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Folgenreiche Energiesparmaßnahmen in China

24.09.2010  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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China ist bei den meisten Industriemetallen der mit Abstand wichtigste Anbieter (Grafik 3). Die Verringerung des Angebots fällt in einen Zeitraum, in dem sich die Situation an einigen Märkten ohnehin anspannt (Grafik 4). Am Nickelmarkt beispielsweise übertraf die Nachfrage das Angebot in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres um 19 Tsd. Tonnen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres verbuchte der Markt noch einen Angebotsüberschuss von 23 Tsd. Tonnen. Vor allem das Produktionsplus am Edelstahlmarkt, auf den zwei Drittel der Nickelnachfrage entfällt, trieb die Nachfrage. Denn die Edelstahlproduktion lag mit 15,6 Mio. Tonnen im ersten Halbjahr gut 44% höher als in der ersten Jahreshälfte 2009.

Alles in allem sehen wir deshalb die Preise für Industriemetalle gut unterstützt und die von uns bislang erwartete Korrektur im Herbst dürfte ausbleiben. Wir haben daher unsere Preisprognosen in der Breite deutlich angehoben. Für Kupfer und Zinn sehen wir teils aus marktspezifischen Gründen weiteres Preissteigerungspotenzial, was wir im zweiten Teil im Einzelnen erörtern (siehe unten).

Der Nickelpreis dagegen dürfte nach dem starken Preisanstieg in den letzten Wochen die jüngste Verknappung am Markt hinreichend eskomptieren. Dies gilt umso mehr, als dass sich die Nachfrage aus der Edelstahlindustrie aufgrund der bereits erfolgten Aufstockung der Lagerbestände in der zweiten Jahreshälfte verlangsamen dürfte. Auch die seit einigen Wochen seitwärts tendierenden LME-Lagerbestände geben zur Zeit keine weiteren Impulse, weshalb die Preise im vierten Quartal nochmals auf gut 22.000 USD je Tonne nachgeben dürften, bevor sie im nächsten Jahr weiter anziehen werden.

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Die Aluminiumpreise dürften dagegen vor allem auf kurze Sicht gut unterstützt sein, denn die energieintensive Aluminiumproduktion wird von den chinesischen Energiesparmaßnahmen am stärksten betroffen sein. Skeptiker könnten zwar auf die noch immer hohen Lagerbestände verweisen, aber immerhin ist auch hier in den letzten Wochen ein gradueller Abbau zu beobachten. Darüber hinaus war der Markt zuletzt fast ausgeglichen: während im Vorjahr von Januar bis Juli nach WBMS ein Produktionsüberschuss von knapp 1,5 Mio. Tonnen zu verbuchen war, waren Angebot und Nachfrage im gleichen Zeitraum des laufenden Jahres fast gleichauf. Blei und Zink profitierten von der allgemein positiven Stimmung am Metallmarkt und konnten einen Teil der Verluste der letzten Monate wieder aufholen. Augrund der nach wie vor deutlichen Marktüberschüsse sehen wir hier aber kein weiteres Preispotenzial.


Im Einzelnen: Kupfer

Der Kupferpreis hat zwischenzeitlich bei über 7.900 USD je Tonne den höchsten Stand seit fünf Monaten markiert. Für den jüngsten Preisanstieg waren gleich mehrere Faktoren verantwortlich. Zum einen wurden zuletzt sowohl in den USA als auch vor allem in China überraschend positive Konjunkturdaten veröffentlicht. Die daraus resultierende niedrigere Risikoaversion der Marktteilnehmer schlug sich nicht nur in steigenden Aktienmärkten, sondern auch in höheren Metallpreisen nieder.

Zum anderen stützten die oben diskutierten Energiesparmaßnahmen in China. Diese dürften in erster Linie die Herstellung der metallischen Rohstoffe wie z.B. die Kupferproduktion betreffen. China besitzt die weltweit größten Kupferschmelzkapazitäten. Sollten die Energiesparmaßnahmen rasch implementiert werden, würde damit ein bedeutender Teil der Weltproduktion wegfallen. Bereits im August ist die Kupferproduktion in China schon nicht mehr gestiegen und stagnierte im Vergleich zum Vormonat bei 397 Tsd. Tonnen. Sollte die Produktion in den nächsten Monaten zurückgehen, müsste die aktuell lebhafte Nachfrage durch vermehrte Importe aufgefangen werden. Im August sind die Kupfereinfuhren in China im Vergleich zum Juli weiter auf knapp 380 Tsd. Tonnen gestiegen und lagen seit Jahresbeginn mit 2,95 Mio. Tonnen nur unwesentlich unter dem Vorjahresrekord.

Trotz der bislang anhaltend hohen Importe gehen die Vorräte in den Lagerhäusern der Börsen Shanghai (SHFE) und London (LME) weiter kontinuierlich zurück. An der SHFE sind sie zuletzt auf 98,2 Tsd. Tonnen und damit den niedrigsten Stand seit Anfang des Jahres gesunken. Vom Allzeithoch Ende April haben sie sich mittlerweile nahezu halbiert. Auch an der LME fallen die Kupferbestände fast ununterbrochen. Mit 380 Tsd. Tonnen liegen sie aktuell gut 31% unter dem 6,5-Jahreshoch von Mitte Februar.

Die höhere Nachfrage spiegelt sich in einer Einengung des globalen Kupfermarktes wider. Gemäß Angaben von WBMS wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres 70 Tsd. Tonnen mehr nachgefragt als hergestellt (Grafik 5). Die International Copper Study Group (ICSG) beziffert das Angebotsdefizit im ersten Halbjahr 2010 sogar auf 281 Tsd. Tonnen. Laut Angaben der führenden Minenunternehmen im Kupferbereich befindet sich auch der Markt für Kupferkonzentrat deutlich im Defizit. Dies spiegelt sich in sehr niedrigen Schmelz- und Verarbeitungsgebühren wider, da eine Vielzahl von Schmelzereien um das nur begrenzt verfügbare Angebot konkurriert.

Nicht zuletzt wurden auch die spekulativ orientierten Marktteilnehmer am Kupfermarkt wieder optimistischer und haben verstärkt auf steigende Preise gesetzt. Wie die Statistik der CFTC zeigt, wurden die Netto-Long-Positionen an der COMEX in den letzten Wochen erneut deutlich ausgeweitet. Mit 23,5 Tsd. Kontrakten haben sie derzeit das Niveau von Mitte April erreicht.





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