Edelmetalle Aktuell


Die Großwetterlage hat in den letzten Monaten selten gegen das Gold gesprochen, aber in den letzten Wochen spitzte sich die Situation auf den internationalen Wirtschafts- und Finanzmärkten nun noch einmal deutlich zu.
So gab es z.B. aus den USA zuletzt ziemlich schlechte Konjunkturdaten: Das Konsumentenvertrauen rutschte auf ein Sechs-Monats-Tief und der Einlaufmanagerindex fiel seit 1984 nicht mehr so stark ab wie im vergangenen Monat. Außerdem gab es schlechte Nachrichten vom Arbeitsmarkt und die Hauspreise waren den achten Monat in Folge im Rückwärtsgang.
Die Europäer haben allerdings keinen Grund, mit dem Finger über den Atlantik zu zeigen: Griechenland ist faktisch pleite; die Ratingagentur S&P hat die Kreditwürdigkeit des Landes am Montag um gleich drei Noten auf nunmehr “CCC“ herabgesetzt. Damit hat Griechenland die schlechteste Note aller bewerteten Länder weltweit. Von dem heutigen Krisentreffen der EU-Finanzminister ist dabei nichts zu erwarten, was die Situation befriedigen könnte. Die Folgen für die Euro-Zone aus dieser Entwicklung sind derzeit kaum abzusehen.
Auch aus dem Europa außerhalb der Euro-Zone gibt es z.T. ebenfalls keine guten Nachrichten. So kommt die Wirtschaft in England nicht aus der Krise und die Rating-Agentur Moody‘s hat bereits gewarnt, dass das Land sein Toprating einbüßen könnte, wenn das Wachstum so schwach bliebe und die Regierung ihre Ziele für die Haushaltskonsolidierung weiter verfehle.
Und auch in China, der dritten großen Wirtschaftsregion ist nicht mehr alles Gold was glänzt. Die Autoverkäufe sind rückläufig (siehe links); die Inflation liegt auf einem Rekordniveau und die Währung steigt ebenso wie die Zinsen, wobei sich letzteres zu einer Giftpackung für den überhitzten Immobilienmarkt entwickeln könnte. Immerhin lag im Mai die Industrieproduktion mit einem Plus von 13,3% im Vergleich zum Vorjahr noch auf einem sehr hohen Niveau.
Angesichts der weltweit verteilten, schlechten Nachrichten dürfte derzeit auch den größten Optimisten der eine oder andere Zweifel befallen. Für die Goldnachfrage durch Investoren hierzulande heißt dies wohl, dass die nächste Kaufwelle nur eine Frage der Zeit sein könnte. Es wäre die dritte seit der Lehmann-Pleite 2008 und angesichts der begrenzten Produktionskapazitäten bei den Herstellern von Barren und Münzen wären in einem solchen Fall trotz besserer Vorbereitungen in Form größerer Vorräte wohl wieder Lieferfristen vorprogrammiert. Noch gibt es allerdings mehr als ausreichende Bestände und alle Stückelungen sind direkt verfügbar.
Ein wenig entspannend in der aktuellen Lage wirkt vielleicht auch, dass sich die Goldpreisentwicklung in den letzten Wochen nicht als Einbahnstraße darstellte und Investoren deshalb noch Vorsicht walten lassen. So kam der Goldpreis in der vorletzten Woche dann auch erst einmal unter Druck, als die neuesten Bestandsdaten vom Ölmarkt von den Händlern als negativ ausgelegt wurden.
Die Situation änderte sich aber schon zwei Tage später wieder, als die Arbeitsmarktdaten aus den USA viel schlechter als erwartet ausfielen und so auf das Andauern der wirtschaftlichen Misere in den Staaten hinwiesen. In einer solchen Situation ist sicher auch nicht mit einer raschen Steigerung des Dollar-Zinsniveaus zu rechnen, auch das ist für den Goldpreis eher positiv.
Die Notierung stieg vor diesem Hintergrund wieder rasch auf knapp über 1.550 $ an und bewegte sich bis zum vergangenen Wochenende seitwärts zwischen 1.530 $ und 1.550 $ je Unze.
Gestern kam es dann überraschend doch noch einmal zu Abgaben, die tiefere Kurse mit sich brachten. Als Begründung wurde einmal mehr der sinkende Ölpreis genannt. Lange wird dieser als Indikator für den Goldpreis aber möglicherweise nicht mehr herhalten können, denn wenn die Energiepreise in Zeiten wirtschaftlicher Rückschläge nachhaltig einbrechen, könnte es sehr wohl sein, dass das Gold in seiner Rolle als “sicherer Hafen“ trotzdem sehr gesucht bleiben wird. Ein ähnliches Szenario gab es ja bereits 2008 nach der Lehmann-Pleite.
Und so scheint die Marke von 1.500 $ derzeit nicht ernsthaft in Gefahr, auch wenn sich das charttechnische Umfeld in den letzten Tagen etwas eingetrübt hat.
Silber
Der Silberpreis bewegte sich in den letzten beiden Wochen im Großen und Ganzen wieder parallel zur Goldnotierung, wobei die prozentualen Schwankungen bei dem weißen Metall wie üblich sehr viel stärker ausfielen.
Besonders augenfällig war dies auch rund um das Pfingstwochenende, als das Gold nur 1,5% an Wert verlor, das Silber aber nach einem ersten Einbruch am Freitag dann am Montag eine zweite Verkaufswelle erlebte, die zusammen einen Kursverlust von fast 10% brachten.
Der dabei erreichte Tiefstkurs von 34,55 $ war der niedrigste seit dem 23. Mai. In den letzten Stunden gab es wieder eine leichte Erholung und das Metall stieg zurück auf fast 35 $ an. Auch auf Euro-Basis hat die Notierung rund um das Wochenende Verluste hinnehmen müssen. Mit derzeit etwas mehr als 770 € je Kilo hat das Metall 2011 nur im Januar/Februar - damals allerdings noch deutlich niedriger bei 630 € - notiert.
Charttechnisch sieht das Silber derzeit nicht ganz so gut aus, die Marke von 33,85 $ muss nun halten, sonst könnten erneute Verluste drohen. Das gilt selbst für den Fall, dass das Gold einigermaßen stabil bleibt. Das nächste Kursziel läge danach dann bei 32,30 $ je Unze, dem Tiefstkurs aus der ersten Mai-Hälfte. Nach oben bildet auf den Charts derzeit die Marke von 37,25 $ einen massiven Widerstand, der nicht ganz so schnell zu durchbrechen sein dürfte.
Die Nachfrage durch die Investoren lag, was Barren und Münzen angeht auf einem durchschnittlichen Niveau, von den kleineren Barren haben einige im Moment Lieferfristen. Bei den ETFs gab es in der letzten Woche noch Käufe in Höhe von über 1,8 Mio. Unzen, gestern dann aber massive Abgaben von über 6,6 Mio. Unze.
Die eher spekulativ angehauchten Akteure an der New Yorker Terminbörse nahmen die im Wochenverlauf zunehmend schlechtere Kursentwicklung zum Anlass sich von über 6,5 Mio. Unzen Silber zu trennen. Die Pluspositionen an der COMEX sind nun so niedrig wie seit Anfang Januar nicht mehr.
Einen Dämpfer könnte dem Silber in den letzten beiden Wochen auch gegeben haben, dass die chinesische Banken- und Wertpapieraufsicht CRBC die lokalen Banken dazu aufrief, ihre Kunden stets bezüglich möglicher Margenänderungen bei börsengehandelten Silberkontrakten auf dem Laufenden zu halten, so dass diese ggf. ihre Positionen abbauen könnten. Marktbeobachter bewerteten diesen Schritt als Ausdruck von Befürchtungen der CRBC, dass vor dem Crash des Silberpreises letzten Monat zahlreiche Kleinanleger mit nur geringer Marktkenntnis in den Markt gelockt worden waren und sich nun massive Verlusten gegenüber sehen würden.
Der weltgrößte Primärproduzent von Silber, die mexikanische Gesellschaft Fresnillo, teilte in der vorletzten Woche mit, dass er auch in Zukunft auf Kurssicherungsgeschäfte setzen würde. Insgesamt habe die Firma derzeit 13,4 Mio. Unzen Silber mit Laufzeiten bis 2013 abgesichert.