Projekt von Xstrata Mitte 2012). Aufgrund der hohen Nickelpreise lohnt sich zudem die Produktion von Nickel pig iron in China, die laut CRU 2011 auf 155 Tsd. Tonnen ausgeweitet werden soll. Dadurch wird das globale Angebot zusätzlich erhöht.

Auf der Nachfrageseite dürfte das Momentum aus der Edelstahlindustrie nachlassen. Nachdem diese sich von der Finanzkrise deutlich erholt hat, sollte das Wiederauffüllen der Lagerbestände bald zu Ende sein (Grafik 6). Da die Edelstahlindustrie mit einem Anteil von rund 70% der mit Abstand wichtigste Nickelverbraucher ist, dürfte sich dies negativ auf die Nickelnachfrage und damit den -preis auswirken. An der LME werden mittlerweile wieder Lagerbestände aufgebaut.

Obwohl sich das fundamentale Bild am Nickelmarkt eintrübt, gehen wir zunächst im Einklang mit den anderen Metallen von einem weiteren Preisanstieg auf 26.800 USD je Tonne zur Jahresmitte aus. Am Jahresende sollte Nickel etwas niedriger bei rund 25.000 USD je Tonne notieren.


Zink:

Im Zuge der höheren Stahlproduktion wurde auch die globale Zinkproduktion deutlich ausgeweitet. Dies resultierte jedoch in einem Angebotsüberschuss von 292 Tsd. Tonnen in den ersten neun Monaten des Jahres, wie Daten von WBMS zeigen. Bevor 2012 ein Abbau des Überschusses einsetzt, weitet sich dieser laut Einschätzung von Brook Hunt im kommenden Jahr zunächst auf 461 Tsd. Tonnen aus. Ausschlaggebend dafür ist der Abbau der Überkapazitäten am Stahlmarkt, insbesondere in China.

Zum einen könnten die implementierten Energiesparmaßnahmen auch im nächsten Jahr beibehalten werden, zum anderen intensiviert die chinesische Regierung ihre Bemühungen, umweltschädliche und ineffiziente Produktionsanlagen stillzulegen. In Europa hat kürzlich ArcelorMittal, der weltweit größte Stahlhersteller, aufgrund einer schwachen Nachfrage einige Hochöfen vorübergehend stillgelegt.

Im Vergleich zu anderen Metallen wurden die Lagerbestände von Zink in den letzten Monaten nicht abgebaut. Im Gegenteil: An der LME befinden sich die Zinkvorräte mit 700 Tsd. Tonnen auf einem 6-Jahreshoch, an der SHFE liegen sie mit 299 Tsd. Tonnen in der Nähe des Rekordhochs (Grafik 7). Der jüngste Anstieg der Schmelz- und Verarbeitungsgebühren deutet auf ein reichhaltiges Angebot hin und dürfte einem Abbau der Lagerbestände im Wege stehen.

Trotz der Verschlechterung der fundamentalen Situation am Zinkmarkt dürfte der Zinkpreis im Rahmen der allgemein positiven Marktstimmung bis Mitte 2011 auf 2.600 USD je Tonne steigen. Zum Jahresende sollte er etwas schwächer bei 2.500 USD je Tonne handeln.

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