Industriemetalle: Starke Preiskorrektur voraus

So steigen die LME-Kupfervorräte, die einen Aufschluss über die gegenwärtige Angebots-/Nachfragesituation geben sollten, immer weiter an und liegen mittlerweile bei über 500.000 Tonnen. Seit Mitte Juli haben diese sich somit fast verdoppelt. Bei den anderen Metallen ergibt sich ein ähnliches Bild, bei einigen ist der Lageranstieg sogar noch deutlich ausgeprägter als bei Kupfer (Grafik 3).
Im Zuge der deutlich gestiegenen Metallpreise haben viele Unternehmen ehemals stillgelegte Produktionsanlagen und verschobene Projekte wieder reaktiviert. Da die Preise mittlerweile signifikant über den Produktionskosten liegen, dürften die Minenbetreiber weitere Mittel in den Ausbau bestehender bzw. in die Erschließung neuer Minen über das bereits erfolgte Maß hinaus investieren. Dadurch wird jedoch das ohnehin schon hohe Angebot nochmals ausgeweitet. Neben einem weiteren zu erwartenden Lageraufbau dürften damit auch signifikante Überschüsse an den Metallmärkten auflaufen, zumal sich die weltweite Nachfrage außerhalb Chinas noch relativ verhalten zeigt.
Bislang wurden diese negativen Fundamentaldaten von den Marktteilnehmern weitgehend ignoriert. Die Euphorie über eine wirtschaftliche Erholung beherrscht seit Monaten das Bild. Dies sollte sich jedoch unserer Meinung nach bald ändern, da die aktuell sehr hohen Metallpreise fundamental nicht zu rechtfertigen sind. Wir sehen daher bei allen Industriemetallen deutliches Korrekturpotenzial und erwarten in den nächsten Monaten signifikant niedrigere Metallpreise. Im weiteren Jahresverlauf rechnen wir mit einer Erholung der Preise. Diese sollte durch eine Manifestierung der Erholung der Weltwirtschaft sowie durch neuerliche Investmentzuflüsse in die Rohstoffmärkte allgemein und die Metallmärkte im Speziellen unterstützt werden.
Die Industriemetalle im Einzelnen
Aluminium
Einhergehend mit einem Anziehen des Aluminiumpreises ist auch die Aluminiumproduktion wieder kräftig angesprungen, vor allem in China. Gemäß Angaben des International Aluminium Institute hat die Produktion in China seit dem Tief im Februar um fast 50% angezogen und ist mittlerweile höher als je zuvor. Laut Schätzungen des chinesischen Metallinformationsdienstes Antaike könnte China in 2010 die Produktion gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2009 sogar noch um 25% auf 17 Mio. Tonnen ausweiten. Bereits jetzt besteht am Aluminiummarkt ein starker Angebotsüberschuss (Grafik 4). Hinzu kommt eine gut gefüllt Pipeline zur Inbetriebnahme und zum Bau neuer Schmelzen und von Projekten, vor allem im Nahen Osten und in Asien.
Im Zuge der gestiegenen Produktion und bedingt durch hohe chinesische Importe sind die Lagerbestände innerhalb und außerhalb der Börsensysteme auf bzw. in die Nähe von Rekordhochs geklettert. Noch ist ein Großteil der Vorräte durch langfristige Finanztransaktionen gebunden und steht deshalb dem Markt derzeit nicht zur Verfügung. Diese Bestände dürften jedoch im Laufe dieses Jahres auf den Markt kommen und so das Angebot zusätzlich ausweiten. Die hohen Importe Chinas im ersten Halbjahr 2009 sind bis Oktober eingebrochen und haben seit dem Hoch im April um 93% nachgegeben.
Damit fällt eine wesentliche Nachfragestütze weg. Die industrielle Nachfrage erholt sich zudem nur sehr langsam, wobei diese in der Autoindustrie, dem größten Abnehmer von Aluminium in der westlichen Welt, künstlich herbeigeführt wurde und eine Nachhaltigkeit daher in Frage gestellt werden muss. Wir erwarten, dass der Aluminiumpreis im ersten Halbjahr wieder unter 2.000 USD je Tonne fällt. Im weiteren Jahresverlauf dürften sich die Preise erholen.