Oil Markets Monthly

Es sollen drei Behörden entstehen, die sich unabhängig voneinander um die Genehmigung der Bohrrechte, die Einhaltung der Sicherheitsvorgaben und Einnahmen aus der Ölförderung kümmern. Eine Abstimmung im Senat wird nach Ende der Sommerpause erwartet. Aufgrund der bevorstehenden Kongresswahlen am 2. November glaubt jedoch keiner an eine schnelle Einigung. Zumal sich die Stimmen gegen die Gesetzesvorlage mehren. Vor allem die Abschaffung der Schadensersatzgrenze stößt bei den Republikanern auf Widerstand. Sie befürchten, dass aufgrund der steigenden Kosten Tiefseebohrungen vor allem für kleinere Unternehmen unrentabel werden. Diese machen einen nicht unerheblichen Anteil an der Tiefseeförderung im Golf von Mexiko aus.
Gegner dieses Gesetzes warnen zudem vor einer einhergehenden drastischen Kürzung der Öl- und Gasproduktion im Golf von Mexiko und den Verlust weiterer Arbeitsplätze. Lag die Offshore-Erdölförderung der USA 1990 noch bei rund 13% der US-Gesamtförderung, ist sie im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte auf 31% angestiegen. In welchem Ausmaß das momentane Verbot von Tiefseebohrungen und die zu erwartenden restriktiveren Gesetzesvorschriften die Ölförderung der nächsten Jahre beeinflussen werden, ist momentan kaum zu quantifizieren. Fest steht aber, dass Tiefseebohrungen in den USA und in anderen Teilen der Welt - auch hier wird über strengere Sicherheitsstandards nachgedacht - schwieriger und damit weniger attraktiv für Unternehmen werden sollten.
Ausblick auf 2011
Die Datenveröffentlichungen haben zuletzt weltweit eine Abschwächung der konjunkturellen Dynamik signalisiert, so dass die Unsicherheit in Bezug auf die weitere Entwicklung groß ist. Entsprechend lohnt sich ein Blick auf den Ölmarkt im kommenden Jahr. Wir halten die aktuellen Double Dip-Sorgen für die USA für überzogen, rechnen allerdings sowohl für die USA als auch für Europa nur mit einer zähen konjunkturellen Erholung. Die Ölnachfrage der OECD-Länder könnte sich daher im laufenden Jahr leicht erhöhen, gefolgt von einer Stagnation 2011.
Der weltweite Ölkonsum sollte sich aber nach dem Einbruch 2009 in beiden Jahren deutlich erhöhen, denn der Nachfragezuwachs ist hauptsächlich auf China und die anderen asiatischen Länder zurückzuführen. Die International Energy Agency (IEA) rechnet mit einem Plus von 2,2% auf 86,6 Mio. bpd 2010 und 1,5% auf 87,9 Mio. bpd 2011. Die Energy Information Administration (EIA) dagegen erwartet einen Zuwachs von 1,9% auf 85,9 Mio. bpd im laufenden Jahr und 1,8% auf 87,4 Mio. bpd im nächsten Jahr. Von dem von der IEA errechneten Nachfragezuwachs gehen für die beiden genannten Jahre jeweils an die 40% auf einen zunehmenden chinesischen Bedarf zurück!
Der steigenden Nachfrage steht allerdings auch ein höheres Angebot gegenüber. Die IEA geht von einem zunehmenden Angebot der Nicht-OPEC-Länder sowohl 2010 als auch 2011 aus, allerdings verlangsamt sich die Geschwindigkeit (2009: 51,7 Mio. bpd, 2010: 52,6 Mio. bpd, 2011: 52,9 Mio. bpd). Auch hier ist die EIA pessimistischer: Sie rechnet zwar mit einem Anstieg der Produktion im laufenden Jahr auf 51,1 Mio. bpd, für 2011 gibt sie aber bereits einen leichten Rückgang an, da die Produktion in Mexiko und in der Nordsee nach ihren Angaben rückläufig ist.
Damit zeigt sich, dass die Nicht-OPEC-Länder zunehmend weniger Spielraum haben, auf zukünftige Nachfragesteigerungen mit einer höheren Produktion zu reagieren. Auch von Seiten der OPEC ist ein steigendes Angebot zu erwarten - dafür sprechen die stärkere Nachfrage sowie der per saldo zu erwartende Ölpreisanstieg. Die IEA beziffert den “call on OPEC crude“ mit 28,8 Mio. bpd in diesem Jahr und 29,1 Mio. bpd im kommenden Jahr, der relativ moderate Anstieg resultiert dabei aus dem aller Wahrscheinlichkeit starken Anstieg des Angebots an NGLs. Bei der EIA fällt der “call on OPEC crude“ angesichts der abweichenden Bewertung der Angebots- und Nachfragesituation höher aus.
Die Situation bei den Lagerbeständen zeigt, wie schwach die Ölnachfrage aktuell noch ist. Die OECD-Lagerbestände lagen zum Ende des zweiten Quartals bei 2760 Mio. Barrel - damit würden die Lager bei derzeitiger Nachfragesituation für 61 Tage reichen. Die Reichweite der Lagerbestände ist dementsprechend im Vergleich zu den beiden Vorquartalen wieder angestiegen, und die Lager befinden sich deutlich über einem zu dieser Jahreszeit üblichen Niveau. Auf Sicht der nächsten Quartale sollten die Lagerbestände jedoch angesichts der allmählichen konjunkturellen Erholung langsam wieder zurückgehen.
© Sintje Diek
Economics & Research
Quelle: HSH Nordbank AG
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