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Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Sommerliches Auf und Ab

10.08.2016  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Sorgen vor einem heißen und trockenen Sommer in den USA ließen die Preise für Mais und Sojabohnen in die Höhe schießen, gemäßigtere Wetterprognosen und unerwartet große US-Flächen sie dann wieder purzeln. Doch soll eine globale Produktion von über einer Milliarde Tonnen Mais und eine Rekordproduktion bei Sojabohnen den Bedarf nur eben decken können.

Dies wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen der Zukunft und sollte den Preisen aufhelfen. Dies geschieht gerade am Baumwollmarkt. Dort hat die Erwartung eines weiteren merklichen Abbaus der globalen Reserven den Preis so stark steigen lassen, dass kurzfristig sogar Korrekturpotenzial besteht.

Der Weizenpreis in Chicago ist derzeit so niedrig wie seit rund 10 Jahren nicht. Anfang August fiel er fast auf 400 US-Cents je Scheffel. Mit der Erntezeit in wichtigen Anbieterländern wird die erwartete weitere weltweit hohe Ernte 2016/17 immer sicherer. Bereits in den vergangenen drei Jahren von 2013/14 bis 2015/16 überstieg die weltweite Produktion jeweils den Verbrauch, so dass die globalen Bestände bereits auf Rekordhoch liegen.

Für 2016/17 wird ein weiterer Überschuss prognostiziert. Auch wenn dieser mit derzeit von US-Landwirtschaftsministerium USDA und Internationalem Getreiderat IGC geschätzten 8 bis 9 Mio. Tonnen nur ein Drittel (USDA) oder die Hälfte (IGC) des Vorjahres betragen soll, lässt dies die Reserven weiter anschwellen (Grafik 2).

In seiner aktuellen Prognose geht das USDA davon aus, dass 2016/17 weltweit so viel Weizen wie nie zuvor geerntet wird: 738,5 Mio. Tonnen. In fast allen wichtigen Produktionsregionen soll das Angebot gegenüber dem Vorjahr steigen. In den USA wurde zwar eine geringe Fläche mit Weizen bestellt, doch dürften die Erträge rekordhoch sein. Dies soll zu einem Anstieg der Weizenmenge um 10% auf 61,5 Mio. Tonnen führen. Entsprechend werden die USA auch wieder mehr Ware auf den Weltmarkt liefern, nachdem 2015/16 die Exporte so niedrig waren wie seit Jahrzehnten nicht.

Auch für Kanada wird mit einem Anstieg der Produktion gerechnet. Zwar ist auch dort die Weizenfläche kleiner als im Vorjahr, die Erträge aber wohl höher, so dass das USDA rund 29 Mio. Tonnen erwartet nach den enttäuschenden 27,6 Millionen Tonnen 2015. Die Exporte Kanadas dürften aber etwas rückläufig sein, da nicht mehr wie zuvor in größerem Stil auf Ware aus den Vorjahren zurückgegriffen werden kann.

Witterungsbedingt war auch in Russland im Herbst weniger Weizen ausgebracht worden. Der milde Winter tat den Pflanzen aber gut und es musste weniger Fläche aufgegeben werden, so dass die Erntefläche letztlich größer als im Vorjahr ist. Bei der insgesamt guten Witterung hat das USDA über die letzten Monate die Schätzung für die Produktion auf rekordhohe 65 Mio. Tonnen erhöht, ein Plus von 6,5% gegenüber 2015. Das russische Institut IKAR erwartet sogar 70 Mio. Tonnen. Auch die Weizenexporte Russlands sollen wie bereits in den beiden Vorjahren neue Rekorde aufstellen.

USDA und IKAR rechnen mit 25,5 Mio. Tonnen. Niedriger als im Vorjahr sollen allerdings die Lieferungen aus der Ukraine sein, die nach jahrelangem Anstieg 2015/16 so hoch gewesen waren wie nie zuvor. In der Ukraine ist die Produktion rückläufig, da im Herbst wegen der Dürre nur deutlich weniger Weizen ausgesät werden konnte. Mit rund 9% wird die Produktionseinbuße gegenüber dem Vorjahr inzwischen aber weniger dramatisch gesehen als vor einigen Monaten. Im April kursierten Erwartungen eines Einbruchs um ein Drittel.

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Rückläufig ist die Weizenproduktion auch in der EU, trotz hoher Ernten in osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Ungarn. Wirklich enttäuschend ist die Lage in Frankreich, dem größten Produzenten der Union. Bei einer wenig veränderten Fläche wird hier eine 10-17% niedrigere Ernte als im Vorjahr erwartet. Letztes Jahr hatte Frankreich mit 41 Mio. Tonnen eine Rekordernte an Weichweizen eingefahren, nun könnte 2016 ein 13-Jahrestief folgen, wenn sich die pessimistischen Prognosen von unter 30 Mio. Tonnen bewahrheiten sollten.

Die Kommission erwartet für die EU insgesamt 144,5 Mio. Tonnen Weichweizen und ist damit deutlich optimistischer als andere Beobachter, die teils nur 134 Mio. Tonnen schätzen. 2015 waren rekordhohe 151,6 Mio. Tonnen Weichweizen geerntet worden.

Die Rekordernte 2015 hatte die Grundlage für hohe EU-Weizenexporte 2015/16 gelegt. Nach einer kräftigen Aufholjagd seit dem Frühjahr konnte die EU in der nun beendeten Saison mit gut 32 Mio. Tonnen Weichweizen nochmals in etwa die rekordhohe Menge des Vorjahres ausführen. Bei der niedrigeren Ernte 2016 werden von der EU-Kommission nun nur Exporte in Höhe von 29 Mio. Tonnen eingestellt. Qualitätsprobleme und die hohe Konkurrenz aus der Schwarzmeerregion tragen ebenfalls zu rückläufigen Exporten bei (Grafik 3).

Die Saison 2016/17 hat bei Weizen gerade im Juli begonnen. Besonders auf der Südhalbkugel sind wichtige Ernten noch weit entfernt. 2016 hatte in Australien mit sehr trockenen Bedingungen begonnen. Seit den Regenfällen im Mai und bis in den Juli hinein hat sich die Feuchtigkeitsversorgung aber stark verbessert. Auch für die nächsten Monate wird ausreichend feuchte Witterung prognostiziert. Entsprechend soll die nächste Weizenernte, in Australien Winterweizen, höher als im Vorjahr ausfallen. Der Auslandsposten des USDA in Canberra schätzt diese auf 26 Mio. Tonnen nach 23,9 und 24,5 Mio. Tonnen in den beiden Vorjahren.

Die Aussaatarbeiten für den Winterweizen begannen im April und sind nun abgeschlossen. In dem riesigen Land beginnt die Ernte dann in einigen Gebieten bereits im August. An der Westküste, wo der Staat Western Australia für 40% der australischen Exporte steht, zieht sich die Ernte allerdings von Oktober bis in den Januar. Aufgrund der niedrigen Frachtraten hat sich für Australien die Konkurrenz auf den asiatischen Märkten vor allem durch Länder der Schwarzmeerregion erhöht, so dass die Exporte wohl nicht in gleichem Maß wie die Produktion steigen werden.

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In Argentinien beginnt die Saison 2016/17 erst im Dezember mit der bis in den Januar dauernden Erntezeit. Die Aussaat zog sich in diesem Jahr bis weit in den Juli, weil es auf nassem Boden immer wieder zu Unterbrechungen kam. Das USDA erwartet eine argentinische Weizenernte 2016/17 von 15 Mio. Tonnen und damit eine Rückkehr zu Höhen, wie sie vor Jahren bereits gesehen wurden. Zuletzt allerdings dämpfte der USDA-Auslandsdienst den Optimismus mit einer Prognose von nur 13,7 Mio. Tonnen aufgrund der Aussaatschwierigkeiten.


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