Edelmetalle Aktuell


Nicht nur die beiden wichtigsten Platinmetalle, auch das Gold konnte in den letzten zweieinhalb Wochen zulegen. Verglichen mit den beiden weißen Metallen hielten sich die Gewinne dabei zunächst in engen Grenzen. Dies lag auch daran, dass das Gold anfangs einen deutlichen Einbruch zu verdauen hatte, bei dem es von knapp 1.125 $ auf 1.085 $ je Unze zurückgefallen war.
Beobachter schoben den überraschend deutlichen Rückschlag auf eine - oberhalb der Marke von 1.100 $ - zurückgehende Nachfrage, aber auch auf eine überraschende Zinsanhebung in Indien um 0,25 Prozent, welche die Opportunitätskosten für das Halten von unverzinslichen Goldpositionen im Vergleich zu anderen Anlagealternativen erhöht.
Ebenfalls eine negative Rolle hat zu Beginn sicherlich die nächste Runde des Wertverfalls beim Euro gespielt. Dieser fiel in den ersten Tagen des Berichtszeitraumes gegenüber dem Dollar von über 1,38 auf nur noch 1,3267 zurück und damit auf den tiefsten Stand seit Mai letzten Jahres. Durch die Schwäche des Euros verteuert sich der Goldpreis in Europa und, so das Kalkül der Händler, damit sinke die Nachfrage. Vor einem solchen Hintergrund werden dann oft auch spekulative Leerverkäufe getätigt, um an einem weiteren Preisverfall zu partizipieren.
Nicht immer geht allerdings eine solche Rechnung auf und die Kursbewegung der letzten beiden Wochen war dafür ein sehr typisches Beispiel: Der Euro legte vorübergehend eine vorsichtige Trendwende hin und das, obwohl die jüngsten Nachrichten aus Griechenland alles andere als positiv waren; die Anschläge in Moskau und im Mittleren Osten zeigten einmal wieder die latent vorhandenen geopolitischen Gefahren auf; der Ölpreis legt innerhalb weniger Tage um fast 10 Prozent auf 87 $ je Barrel zu und auch die Nachfrage nach Gold-ETFs sprang unter $1.100 wieder an. Plötzlich sah das Umfeld für Gold gar nicht mehr so schlecht aus und die Notierung stieg vor diesem Hintergrund dann auch rasch wieder an. Nach Ostern übersprang es jetzt sogar das letzte zyklische Hoch von Mitte März, das bei knapp 1.133 $ gelegen hatte. Bis zum heutigen Mittag vermochte es das gelbe Metall allerdings nicht, auch noch das Monatshoch vom 3. März bei 1.144,60 $ zu erreichen oder gar zu überspringen.
Trotz der psychologischen Unterstützung durch die weißen Metalle und der raschen Erholung in den letzten Tagen sieht das Gold aktuell eher etwas kopflastig aus. Im Gegensatz zu den anderen Edelmetallen fehlt dem Metall die massive Unterstützung durch industrielle Nachfrage. In einer solchen Situation helfen dann auch die Hoffnungen auf eine ansteigende Nachfrage durch die bevorstehende Hochzeitssaison in Indien und die Nachrichten über andauernde Streiks in peruanischen Goldminen nur wenig. Auch die Meldung, dass die Produktion in Russland im ersten Quartal um 10 Prozent gesunken sei, hat vielleicht bei dem Wiederanstieg in der letzten Woche etwas geholfen, dürfte aber kaum langfristigen positiven Auswirkungen auf den Goldpreis haben.
Einen Durchmarsch hin zum Allzeithoch des Goldpreises, das im Dezember letzten Jahres bei 1.226 $ erreicht worden war, wird es deshalb wohl vorerst nicht geben. Schon mit dem Erreichen der Marke von 1.175 $ könnte sich das Metall schwer tun. Auf der anderen Seite zeigt sich aber unterhalb der Marke von 1.100 $ immer wieder ein starkes Kaufinteresse. Mit den beiden letztgenannten Preisen dürfte deshalb die Handelsspanne für die kommenden Tage erst einmal abgesteckt sein
Während es das Gold auf Dollar-Basis bisher noch nicht geschafft hat, ein neues Monatshoch zu erreichen, sah dies auf Basis des Euros ganz anders aus: Mit 852 € je Unze (27,39 € je Gramm) wurde heute Mittag einmal mehr ein neues Allzeithoch verzeichnet.
Die privaten Anleger haben sich von diesem Rekord nicht abschrecken lassen. Die Nachfrage nach Investmentbarren ist trotz des hohen Preise nur leicht rückläufig gewesen, wobei zuletzt vor allem mittelgroße Barren mit einem Gewicht von 1 Unze bis 250g gefragt waren.
Silber
Wie fast immer wurde der Silberpreis in den letzten zweieinhalb Wochen von einer ganzen Reihe von unterschiedlichen Gründen beeinflusst. Diese überschneiden sich zum Teil mit den ebenfalls stark industriell genutzten Platinmetallen; zum Teil ähneln sie aber auch den Ursachen, die das Gold in der ihm allgemein zugebilligten besonderen Rolle als Krisenmetall und Inflationsabsicherung bewegen.
Die Preisbewegungen der anderen Metalle waren entsprechend beim Silber ebenfalls wiederzufinden. Anfangs gab es Verluste und das Metall fiel auf 16,53 $ zurück, in den folgenden Tagen konnte es dann aber wieder deutlich zulegen und erreichte erstmals seit Mitte Januar wieder Preise von über $18 je Unze. Bis zum Jahreshoch bei 18,85 $ ist allerdings noch Platz, ein rasches Ansteigen auf diesen Wert wäre in der aktuellen Marktverfassung wohl erst einmal noch übertrieben. Langfristig sehen wir den Preis aber angesichts zahlreicher neuer industrieller Anwendungen weiterhin gut unterstützt.
Die Nachrichten von der Minenseite waren in den letzten Tagen gemischt und dürften sich gegenseitig neutralisiert haben. Dem oben erwähnten Streik in Peru, der auch die Silberausbringung betrifft, stehen Nachrichten aus Mexiko gegenüber, nach denen die Silberproduktion in dem Land im Januar um 4,6 Prozent auf 231 Tonnen gestiegen sei.
Platin
Der Platinpreis konnte in den letzten zweieinhalb Wochen deutlich zulegen und stieg zum ersten Mal seit Sommer 2008 wieder über die Marke von 1.700 $ je Unze hinaus an. In der Spitze erreichte das Metall heute Mittag einen Preis von 1.723 $; im Vergleich zum 19. März, dem Tag der Abfassung unseres letzten Berichts, bedeutete dies ein Plus von über 6 Prozent.
Der Anstieg hatte eine Reihe von Ursachen. Zum einen half die generell freundliche Stimmung auf den Rohstoffmärkten. So legte in den letzten 18 Tagen u.a. der Ölpreis deutlich zu, aber auch andere Industriemetalle wie Kupfer, Aluminium und Nickel gewannen massiv an Wert. Die wirtschaftliche Erholung, die sich nicht zuletzt auch an in einigen Ländern bereits wieder steigenden Zinsen zeigt, spielt dabei aktuell scheinbar ein größere Rolle als die rein spekulative Nachfrage. Dies macht - und das gilt besonders auch für die Platinmetalle - die aktuelle Preisrallye deutlich nachhaltiger als jene vor beinahe zwei Jahren, die seinerzeit in erster Linie von spekulativen Interessen getrieben zu sein schien.
Aber es gibt auch "hausgemachte" Gründe für den Anstieg der Platinmetallpreise im Allgemeinen und des Platinpreises im Besonderen: