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Edelmetallprognose H1 2015

12.01.2015  |  Florian Richardt (Heraeus)
Gold

Seit 2013 befindet sich Gold im Abwärtstrend. Allerdings hat das letzte Jahr gezeigt, dass die Wucht dieser Entwicklung nachgelassen hat. So hat Gold das Jahr 2014 nahezu unverändert geschlossen und ist mit einer engeren Range (1.132 – 1.392 $/oz) und nachgelassener Volatilität in ruhigeres Fahrwasser gekommen. Eine Trendumkehr ist jedoch für H1 2015 nicht zu erwarten.

Im letzten Quartal 2014 lief wie geplant das Quantitative Easing Programm der USA aus und so endeten nicht nur die Jahre des billigen Geldes im US-Dollarraum, sondern auch einer der maßgeblichen Treiber des gelben Metalls wurde eliminiert. Nun steht die viel diskutierte und für H1 erwartete Zinserhöhung im Vordergrund, die jedoch aufgrund wiederholter Äußerungen seitens FED bereits in Teilen eingepreist wurde. Dennoch hätte die tatsächliche Umsetzung noch einmal Signalwirkung, auch wenn sie mittel- bis langfristig keine erneut gravierende Belastung des Goldpreises darstellen sollte.

Wirtschaftsdaten aus den USA werden weiterhin im Fokus stehen, um beurteilen zu können, wann und ob die US Notenbank ihre Pläne tatsächlich umsetzen wird. Eine stabile Konjunktur wird hierfür Voraussetzung sein. Der fortgesetzt starke US Dollar sowie die fallenden Energiepreise dürften Gold weiter belasten. Auch Investoren werden sich von der wirtschaftlichen Entwicklung leiten lassen. Sie haben sich netto betrachtet in 2014 erneut - wenn auch in deutlich geringerem Umfang als noch im Vorjahr - von ETFs getrennt, um in anderen Anlageklassen höhere Renditen zu erzielen.

Die Allzeithochs an den Aktienmärkten sind Zeugnis dieser Entwicklung. Ob diese Höchststände nicht schon fast nach einer Korrektur verlangen, bleibt abzuwarten. Von einer Rückkehr zum Gold - wie in wiederholten jedoch kurzzeitigen Phasen der Unsicherheit auch in den letzten Monaten zu beobachten war - ist dann auszugehen. Bei Kleinanlegern gehen wir davon aus, dass sie weiterhin nach günstigen Zeitpunkten Ausschau halten werden, um ihr Portfolio aufzustocken und ihre Bestände halten. Auch die Notenbanken erwarten wir netto weiterhin auf der Käuferseite.

Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Prognose ist das Verlangen nach einem "Sicherem Hafen" wie Gold wieder aufgeflammt und hat den Goldpreis entsprechend unterstützt. Die erneut entfachten Turbulenzen um Griechenland haben für Verunsicherung gesorgt. Wir gehen jedoch davon aus, dass derlei Reaktion auf Unruhen - ob geo- oder finanzpolitischer Natur - moderat bleibt und das Metall nur kurz- bis mittelfristig zu Kurssprüngen verhilft. Nach den dramatischen Krisenjahren bedarf es nun extremer Situationen, um den Markt erneut längerfristig und aus Überzeugung an Gold zu binden.

Ausgleich für die Gold belastenden Faktoren vermag die physische Nachfrage aus China in den kommenden Monaten bieten. Nachdem man in 2013 im Zuge der Preiskorrektur hohe Bestände aufgebaut hatte, war die Nachfrage aus dem Reich der Mitte im letzten Jahr enttäuschend. Ein Anziehen der Nachfrage wäre nun die logische Folge - zumal sich der Trend der verlagerten Nachfrage von West nach Ost fortsetzen sollte.

Weiterhin wird davon ausgegangen, dass China trotz des verhältnismäßig schwachen Jahres auch in 2014 an Platz 1 der Goldnachfrager stehen wird. Auf Platz 2 folgt Indien. Hier belasten Einfuhrzölle weiterhin die Nachfrage und führen dazu, dass die Nachfrage nach anderen Metallen zugenommen hat. Die unausgewogene Handelsbilanz wird weiterhin dafür sorgen, dass Goldimporteuren der Einkauf erschwert wird und die Nachfrage künstlich tief gehalten wird. In höherem Maße als Gold belastet lediglich Öl die indische Handelsbilanz.

Im Zuge des deutlich gefallenen Ölpreises könnte Indien auf diese Weise eine Entlastung der Bilanz erreichen und somit die Einfuhrzölle im Gold etwas wohlwollender betrachten. Bei einer Minderung der Einschränkungen dürfte die offizielle Nachfrage aus Indien wieder anziehen.

Trotz positiver Anzeichen für eine anziehende Nachfrage aus Asien gehen wir nicht davon aus, dass dies den Goldpreis maßgeblich in die Höhe treiben wird. Vielmehr bietet sie Ausgleich zu den preisbelastenden Faktoren und vermag für eine gewisse Stabilität im Metall sorgen. Aus dem Sekundärmarkt erwarten wir ein ähnlich niedriges Niveau an Altgold wie im Vorjahr. Abflüsse aus den ETF dürften nur noch moderat das Angebot erhöhen.

Die primäre Goldproduktion aus Minen dürfte nach dem Erreichen eines Peaks von ca. 2.900 t in 2014 nicht weiter wachsen, bei den nun tieferen Preisen ist in vielen Fällen die Produktion nicht mehr wirtschaftlich möglich. In Anbetracht der genannten Faktoren sehen wir eine Fortsetzung des Handels in einer engeren Bandbreite bei einer Untergrenze von 1.125 $/oz in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit einem Durchschnittspreis von 1.230 $/oz und Potenzial für Höchstwerte bis zu 1.325 $/oz.


Silber

Rückblickend musste Silber speziell in der zweiten Jahreshälfte 2014 Federn lassen und handelte im Tief um 14,40 $/oz, einem Level von Mitte 2009. Silber übertrieb damit den Preisverfall von Gold deutlich, was zu einer Gold-Silber-Ratio von über 75 führte. Betrachtet man das gesamte Jahr 2014, so ist Silber das Schwächste aller Edelmetalle und verbuchte einen Jahresverlust von ca. 20%. Die schwächeren Notierungen sollten die Silberpreise unserer Meinung nach unterstützen.

Dies begründen wir unter anderem mit einer sich erholenden Nachfrage nach Silberbarren- sowie Silbermünzen, bedingt durch die niedrigeren Preise und einem möglicherweise wieder anziehenden "safe haven" Charakter. Zudem erwarten wir eine robustere ETF- als auch Schmucknachfrage. Die industrielle Nachfrage sehen wir unverändert. So wird zum Beispiel weniger Silber in Silberleitpasten pro Zelle verwendet, jedoch sollte dies durch eine erhöhte Nachfrage nach Photovoltaikanlagen sowie durch neue Anwendungsgebiete (z.B. Medizin- und Nanotechnologie) ausgeglichen werden.

Erfahrungsgemäß gestaltet sich das Recyclingangebot bei rückläufigen Preisen schwächer, was ein geringeres Angebot zur Folge hat. Das Recyclinggeschäft ist für 20% des globalen Silberangebotes verantwortlich. Dem gegenüber steht eine für 2014 höher prognostizierte Minenproduktion, welche letztendlich zu einem Angebotsüberschuss führen dürfte. Zusammenfassend sollten die niedrigeren Preise Silber unterstützen. Diesbezüglich erwarten wir für das erste Halbjahr 2015, analog zu Gold, einen leicht steigenden Durchschnittspreis von 17 $/oz und sehen das Metall in einer Bandbreite von 14,20 $/oz bis 18,70 $/oz.

Der starke USD in Kombination mit steigenden Zinsen in den USA und geringer Inflation, dürfte hierbei allzu stark steigende Notierungen aber abbremsen. Zudem wird sich Silber auch weiterhin an der Wertentwicklung von Gold orientieren und diese gegebenenfalls stärker nachvollziehen (die historische Korrelation von Gold zu Silber beträgt 0,80).

Ein Szenario von deutlich steigendenden Silbernotierungen könnte jedoch eintreten, wenn die nach wie vor zu hohen Schuldenstände der EU-Staaten wieder in das Blickfeld rücken. Der "safe haven" Charakter wäre dann der Preistreiber.


Platin

Nach einer "glanzlosen" Preisentwicklung Platins in 2014, die trotz des fünfmonatigen Streiks durch eine abwärts gerichtete Preisbewegung gezeichnet war, ist ein "ruhiges" erstes Halbjahr 2015 zu erwarten. Diese Erwartung ist u.a. auf die turbulenten Ereignisse des letzten Jahres in den südafrikanischen Minen zurückzuführen. Der Streik hinterließ nach 5 Monaten seine Spuren und die Platingiganten befinden sich allmählich wieder auf 100% der Kapazität.

Laut dem World Platinum Investment Council (WPIC) kam es im vergangenen Jahr zu einem Angebotsdefizit von rund 885.000 ozs. Es waren insbesondere die überirdischen Bestände, die für Entlastung sorgten und somit den Platinpreis im vergangenen Jahr trotz des Minenstreiks fallen ließen. Die nachgewiesenen Bestände befinden sich nach einem Rückgang um 38% immer noch auf einem Niveau von 2,56 Mio. Unzen.

Wie bereits in unserer letzten Prognose erwähnt, sorgt die Automobilindustrie (Platin wird als Katalysator in Dieselfahrzeugen) weiterhin für positive Aussichten. Es sind dabei auch umweltrelevante Themen wie die Euro-5- sowie Euro-6-Emissionsnormen, die zukünftig die Nachfrage nach Platin durch höhere Loadings unterstützen. Neben der Automobilindustrie wird auch die Platinnachfrage aus der Schmuckindustrie stärker erwartet, wobei das Hauptaugenmerk besonders auf China und Indien gerichtet ist. Zudem dringen neue Anwendungen wie die Brennstoffzelle in den Markt.

Die Investorennachfrage hingegen hat im letzten Jahr im Vorjahresvergleich abgenommen und eine wenig dynamische Entwicklung hinter sich. „Lediglich“ 108 Tsd. Unzen flossen Platin ETFs im vergangenen Jahr zu. Die zunehmenden europäischen bzw. französischen Bemühungen, weniger Dieselmotoren auf den Straßen zuzulassen, um den Schadstoffausstoß zu reduzieren, könnte die Stimmung nachhaltig beeinflussen.



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