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Industriemetalle: Niedrige Preise zwingen zu Angebotskürzungen

07.10.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Um den Markt wieder mehr ins Gleichgewicht zu bringen, sind unseres Erachtens umfangreiche Produktionskürzungen notwendig. Hierzu wird auch der weltweit größte Aluminiumproduzent, Rusal aus Russland, beitragen. Dieser erwägt eigenen Angaben zufolge weitere Produktionskürzungen von 200 Tsd. Tonnen, sollten die Preise weiter fallen. Und Alcoa, der größte Aluminiumproduzent in den USA, gab bekannt, das Unternehmen wegen des schwierigen Marktumfelds aufzuspalten. Dies könnte ebenfalls zu Produktionskürzungen führen.

Nachhaltig höhere Aluminiumpreise sehen wir erst dann, wenn es zu starken Produktionskürzungen kommt. In diesem Falle dürfte Aluminium am Jahresende 1.650 USD je Tonne kosten.

Zinn konnte sich in den letzten Monaten dem Abwärtstrend der Metallpreise ansatzweise entziehen und handelt seit mittlerweile über fünf Monaten in einem Seitwärtstrend (Grafik 6). Laut Aussagen des Handelsministeriums wird Indonesien, der weltweit größte Zinnexporteur, in diesem Jahr 70 Tsd. Tonnen Zinn ausführen, knapp 8% weniger als im letzten Jahr. Der Rückgang sei demnach einer schwächeren Nachfrage und den neuen Ausfuhrbestimmungen geschuldet.

Seit Anfang August gelten verschärfte Exportregelungen, die die Umweltschäden und den Schmuggel eindämmen sollen. Zudem soll damit sichergestellt werden, dass die Lizenzgebühren und Ausfuhrsteuern ordnungsgemäß entrichtet werden. Zum 1. November werden die Ausfuhrbedingungen nochmals verschärft – dann sind bestimmte Zertifikate zum Export von Zinn notwendig.

Die indonesischen Zinnproduzenten und -exporteure erhalten aber erst nach und nach von der Regierung die notwendigen Genehmigungen. Bislang haben nur neun Unternehmen die Freigabe erhalten. 2016 sollen die Zinnexporte wieder auf über 74 Tsd. Tonnen steigen, da das Handelsministerium von einer Erholung der weltweiten Zinnnachfrage ausgeht. Das International Tin Research Institute (ITRI) erwartet für 2015 am globalen Zinnmarkt ein Angebotsdefizit von über 10 Tsd. Tonnen. Dies wäre der größte Fehlbetrag seit fünf Jahren.

Laut ITRI bleibt die Produktion in vielen Teilen der Welt hinter den bisherigen Erwartungen zurück. Sofern sich der globale Zinnmarkt spürbar anspannt, was allerdings nur dann geschehen dürfte, wenn die Zinnexporte aus Indonesien niedrig bleiben, wird wohl auch der Zinnpreis deutlich zulegen. Zum Ende des Jahres erwarten wir einen Zinnpreis von 17.000 USD je Tonne.

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Der Eisenerzmarkt bleibt vorerst weiter von Überkapazitäten geprägt. Und das Angebot wird sogar noch weiter ausgeweitet. In Australien wird im Oktober die "Roy Hill"-Mine in Betrieb genommen, die eine geplante Produktionskapazität von 55 Mio. Tonnen p.a. erreichen soll. Das staatliche australische Research-Institut BREE schätzt, dass deshalb und wegen der Erweiterung anderer Minen Australien dieses Jahr fast 750 Mio. Tonnen Eisenerz exportieren wird, gut 4% mehr als im Vorjahr. Im nächsten Jahr sollen die Ausfuhren um etwa 10% auf über 820 Mio. Tonnen steigen (Grafik 7).

Das Angebot aus Brasilien wird in diesem Zeitraum prozentual betrachtet in nahezu demselben Ausmaß ausgeweitet. Auf Unternehmensebene zeichnen sich gerade die drei großen Eisenerzproduzenten durch niedrige Produktionskosten aus, die diese Mengenausweitung überhaupt erst ermöglichen. Hierzu trägt auch die starke Abwertung der australischen und vor allem brasilianischen Währung bei. Da in China die Produktionskosten deutlich höher liegen und die Erze dort zudem von minderer Qualität sind, importiert China nach wie vor große Mengen Eisenerz.

In diesem Jahr sollen es laut Einschätzung des chinesischen Verbands der Eisen- und Stahlhersteller erstmals eine Milliarde Tonnen werden. Die Stahlproduktion in China wie auch auf globaler Ebene war allerdings in den letzten Monaten im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Sollte sich daraus ein Trend entwickeln, könnte dies auch die Nachfrage nach Eisenerz bremsen.

Der Eisenerzmarkt befindet sich unseres Erachtens derzeit in einer Übergangsphase und ist auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht. Für nachhaltig höhere Preise sind Produktionskürzungen unabdingbar. Ende 2015 dürfte der Eisenerzpreis bei 58 USD je Tonne notieren.


Auf einen Blick

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