Industriemetalle: Starke Preiskorrektur voraus

Im Zuge des stark gestiegenen Zinkpreises wurden viele stillgelegte Produktionskapazitäten wieder angefahren und so das weltweite Angebot ausgeweitet. Dadurch wurde beispielsweise auch der Ausfall der Century-Zinkmine in Australien kompensiert. Aufgrund eines Bruchs der Transport-Pipeline, die das Metall von der Mine zum Hafen befördert, kann seit Anfang Oktober kein Zinkkonzentrat verschifft werden. Die Mine hat eine Produktionskapazität von jährlich 500.000 Tonnen und steht damit für 4% der globalen Minenproduktion.
Die Lagerbestände an den beiden wichtigsten Metallbörsen in London und in Shanghai sind bedingt durch die höhere Produktion deutlich gestiegen. Mit über 490.000 Tonnen wurde an der LME der höchste Stand seit mehr als vier Jahren registriert. Allein im letzten Jahr haben sich die Bestände dort fast verdoppelt. In Shanghai wurde mit knapp 222.000 Tonnen sogar ein Rekordniveau erreicht. Gemäß Einschätzungen des chinesischen Metall-Informationsdienstes Antaike liegen darüber hinaus in nicht börsenerfassten Lagerstätten weitere rund 1 Mio. Tonnen Zink. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage relativ verhalten.
Die Stahlbranche wurde von der Wirtschaftskrise stark getroffen und erholt sich nur langsam. Zink wird zum überwiegenden Teil in der Produktion von galvanisiertem Stahl verwendet. Der Markt ist mit Zink daher gut versorgt. Brook Hunt erwartet in 2010 einen Angebotsüberschuss von 400.000 Tonnen. Dieser könnte sich noch ausweiten, da China plant, im laufenden Jahr die Mehrwertsteuer in Höhe von 17% auf Zinkexporte zu erlassen. Dies dürfte zusätzliche Produktionsanreize schaffen und in Folge dessen die Exporte in China anziehen lassen und so den Zinkmarkt zusätzlich belasten.
Wir erwarten daher im Verlauf des ersten Halbjahres eine starke Korrektur des Zinkpreises bis auf 2.100 USD je Tonne, bevor dieser sich im weiteren Jahresverlauf auf knapp 2.300 USD je Tonne wieder erholt.

Blei
Wie bei den anderen Industriemetallen ist auch der Bleimarkt von einem reichhaltigen Angebot und hohen Überschüssen geprägt. Die International Lead and Zinc Study Group berichtete für die Monate Januar bis Oktober 2009 einen globalen Angebotsüberschuss von 51.000 Tonnen. Dies ist auf eine gestiegene Produktion, vor allem in China, zurückzuführen (Grafik 8). Eine höhere chinesische Produktion hat dabei Produktionsrückgänge in Europa, den USA, in Lateinamerika und Japan mehr als kompensiert. Im Oktober wurde daher weltweit die höchste monatliche Produktion bislang in 2009 verzeichnet. Durch die hohe lokale Produktion sind die chinesischen Netto-Importe von Blei zuletzt massiv gefallen und lagen im Oktober rund 90% tiefer als in der Spitze im April.
In den letzten Jahren war China bei Blei überwiegend Netto-Exporteur, was schon bald wieder der Fall sein könnte. Die Schließung mehrerer kleiner Bleischmelzen in China nach einem Umwelt- und Vergiftungsskandal dürfte aufgrund des hohen Angebots keine größeren Auswirkungen haben. Da die Nachfrage nur zögerlich anzieht, hat die hohe Produktion zu einem massiven Anstieg der Lagerbestände geführt. Mit fast 150.000 Tonnen wurde an der LME ein 6-Jahres-Hoch erreicht. Laut dem chinesischen Metall-Informationsdienst Antaike liegen in China außerhalb der offiziellen Lagersysteme zusätzlich ca. 120.000 Tonnen Blei.
Die Nachfrage könnte zudem einen herben Dämpfer erhalten, wenn das nationale Standardkomitee Chinas neue verschärfte Richtlinien für Elektrofahrräder (E-Bikes) einführt. Ein erster Versuch ist allerdings kürzlich am Widerstand von vielen kleinen Fahrradproduzenten gescheitert. E-Bikes machen rund 20% der chinesischen Bleinachfrage aus. Wir erwarten für Blei im Einklang mit den anderen Metallpreisen bis Juni eine Korrektur bis auf 2.050 USD je Tonne. Anschließend dürfte der Bleipreis bis Jahresende wieder auf knapp 2.200 USD je Tonne steigen.