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Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Uneinheitliches Bild 2016/17

08.06.2016  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Mit einem weiteren globalen Marktüberschuss bei Weizen, einem nur gerade ausgeglichenen Markt bei Mais und Defiziten auf den Märkten für Ölsaaten und Baumwolle werden für die kommende Saison 2016/17 sehr unterschiedliche Entwicklungen prognostiziert. Ein verbindendes Element sind allerdings hohe Lagerbestände. Diese dürften selbst auf den defizitären Märkten verhindern, dass die Preise stark steigen.


Weizen:

Der Weizenpreis an der Börse in Chicago hat sich zwar von seinem 5½-Jahrestief Anfang März von 443 US-Cents je Scheffel nach oben abgesetzt und stieg zuletzt sogar auf mehr als 500 US-Cents. Nachhaltig erholen konnte er sich bislang aber nicht. Das liegt an der hohen Verfügbarkeit an Weizen. Und es steht derzeit nicht zu erwarten, dass sich an der üppigen Versorgungslage rasch etwas ändert.

Diese Einschätzung vertritt auch das US-Landwirtschaftsministerium USDA in seinen ersten Prognosen zu 2016/17. So soll es nach dem kräftigen Lageraufbau der letzten drei Jahre von zusammen rund 60 Mio. Tonnen zu einem weiteren Anstieg der Bestände kommen (Grafik 18). Und das obwohl die Weltproduktion sinken soll - allerdings von Rekordniveau aus auf die noch immer zweithöchste jemals geerntete Menge.

Den Überschuss 2016/17 schätzt das USDA auf 14 Mio. Tonnen und damit viel höher als der Internationale Getreiderat IGC mit nur 5 Mio. Tonnen (Grafik 2). Dem liegen günstige Annahmen über die Erträge in wichtigen Weizenanbauländern bzw. -regionen wie der EU, den USA - wo die Winterweizenfläche auf ein 40-Jahrestief abgesenkt wurde, die Bestände aber derzeit gut aussehen -, Russland und der Ukraine zugrunde. In der Ukraine kann dies allerdings einen Ernterückgang nicht verhindern, da im Herbst als Folge langer Trockenheit eine deutlich geringere Fläche mit Winterweizen bestellt wurde.

Da sich die Witterung inzwischen aber verbessert hat, ist die USDA-Schätzung für die Ukraine mit 24 Mio. Tonnen deutlich höher als manche Schätzungen, die vor Wochen bei teils nur 17 Mio. Tonnen kursierten. Dennoch ist es die Ukraine, die gemeinsam mit der EU für den größten Teil des weltweiten Produktionsrückgangs verantwortlich sein soll. Mit 156,5 Mio. Tonnen, 3,5 Mio. Tonnen weniger als im Vorjahr, schätzt das USDA die EU-Ernte 2016/17 aber gleichauf mit 2014/15 - eine weitere sehr gute Ernte.

Positiv sieht das USDA auch die Exportaussichten der EU. Sie soll 2016/17 mit 35 Mio. Tonnen fast ebenso viel Weizen ausführen können wie im Rekordjahr 2014/15. In der laufenden Saison waren die Exporte zunächst niedriger, der Rückstand gegenüber dem Vorjahr ist allerdings laut Daten der EU-Kommission bei Weichweizen seit Wochen rückläufig und beträgt nur noch 3% (Grafik 16).

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Profitieren kann die EU 2016/17 dabei wohl insbesondere von der geschwächten Konkurrenz aus der Ukraine, während Russland und Kasachstan ähnlich viel ausführen dürften wie in der laufenden Saison. Auch aus Kanada soll weniger exportiert werden, weil die Bestände dort nach robuster Exporttätigkeit der letzten Jahre inzwischen auf ein 8-Jahrestief abgesunken sind und die Produktion nach der enttäuschenden letzten Ernte nur moderat steigen soll.

Ein weiterer globaler Lageraufbau spricht gegen merklich steigende Weizenpreise. Hohe Netto-Short-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer deuten darauf hin, dass viel preisbelastende Nachrichten bereits eingepreist sind (Grafik 24). Die erwartete Erholung bei den US-Exporten sollte aber zumindest stabilisierend wirken.

Wir erwarten daher für Q4 2016 einen Weizenpreis in Chicago von 500 US-Cents je Scheffel. Die weiterhin robust erwartete internationale Nachfrage nach EU-Weizen dürfte den Weizenpreis in Paris unterstützen. Zudem könnten die zuletzt starken Regenfälle in Westeuropa zu Schäden an der EU-Weizenernte führen. Wir rechnen für Q4 2016 mit einem Preis von 175 EUR je Tonne.


Mais:

Die sich leicht anspannende Marktlage bei Mais hat seit Anfang April zu einem Anstieg des Maispreises in Chicago um 15% geführt. Mais notiert wieder über 400 US-Cents je Scheffel. Diese Schwelle hatte der Preis zuletzt - und auch das nur kurzzeitig - im Sommer 2015 überschritten.

Nach zwei Jahren mit massiven Überschüssen erwartet das USDA für 2015/16 eine ausgeglichene Bilanz am globalen Maismarkt (Grafik 3).

In der nächsten Saison soll sich daran wenig ändern. Zwar prognostiziert das USDA für 2016/17 einen Anstieg der weltweiten Produktion um 4,4%, die Produktion soll also mit gut 1 Mrd. Tonnen ähnlich hoch werden wie im bisherigen Rekordjahr 2014/15. Allerdings soll auch die Nachfrage nach dem Rückgang 2015/16 in der kommenden Saison um 4,4% zulegen und damit dann deutlich über dem Niveau von 2014/15 liegen. Eine Produktion, die damals einen stolzen Marktüberschuss von 33 Mio. Tonnen ermöglichte, würde 2016/17 nur gerade ausreichen, um die gestiegene Nachfrage zu decken.

Auch der IGC erwartet 2016/17 einen ausgeglichenen Markt, doch ergibt sich dies bei ihm aus einem deutlich geringeren Produktionsanstieg bei auch deutlich moderaterer Nachfrage als vom USDA unterstellt.

Eine Schlüsselgröße für die optimistische Annahme des USDA zur Weltproduktion 2016/17 ist die US-Maisfläche. Die US-Landwirte hatten im März zu Protokoll gegeben, ihre Maisfläche nach drei Jahre währenden Einschränkungen nun um 6,4% ausweiten zu wollen.

Unter der Annahme dem Trend entsprechender Erträge prognostiziert das USDA daher für die USA mit 366,5 Mio. Tonnen eine 6% höhere Maisernte als im letzten Jahr. Gegenüber seiner ersten Prognose für die USA auf der Outlook-Konferenz im Februar bedeutet dies eine um 15 Mio. Tonnen höhere Ernte und einen neuen Rekordwert.

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Das USDA unterstellt auch in anderen Regionen eine positive Produktionsentwicklung: In Südafrika soll sich die Produktion nach dem jüngsten Einbruch erholen. Und für Argentinien, wo die politischen Weichen für die Landwirtschaft günstiger gestellt werden, wird ein kräftiges Plus erwartet.

Ein Anstieg wird nach dem wegen Trockenheit enttäuschenden Vorjahr auch für die Ukraine unterstellt. Und in der EU soll die Maismenge nach dem sehr guten Jahr 2014 und dem trockenheitsbedingt sehr mageren Jahr 2015 nun mit 64,3 Mio. Tonnen in einen mittleren Bereich zurückfinden. Zum einen soll die Fläche leicht ausgeweitet werden, vor allem aber sollen die Erträge höher sein. Die EU-Kommission ist mit 65,8 Mio. Tonnen sogar noch optimistischer.

Die in der Summe höheren Mengen machen eine niedrigere chinesische Ernte mehr als wett. Die hohe Produktion reicht dennoch kaum aus, um die steigende weltweite Nachfrage zu decken.


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