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Genussmittel: Knapper, aber nicht knapp

20.09.2016  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Daran änderte auch der Ende August erschienene Quartalsbericht der Internationalen Kakaoorganisation nichts, obwohl darin die Schätzung für das Defizit in der laufenden Saison 2015/16 von 180 Tsd. Tonnen auf 212 Tsd. Tonnen zum wiederholten Male erhöht wurde (Grafik 7). Dies ging weitgehend auf eine Kürzung der Erntemenge in der Elfenbeinküste um 80 Tsd. Tonnen zurück. Damit fällt die Produktion noch mehr als bisher prognostiziert, nämlich um 12,6% gegenüber der Vorsaison, als fast 1,8 Mio. Tonnen Kakao geerntet wurden. Nun sind es nur 1,57 Mio. Tonnen.

Bisher hinken in der im September auslaufenden Saison 2015/16 die Anlieferungen von Kakao in die Häfen der Elfenbeinküste tatsächlich rund 13% hinter dem Vorjahr her (Grafik 8). Insbesondere die Zwischenernte seit dem Frühjahr liefert enttäuschende Ergebnisse. Gründe sind die lange Trockenheit und harsche Harmattan-Winde.

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Massiv gekürzt hat die ICCO auch bei Brasilien. Grund hierfür sind die Folgen der El Niñobedingt langen, wenn auch inzwischen gemilderten Trockenheit. Einen Aufschlag erhielt dagegen Ghana. Obwohl auch dort Trockenheit und Harmattan insbesondere das Ergebnis der Zwischenernte belasten soll die Produktion mit 820 Tsd. Tonnen immerhin 11% höher ausfallen als in der äußerst schlechten letzten Saison. Damit hat die ICCO die Hälfte der Kürzung aus dem letzten Quartalsbericht wieder rückgängig gemacht.

Im letzten Erntejahr war die Kakaoernte in Ghana wegen starker Harmattan-Winde bereits um 18% auf 740 Tsd. Tonnen gefallen. Die gesamte Weltproduktion soll nun um 6% sinken und unter 4 Mio. Tonnen bleiben. Und dies nachdem bereits 2014/15 die globale Produktion um 3% rückläufig gewesen war. Während lokale Anbauer mit einem schwachen Start der nächsten Kakaoernte in der Elfenbeinküste rechnen, gibt sich der Finanzminister des Landes optimistisch, dass die Ernte 2016/17 insgesamt etwas höher als die laufende sein wird. Er rechnet mit etwa 1,75 Mio. Tonnen.

Die diesjährige Ernte taxiert er auf rund 1,7 Mio. Tonnen und liegt damit deutlich über der ICCO-Schätzung. Nun muss dies kein Widerspruch sein, wenn die Ernte in einer späteren Phase stark ist und Verzögerungen am Beginn mehr als wettmacht. Allerdings wird in den ersten drei Monaten der Ernte, also von Oktober bis Dezember meist rund 40% der Gesamtmenge geerntet. Nun kursieren Erwartungen, dass in diesem Jahr während dieser Periode rund 660-710 Tsd. Tonnen angeliefert werden, während es letztes Jahr rund 860 Tsd. Tonnen waren.

Anscheinend geht die Regierung davon aus, dass die seit Juli wieder bessere Witterung mit ausreichend Regen die späteren Erntemonate begünstigen wird. Und auch Anbauer äußern sich zuletzt optimistischer für die gesamte Haupternte ab Oktober, wenn nun neben ausreichend Regen auch der erhoffte ausreichende Sonnenschein kommt, an dem es bisher noch mangelt.

Außerdem könnte die angelieferte Menge 2016/17 auch dadurch erhöht werden, dass offenbar in den letzten Monaten ein Teil der derzeit zu kleinen Bohnen, die den Qualitätsansprüchen im Export nicht genügen, von den Anbauern zurückgehalten werden, und diese dann 2016/17 sukzessive der neuen Ware beigemischt werden.

Für Aufregung sorgten zuletzt Meldungen, wonach der für die Vermarktung der ivorischen Kakaoernte zuständige Kaffee- und Kakaorat (CCC) für 2016/17 bestehende Lieferkontrakte für ungültig erklären wollte, wenn für diese Kontrakte keine Abnehmer nachgewiesen werden. Diese Nachricht wurde inzwischen vom CCC dementiert.

Am Markt jedenfalls wird mit einem Anstieg der ivorischen Kakaoproduktion 2016/17 gerechnet, und auch die ICCO spricht mit Bezug auf die nächste Saison 2016/17 von einem sehr viel besseren Ausblick als für die laufende Saison. Und dies gilt auch für andere Länder wie Ecuador und Brasilien. Ecuadors Produktion soll nach dem Ende von El Niño nach Erwartung der Vereinigung der Kakaoexporteure von 210 Tsd. Tonnen auf 260 Tsd. Tonnen steigen. Aus demselben Grund soll sich Brasiliens Produktion vom Einbruch 2015/16 erholen und statt zuletzt 135 Tsd. Tonnen immerhin wieder 200 Tsd. Tonnen betragen.

Auf der Nachfrageseite waren zwar die Verarbeitungsdaten für das zweite Quartal international erstaunlich gut gewesen, allerdings setzt der Anstieg um rund 5% in Europa, rund 3% in Nordamerika und ebenso in Asien auf enttäuschend niedrigen Vorjahreswerten auf (Grafik 9), und auf eine stark positive Dynamik in den nächsten Quartalen sollte bei den zuletzt vom IWF für 2017 nach unten korrigierten Konjunkturerwartungen in wichtigen Verbrauchsregionen wie Europa nicht gezählt werden. In der bald beendeten Saison 2015/16 rechnet denn auch die ICCO nur mit einer Stagnation der Nachfrage.

Wir gehen davon aus, dass sich die Kakaopreise zunächst weiter auf hohem Niveau halten. Verfestigen sich die besseren Aussichten für die bald beginnende Haupternte und einen möglichen Überschuss am globalen Kakaomarkt 2016/17, dürften die Preise leicht nachgeben. Im vierten Quartal 2016 erwarten wir einen Kakaopreis in London von 2.300 GBP je Tonne. Im nächsten jahr dürften die Notierungen wegen des zu erwartenden Angebotsüberschusses nachgeben.



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