Edelmetalle Aktuell

Gemeinsam mit dem ebenfalls deutlich gewachsenen Fahrzeugabsatz in China (hier gab es bei den PKWs im März nach ersten Schätzungen diesmal allerdings "nur" ein Plus von 40 Prozent auf 840.000 Fahrzeuge) hält Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer die Entwicklung in den USA für ein Indiz, dass die weltweite Pkw-Industrie die Krise hinter sich gelassen hat. Der weltweite Aufschwung laufe, so der Leiter des Center Automotive Research.
Die deutschen Autohersteller müssen dabei ihr Heil aber zwangsläufig im Export suchen, auf dem deutschen Automarkt ist nämlich das Ende der Abwrackprämie deutlich zu spüren. Im März gingen hierzulande die Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 26,5 Prozent auf 295.000 Autos zurück. Der Verband der Importeure in Deutschland (VDIK) rechnet für das laufende Jahr je nach wirtschaftlicher Entwicklung mit 2,8 Millionen bis 2,9 Millionen Verkäufen.
Was das gesamte erste Quartal angeht - rund 670.000 Neuwagen wurden in diesem Zeitraum neu zugelassen - lag der deutsche Pkw-Markt um 23 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreswert. Im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum 2008, es war das letzte Quartal vor den ersten Anzeichen der Finanz- und Wirtschaftskrise, betrug das 2010er Minus übrigens aber "nur" 9 Prozent.
Der Anteil an Fahrzeugen mit Diesel-Antrieb hat von Januar bis März im Vergleich zum Vorjahr wieder zugenommen, er lag bei fast 40 Prozent.
Aber nicht nur von der Verbrauchsseite gab es Nachrichten, die den Platinpreis nach oben trieben, auch auf der Angebotsseite läuft derzeit nicht alles rund und das treibt den Preis zusätzlich.
Aus Südafrika kam am letzten Dienstag z.B. die Nachricht, dass es in der Schmelze von Lonmin erneut einen Unfall gegeben habe, der zu einer Stilllegung der Anlage für einen Zeitraum von 30 - 40 Tagen führen wird.
Allerdings will Lonmin durch die Inbetriebnahme von zwei kleineren Ersatzanlagen die Folgen des Ausfalls abmildern. Entsprechend werde der neuerliche Unfall in dem in der Vergangenheit schon öfters problembehafteten Ofen auch keine Auswirkungen auf das Unternehmensergebnis im 1. Halbjahr haben, so ein Sprecher von Lonmin. Was die eigentliche physische Ausbringung angeht, könnte diese aber trotzdem negativ betroffen sein, da die beiden erwähnten Öfen zusammen mit einem dritten, der im April zusätzlich eingeschaltet werden könnte, nur 40 Prozent der Produktionskapazität des jetzt ausgefallenen Hauptofens haben.
Noch nicht endgültig abzuschätzen sind die für die Entwicklung Südafrikas langfristigen Folgen der Ermordung des rechtsgerichteten Burenpolitikers Eugene Terreblanche. Der Politiker hatte in der jüngeren Vergangenheit praktisch keinerlei Rolle mehr im politischen Spektrum der Regenbogennation gespielt; seinem Tod scheint nun aber nach der jüngst erfolgten Radikalisierung auf der linken Seite des politischen Spektrums im Land auch eine solche auf der rechten Seite zu folgen.
Mit dieser Entwicklung steigt zumindest unterschwellig das politische Risiko am Kap und dies könnte langfristig durchaus negative Auswirkungen auf das Investitionsklima mit entsprechenden Folgen auch für die Rohstoffproduktion haben.
Es bleibt deshalb zu hoffen, dass die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika, die am 11. Juni beginnt, die politischen Wogen wieder glättet und den relativen Frieden und Optimismus der Mandela-Ära wieder ein Stück weit herstellen kann.
Was die weitere Entwicklung des Platinpreises angeht, ist kurzfristig mit einer Änderung der positiven Tendenz nicht zu rechnen. Preise unter 1.640 $ sollten deshalb von industriellen Endverbrauchern fürs Erste auf jeden Fall als Kaufgelegenheit betrachtet werden. Nach oben gibt es derzeit wenig charttechnischen Widerstand, angesichts der für den Preis eher freundlichen fundamentalen Lage ist deshalb auch schwer zu sagen, wo die aktuelle Rallye ein Ende finden könnte.
Palladium
Die starke Entwicklung bei den Autoverkaufszahlen in den USA und China wirkt sich angesichts der Affinität für Benzinmotoren in diesen beiden Märkten sicherlich vor allem auch positiv für das Palladium aus. Zusammen mit den seit Jahresbeginn verzeichneten Käufen bei den ETFs und den jüngsten Meldungen über Produktionsausfälle und neue politische Probleme in Südafrika war die Saat für einen weiteren Anstieg des Palladiumpreises gelegt:
Von knapp $480 je Unze zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts am 19. März stieg das Metall (nach einem kurzen Rückschlag auf knapp unter 440 $) schließlich auf 510 $ heute Morgen an. Dies war der höchste Stand der letzten beiden Jahre und das Metall ist nun nur noch 80 $ vom langjährigen Höchststand vom März 2008 entfernt.
Angesichts der Meldungen aus Südafrika - das Land am Kap produziert immerhin fast 40% des jährlich weltweit neu geförderten Metalls - können wir momentan nicht mehr ausschließen, dass sich das Metall entgegen unserer ursprünglichen Erwartungen nicht doch auch schon kurzfristig über der Marke von 500 $ festsetzt und dabei seine Rallye in Richtung des 2008er Gipfels sogar fortsetzt.
Erfahrungsgemäß wird es aber auch bei einer generell aufwärts gerichteten Tendenz immer wieder Rückschläge geben und wir bleiben deshalb bei unserer an dieser Stelle schon oft geäußerten Empfehlung für industrielle Endverbraucher, solche Zwischentiefs für Eindeckungen auch in weiterer Zukunft liegender Bedarfe zu nutzen. Dabei sollte vorerst nicht auf allzu große Preisabschläge spekuliert werden, denn bei 470 $, 440 $ und schließlich 410 $ gibt es jeweils starke charttechnische Unterstützung.
Nur eine neuerliche Runde in der Finanz- und Wirtschaftskrise könnte dieses insgesamt positive Bild zerstören und auch wieder einmal Preise unter der Marke von $400 bringen. Aktuell ist eine solche Entwicklung aber nicht in Sicht.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Die drei "kleinen" Platinmetalle erlebten im Berichtszeitraum eine stark unterschiedliche Entwicklung. Das Rhodium konnte nach einem kurzen Einbruch deutlich zulegen und erreichte heute wieder einen Preis in Höhe von 2.650 $ - 2.750 $ je Unze. Die bereits bei Platin genannten Gründe für die Käufe gelten sicher auch für Rhodium, wobei es speziell heute Nachfrage aus Asien war, die den Preis nach oben trieb.
Dem Ruthenium fehlt es nach den bereits erfolgten Preissteigerungen in diesem Jahr derzeit noch an neuen Käufern, das Metall notiert aktuell bei 185 $ - 195 $. Gleiches gilt für das Iridium, das bei seinem Höhenflug erst einmal eine Pause eingelegt hat und weiter bei 480 $ - 500 $ notiert.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
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