Folgenreiche Energiesparmaßnahmen in China

Zinn im Aufwind
Zinn ist im Aufwind und hat sich mit einem Plus von 38% seit Jahresbeginn in diesem Jahr unter den Industriemetallen am stärksten verteuert. Unterstützung erfährt Zinn dabei in erster Linie von massiven Angebotsproblemen in Indonesien, dem weltweit zweitgrößten Produzentenland und größten Exporteur. Das indonesische Energieministerium hatte bereits Anfang August verlautbaren lassen, dass die lokale Zinnproduktion in diesem Jahr das angestrebte Ziel von 105 Tsd. Tonnen deutlich verfehlen wird. Vor allem aufgrund von starken Regenfällen, die den Minenabbau massiv beeinträchtigen, werden 2010 wahrscheinlich nur rund 85 Tsd. Tonnen Zinn produziert. Da die hohen Niederschläge ungewöhnlich lange anhalten, könnte auch die neue Prognose zu optimistisch sein.
Damit könnten sich auch Exportschätzungen des Handelsministeriums zu hoch erweisen: bereits jetzt erwartet man mit 80 Tsd. Tonnen eine 19% geringere Ausfuhr als im Vorjahr. Die niedrigere Produktion kann zudem nur bedingt durch lokale Lagerbestände aufgefangen werden, da diese insbesondere bei kleineren Produzenten weitgehend aufgebraucht sind. Auch andernorts kommt die Zinnproduktion nicht in Schwung. Im Gegenteil: In Peru, dem weltweit drittgrößten Zinnproduzenten, stagniert sie auf Vorjahresniveau. Und im Kongo, dem größten afrikanischen Zinnproduzenten, wurde sogar in den zinnreichen östlichen Provinzen des Landes ein generelles Verbot für den Bergbau verhängt.
Die Probleme auf der Angebotsseite treffen auf eine anziehende Nachfrage. Dies spiegelt sich unter anderem in deutlich fallenden Lagerbeständen an der LME wider. Von ihrem 7,5-Jahreshoch Ende Januar haben sie sich mittlerweile auf 13,5 Tsd. Tonnen mehr als halbiert. Damit wurde zugleich das niedrigste Niveau seit knapp 1,5 Jahren markiert (Grafik 7). Auch die jüngsten Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) bestätigen die Knappheit am globalen Zinnmarkt. So übertraf die Nachfrage das Angebot in den ersten sieben Monaten des Jahres um knapp 10 Tsd. Tonnen, was aufs Jahr hochgerechnet und bezogen auf die Produktion einem Defizit von annähernd 5% entspräche.
Da wir nicht davon ausgehen, dass die Angebotsprobleme kurzfristig gelöst werden können, haben wir unsere Preisprognose für das vierte Quartal 2010 auf 23.000 USD je Tonne nach oben angepasst. Im nächsten Jahr gehen wir von einem Anstieg des Zinnpreises auf über 25.000 USD je Tonne aus.

Auf einen Blick



