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Fed-Protokoll sorgt für Stimmungsaufhellung

09.10.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Energie

Die Ölpreise erholen sich am Morgen leicht von den gestern verzeichneten Tiefständen. Grund hierfür ist ein deutlich schwächerer US-Dollar nach der Veröffentlichung eines als weniger falkenhaft interpretierten Sitzungsprotokolls der US-Notenbank. Die deutliche Abwertung des US-Dollar in den vergangenen Tagen zeigt, dass Finanzmärkte selten eine Einbahnstraße sind und dass kräftige Gegenbewegungen nach lang anhaltenden Trends jederzeit möglich sind.

Der Brentölpreis befindet sich seit mittlerweile 3½-Monaten im Abwärtstrend. In dieser Zeit hat er mehr als 20% verloren. Von daher wäre auch hier eine Gegenbewegung überfällig, wofür auch die rekordhohen spekulativen Short-Positionen bei Brent sprechen. Es bedarf dafür aber eines Auslösers wie unvorhergesehene Angebotsausfälle, Kommentare seitens der OPEC, dass man eine Produktionskürzung beabsichtigt, oder positive Überraschungen auf der Nachfrageseite.

Der schwächere US-Dollar allein ist dafür wahrscheinlich nicht ausreichend. Die US-Rohöllagerbestände stiegen in der letzten Woche laut US-Energieministerium um 5 Mio. Barrel. Das war deutlich mehr als erwartet, entsprach aber dem vom API am Vortag berichteten Lageraufbau. Verantwortlich hierfür waren höhere Importe, eine geringere Rohölverarbeitung und eine gestiegene Rohölproduktion. Letztere erreichte das höchste Niveau seit März 1986.

Auch die Vorräte an Ölprodukten verzeichneten unerwartete Anstiege. Einziger Lichtblick war der kräftige Rückgang der Rohölbestände in Cushing um 1,6 Mio. Barrel. Dieser konnte den Gesamteindruck eines reichlich versorgten US-Marktes aber nicht überdecken.

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Edelmetalle

Der Goldpreis steigt heute Morgen zwischenzeitlich auf ein 2-Wochenhoch von knapp 1.230 USD je Feinunze und setzt damit seine Erholungsbewegung der letzten Tage fort. Unterstützt wird er dabei vom schwächeren US-Dollar, dessen Aufwertung gegenüber dem Euro offenbar vorerst zum Erliegen gekommen ist.

Im gestern Abend veröffentlichten Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed vom 16./17. September war zu lesen, dass einige Mitglieder ihre Sorgen ausdrückten, das geringe Wachstum und die niedrige Inflation in der Eurozone könnten den US-Dollar weiter aufwerten lassen und damit den Exportsektor der US-Wirtschaft belasten.

Einige Marktteilnehmer haben daraufhin wohl ihre Zinserhöhungserwartungen nach hinten geschoben, was zur Dollar-Schwäche führte. Sollte die gestrige Stärke der US-Aktienmärkte auf Europa überschwappen und diese heute merklich zulegen, könnte die Aufwärtsbewegung von Gold schnell wieder gestoppt werden.

Interessant zu beobachten war gestern, dass sich alle Edelmetallpreise gut gegen relativ starke ETF-Abflüsse gewehrt haben. So wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs um 12,8 Tonnen reduziert. Aus den Silber-ETFs flossen 116 Tonnen ab. Und die Palladium-Bestände wurden um 1,2% bzw. 37 Tsd. Unzen abgebaut. Offenbar haben spekulative Finanzinvestoren am Futures-Markt Short-Positionen eingedeckt und damit die ETF-Abflüsse mehr als ausgeglichen.


Industriemetalle

Gestern hat das Berufungsgericht in London entschieden, dass der Beratungsprozess der LME im Vorfeld der Lagerhausreformen nicht "unfair" oder "rechtswidrig" war und deshalb diese durchgeführt werden dürfen. Die LME hat angekündigt, die geänderten Regeln ab Februar 2015 einzuführen. Das primäre Ziel und die direkte Folge der Regeländerung ist die Reduktion der langen Wartezeiten zur Auslieferung aus den LME-Lagerhäusern. Damit sollen die Zuverlässigkeit und die Transparenz der LME-Preisfeststellung erhöht werden.

Aus unserer Sicht wird die Änderung darüber hinaus mittelfristig zu einer Reduktion der physischen "Prämien", d.h. Aufschlägen zum LME-Preis, beitragen. Insbesondere bei Aluminium sind die Prämien sowohl in den USA als auch in Europa auf fast 500 USD je Tonne gestiegen. Die aus unserer Sicht nach wie vor entspannte Angebotslage rechfertigt einen Aufpreis von über 20% für prompte Lieferungen nicht. Gegen eine Angebotseinengung spricht vor allem die Tatsache, dass das größte Produzentenland, China, die Produktionskürzungen wieder rückgängig macht.

Während China in den zwölf Monaten nach Juni 2013 Produktionskapazitäten von 2,5 Mio. Tonnen jährlich stillgelegt hat, wurden laut SMM allein im 3. Quartal dieses Jahres 850 Tsd. Tonnen wieder in Betrieb genommen, weitere Reaktivierungen folgen. Darüber hinaus erwartet SMM, dass zusätzliche Kapazitäten von über 3,7 Mio. Tonnen in diesem Jahr hinzukommen werden. Kein Wunder, dass China im August mit netto über 333 Tsd. Tonnen mehr Aluminium und -produkte exportiert hat als je zuvor. Wir bleiben für Aluminium weiterhin skeptisch.


Agrarrohstoffe

Das französische Agrarberatungsunternehmen FranceAgriMer hat seine Schätzung für die französischen Weizenlagerbestände zum Ende des laufenden Erntejahres 2014/15 auf 4,4 Mio. Tonnen und damit den höchsten Stand seit 10 Jahren erhöht. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um 88%.

Als Grund hierfür gibt FranceAgriMer einen höheren Ernteeingang, geringere Exporte und einen Rückgang der Futtermittelnachfrage an. Dazu passt auch die Nachricht, dass der Betreiber der Silos zur Auslieferung von an der LIFFE in Paris gehandelten Weizen, Socomac, aus Kapazitätsgründen inzwischen keinen Weizen mehr annimmt. Dies spricht für niedrigere Weizenpreise an der LIFFE in Paris, zumal der Silobetreiber ebenfalls von einer schwächeren Exportnachfrage spricht.

Die seit Ende September zu beobachtende Preiserholung von 148 auf 163 EUR je Tonne dürfte daher auslaufen. Gleiches gilt auch für CBOT-Weizen, welcher zuletzt wieder über die Marke von 500 US-Cents je Scheffel gestiegen ist, nachdem der Preis Ende September bei 466 US-Cents ein 4-Jahrestief markierte. Auch Mais und Sojabohnen legten zuletzt zu, was mit wetterbedingten Aussaatverzögerungen in Brasilien zusammenhängen dürfte. Die morgen zu erwartenden deutlichen Aufwärtsrevisionen der US-Ernten durch das USDA sprechen aber auch hier für ein Ende der Preiserholung.




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