Gleichzeitig sind mit dem massiven Preisverfall am Ölmarkt auch die ölpreisgebunden Gaspreise unter Druck geraten. Das Risiko eines stärkeren Preisanstiegs besteht wenn überhaupt angebotsseitig, sollte es im Zuge des Ukraine-Russland-Konflikts zu einer Einschränkung der Lieferungen Moskaus kommen (siehe Kasten). Eine solche Entwicklung scheint jedoch angesichts der Auswirkungen, die dies auf beide Seiten hätte, eher unwahrscheinlich. Die Preiserholung am europäischen Spotmarkt für Gasmarkt dürfte folglich bald abgeschlossen sein.
Russland/Europa - Abhängigkeiten sprechen gegen Unterbrechung von Gaslieferung
Momentan liest man zwar wenig: aber mit dem nahenden Winter könnten die Angebotsrisiken am Gasmarkt im Zuge des Ukraine-Konflikts wieder mehr in den Fokus. Der Extremfall der Eskalation wäre eine Unterbrechung der Erdgaslieferungen nach Europa - ob nun aufgrund weiterer Sanktionen oder "freiwillig" als Vergeltungsmaßnahme Moskaus. Zuletzt im Januar 2009 hatte Russland seine Gaslieferungen für zwei Wochen unterbrochen. Italien und Deutschland waren im Volumen am stärksten betroffen, konnten aber die Ausfälle leichter kompensieren. Die osteuropäischen Länder waren wirtschaftlich stärker getroffen.
Mittlerweile ist Europa besser miteinander vernetzt; das Pipelinenetz wurde ausgebaut, LNG-Terminals kamen hinzu. In Summe belaufen sich die Kapazitäten der Importterminals auf 200 Mrd. Kubikmeter im Jahr und übertreffen damit in der Theorie Europas jährliche Gasimporte sogar um 20%. Hinzu kommt die Speicherkapazitäten, die zuletzt auf rund 100 Mrd. Kubikmeter ausgebaut worden waren. Kürzere Unterbrechungen wären deshalb sicherlich zu bewerkstelligen, wenn auch zu deutlich höheren Kosten. Längerfristige Unterbrechungen dagegen wären schwierig zu bewerkstelligen. Schließlich bezieht die EU knapp ein Drittel seiner Erdgasimporte aus Russland.
Aber wie groß ist die Gefahr eine Lieferunterbrechung? Fakt ist, dass sie beide Seiten hart treffen würde: Mit einem Anteil von 45% ist die EU die mit Abstand wichtigste Exportdestination für Russlands von Energieexporten abhängige Wirtschaft. Eine Unterbrechung der Erdgaslieferungen könnte Russland ohnehin schon schwächelnde Wirtschaft zusätzlich zusetzen. Ein Umleiten des Angebots bspw. nach China ist kurzfristig nicht möglich, auch wenn Russland seine Beziehungen nach China beispielsweise langfristig ausbaut. Eine Lieferunterbrechung dürften deshalb wohl beide Seiten vermeiden wollen.
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