Ölpreise auf Erholungskurs
Auf den Ausverkauf an den Ölmärkten, der bis vorige Woche Freitag anhielt, folgte in der laufenden Handelswoche eine Erholung, die den nächstfälligen Juli-Future wieder über die 50-Dollar-Marke je Barrel Brent bewegte. Die Volatilität im Vorfeld des OPEC-Treffens am 25. Mai bleibt damit erhalten. Im Laufe der Woche äußerten sich einige OPEC- und Nicht-OPEC-Mitglieder, eine Verlängerung der Förderbegrenzung zu unterstützen, was die Preiserholung begünstigte. Hinzu kam ein hoher Lagerabbau in den USA, wenngleich die USÖlproduktion weiterhin auf Erholungskurs bleibt.
EIA sorgt für Datenmaterial
Zunächst zu den Lager-Wochendaten: Die landesweiten Rohöl-Lagerbestände, die vorigen Monat noch ein Allzeithoch erreichten, gingen im Wochenvergleich um 5,2 Millionen Barrel zurück. Erwartet war lediglich ein Rückgang um 1,8 Millionen Barrel. Die Bestände für Benzin und Mitteldestillate gingen ebenfalls zurück. Allerdings gab es - wie so oft - im EIA-Datenpaket auch bärische Puzzleteile, die die Preiserholung dämpften: So ging die Nachfrage nach Benzin im Jahresvergleich um 2,5% zurück, und die Ölproduktion blieb auf Erholungskurs (+21.000 bpd auf 9,314 mb).
Das Schieferöl-Comeback überrascht auch die EIA selbst, wie Grafik 3 zeigt: Erneut hob die amerikanische Statistikbehörde im Rahmen ihres monatlichen Datenupdates (Short Term Energy Outlook) ihre Schätzung zur heimischen Ölproduktion an. Im Gesamtjahr 2017 werden nun 9,31 mbpd avisiert, nach 9,22 mb im Vormonat.
Die 2018er Schätzung beläuft sich auf inzwischen 9,96 mb. Sollte die US-Schieferölindustrie die zuletzt beobachtete Dynamik aufrecht erhalten und bleiben die Preise auf dem aktuellen Niveau, könnte sich auch diese Schätzung als zu konservativ erweisen. Der "Shale-Cap" auf die Ölpreise dürfte also vorerst erhalten bleiben.
Longpositionen kräftig reduziert
Der "OPEC-Floor" dürfte jedoch ebenso intakt bleiben. Im kommenden OPEC-Treffen dürfte eine Verlängerung des Abkommens beschlossen werden, weil der erwünschte Effekt auf die Lagerbestände bisher weniger ausgeprägt war als von der OPEC gewünscht. Viele Spekulanten, die auf einen stärkeren Effekt auf die Marktbilanzen gesetzt hatten, haben ihre Positionen inzwischen glattgestellt. Zudem sind bereits wieder einige Short-Spekulanten aktiv. Diese Konstellation dürfte das weitere Rückschlagspozenzial für die Preise begrenzen.
© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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