Arabica-Kaffee und Rohzucker: Risikoszenario wird wahr


Seit Anfang März hat der US-Dollar in Real um 12% aufgewertet, seit Jahresbeginn sogar um fast ein Viertel. Damit weist der Real die schlechteste Entwicklung unter allen großen Währungen in diesem Jahr auf. Mit 3,25 Real je US-Dollar markierte der Real Mitte März ein 11-Jahrestief gegenüber der US-Währung. Diese Entwicklung ging auch nicht spurlos an den Preisen für Kaffee Arabica und Rohzucker vorüber, da Brasilien der weltgrößte Produzent dieser beiden Agrarrohstoffe ist. Kaffee Arabica fiel im März zweimal auf knapp 130 US-Cents je Pfund und damit auf den niedrigsten Stand seit Februar 2014, Rohzucker mit 12,4 US-Cents je Pfund sogar auf das tiefste Niveau seit April 2009.
Denn brasilianische Anbieter können bei einem abwertenden Real ihre Ware zu niedrigeren Preisen in US-Dollar exportieren, ohne Verluste in heimischer Währung hinnehmen zu müssen. So haben die Kaffeeproduzenten nach Angaben des Prognoseinstituts Safras & Mercado bis Februar bereits 83% ihrer letzten Ernte verkauft, deutlich mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr und auch etwas mehr als im 5-Jahresvergleich. Dabei darf allerdings auch nicht vergessen werden, dass aufgrund der durch die Dürre enttäuschend niedrigen Ernte auch weniger Ware zur Verfügung stand.
Bei Zucker erhöht sich durch die Abwertung des Real die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber alternativen Anbietern wie Thailand oder Indien, deren Währungen gegenüber dem US-Dollar seit Jahresbeginn sogar leicht aufwerten konnten. Dadurch steigt der Anreiz für die brasilianischen Zuckermühlen, verstärkt Zucker anstelle von Ethanol zu produzieren, zumal letzteres vornehmlich im Inland verwendet wird und somit weniger von der Realschwäche profitiert.
Es ist zwar möglich, dass die aktuelle massive Abwertung des Real eine kurzfristige Übertreibung darstellt, mittelfristig muss aber dauerhaft Realkursen auf gegenwärtigem Niveau gerechnet werden. Dies berücksichtigen wir nun stärker und senken daher unsere Preisprognosen für Kaffee Arabica und Rohzucker.
Von fundamentaler Seite erwarten wir weiterhin ein gewisses Aufwärtspotenzial für die Preise: Denn die Aussicht auf globale Angebotsdefizite bleibt, obwohl die Erwartungen an die bevorstehende brasilianische Kaffeeund Zuckerrohrernte durch die jüngsten Regenfälle gestiegen sind. Diese dürften aber vielfach zu spät gekommen sein, um Ernteausfälle zu verhindern.

Auf einen Blick







© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG
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