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EU-Zuckermarkt: Angebotssorgen treiben Preis nach oben

25.04.2016  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Der Zuckerpreis in der EU hat seinen jahrelangen Sinkflug beendet und eine Kehrtwende eingeleitet. Der starke Rückgang der EU-Zuckerproduktion in der noch laufenden Saison 2015/16 zusammen mit niedriger als erwarteten Importen treiben den Preis.

Dabei spiegeln die Daten der EU-Kommission die jüngsten Entwicklungen noch nicht wider. Zwar soll in der Saison 2016/17 wieder deutlich mehr Zucker in der EU hergestellt werden, doch ist die weitere Entwicklung der Importe unsicher. Auf diese war gesetzt worden, um trotz der mit der letzten Zuckermarktreform verbundenen niedrigeren Binnenproduktion eine ausreichende Versorgung des EU-Marktes sicherzustellen.

Noch ist der EU-Zuckermarkt ein stark regulierter Markt. Die seit Jahrzehnten bestehende, immer wieder teils kräftig veränderte Quotenregelung bei der Zuckererzeugung endet erst im September 2017. Das heißt aber nicht, dass es danach keine Eingriffe in den Markt mehr geben wird. Insbesondere die Außenhandelsregelungen bleiben bestehen. Es bedeutet aber auch nicht, dass der EU-Zuckermarkt derzeit keinen Einflüssen vom Weltmarkt unterliegt und er quasi im luftleeren Raum agiert.

Vielmehr ist es eine Verkettung interner und externer Faktoren, die den Zuckerpreis in der EU derzeit treiben. Dabei lässt sich die jüngste Preisentwicklung aus den veröffentlichten Daten der EU-Kommission noch nicht einmal nachvollziehen, da die Preisdaten mit einer Verzögerung von drei Monaten veröffentlicht werden. Demnach kostete im Januar eine Tonne Weißzucker auf dem EU-Markt durchschnittlich 429 Euro (Grafik 1). Die Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert allerdings die Analysten von F.O. Licht mit einem Spotpreis im März von bereits 550 Euro je Tonne.

Ein wichtiger Aspekt ist die zuletzt niedrigere Produktion von Zucker in der EU. Nach der Rekordproduktion von 2014/15 wurde die Möglichkeit zur Übertragung und Anrechnung von Zucker auf die Quote der Folgesaison intensiv genutzt. Entsprechend musste die Produktion 2015/16 kräftig nach unten gefahren werden, um eine weitere massive Quotenüberschreitung zu verhindern. Die Quotenproduktion in der EU beträgt rund 13,5 Mio. Tonnen. Die bei der üppigen internen Marktversorgung, die auch nicht durch eine etwaige knappe Versorgung am Weltmarkt gedämpft wurde, stark rückläufigen Preise gaben einen zusätzlichen Anreiz, die Produktion zu beschränken.

In der Folge wurde die EU-Zuckerrübenfläche zur Ernte 2015 um 14% verkleinert. Da auch die Erträge nicht so hoch wie im Ausnahmejahr 2014/15 waren, sank die Zuckerproduktion laut EU-Kommission sogar um 24% von 19,5 Mio. Tonnen auf 14,9 Mio. Tonnen (Grafik 2). F.O. Licht beziffert die Produktion gar auf nur 13,6 Mio. Tonnen, die niedrigste seit 1971. Das Lager- Verbrauchs-Verhältnis in der EU droht zum Ende der Saison 2015/16 auf 4,5% zu fallen. Dies wäre nochmals niedriger als in den Jahren 2009/10 und 2010/11, als es bereits auf dem EUNahrungszuckermarkt zu Versorgungsschwierigkeiten gekommen war.

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Gleichzeitig bleiben die Importe in die Union hinter den Erwartungen zurück. Nachdem die Importe aus den über Präferenzabkommen mit der EU verbundenen Entwicklungsländern (EPAEBA-Staaten) schon zuvor leicht rückläufig waren, setzt sich dies 2015/16 fort. Auch die gesamten Zuckerimporte der EU sind seit Jahren rückläufig (Grafiken 3 und 4). Dabei ist der Anteil der Importe aus den EPA-EBA-Staaten, die zollfrei in die EU liefern dürfen, an den Gesamtzuckerimporten von 74% 2014/15 im bisherigen Verlauf von 2015/16 auf 65% gesunken.

Auf einer Konferenz im März äußerte sich EU-Kommission nach Berichten von Nachrichtenagenturen besorgt, dass die EU-Zuckerimporte in der Saison 2015/16 um 150 Tsd. Tonnen hinter den Erwartungen zurückbleiben könnten. Für die niedrigeren Lieferungen von Zucker in die EU durch Drittländer sind auch die Vorgänge am Zuckerweltmarkt verantwortlich (siehe Kasten), nicht zuletzt die geringere weltweite Produktion.

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