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Mögliche Liberalisierung der US-Rohölexportpolitik

15.07.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Dieses Argument hält einer Überprüfung jedoch nicht stand: Da Mineralölprodukte aus den USA exportiert werden dürfen, orientieren sich diese an den Weltmarktpreisen. In den letzten Jahren lag der Großhandelspreis von Benzin in den USA zumeist sogar etwas höher als in Europa (Grafik 3). Der niedrigere lokale Preis für Rohöl schlägt somit nicht auf die amerikanischen Mineralölproduktmärkte durch, sondern erhöht die Gewinnmarge der US-Raffinerien.

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Neben den unabhängigen Raffinerien, ist es auch die US-Küstenschifffahrt, die einer Aufhebung des Exportverbotes kritisch gegenübersteht. Diese profitiert zurzeit von einer als Jones Act bekannten Regelung, die den Schiffsverkehr zwischen US-Häfen auf in den Vereinigten Staaten hergestellte, von US-Staatsbürgern betriebene und US-Amerikanern gehörende Schiffe beschränkt. Die Herstellung und der Betrieb von mit dem Jones Act konformen Schiffen kosten ungefähr dreimal so viel wie bei vergleichbaren nichtkonformen Schiffen.

Eine Aufhebung des Exportverbotes dürfte den Bedarf an mit dem Gesetz in Einklang stehenden Schiffen deutlich reduzieren, weshalb sowohl deren Betreiber als auch die USWerften gegen eine weitere Liberalisierung sein dürften. Demgegenüber stehen, neben den unabhängigen Ölproduzenten, die vertikal integrierten Ölkonzerne, die einer Lockerung der aktuellen Regelungen grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber stehen.

Da eine komplette Aufhebung des Exportverbots für Rohöl politisch schwer durchsetzbar ist, wurde bereits mehrfach vorgeschlagen, über bestimmte Swapgeschäfte Abhilfe zu schaffen. Dabei würde leichtes Rohöl aus den Schieferölvorkommen in den USA gegen schwerere Sorten, bspw. aus Mexiko, getauscht und damit das derzeit bestehende Ungleichgewicht auf dem US-Ölmarkt beseitigt. Denn im Gegensatz zum übermäßig vorhandenenen leichten Rohöl ist schwereres Rohöl in den USA derzeit knapp. Der Vorschlag versucht, eine Ausnahmeregelung der aktuellen Bestimmungen des EPCA auszunutzen, nach der Rohöl dann exportiert werden darf, wenn gleichzeitig Rohöl in gleicher Quantität und Qualität eingeführt wird.

Der EPCA bestimmt jedoch das Qualitätskriterium nicht näher. Im Falle eines etwaigen Gerichtsverfahrens wäre somit sowohl eine Entscheidung für als auch gegen die Swapgeschäfte denkbar: Für eine Genehmigung spricht, dass dadurch der gesamte Rohölmix in den USA besser zu den bestehenden amerikanischen Raffineriekapazitäten passen würde; dagegen spricht, dass die höhere Dichte der im Rahmen der Swapgeschäfte eingeführten Rohöle ein niedrigeres Qualitätsniveau indiziert. Dem könnte allerdings dadurch Rechnung getragen werden, dass mehr schweres Öl ein- als leichtes Öl ausgeführt wird.

Die Preise für landumschlossene US-Ölsorten wie WTI oder Bakken-Öl dürften sich im Falle einer Liberalisierung der US-Exportvorschriften den internationalen Preisen angleichen. Denn durch den Schieferölboom besteht in den USA ein Überangebot an leichtem Rohöl, welches bislang nicht exportiert werden durfte und zu deutlich gestiegenen Rohöllagerbeständen zunächst im Mittleren Westen und danach auch an der US-Golfküste führte (Grafik 4).

Dieses Überangebot drückte den inländischen Preis für unverarbeitetes leichtes Rohöl unter den entsprechenden Weltmarktpreis. Die Folgen einer Lockerung der Exportbeschränkungen für Rohöl auf die Preise für Mineralölprodukte dürften sich dagegen in Grenzen halten. Die Mineralölprodukte können von den US-Raffinierien wie bereits zuvor erwähnt zu den höheren Weltmarktpreisen verkauft werden, was die deutlich gestiegenen US-Netto-Exporte von Benzin und Diesel in den letzten vier Jahren auch bestätigen (Grafik 5).

Für die Nachfrager von USMineralölprodukten dürfte sich daher nicht viel ändern. Unter der neuen Regelung ist es den Produzenten allerdings möglich, das von ihnen geförderte leichte Rohöl selber minimal weiter zu verarbeiten und somit exportfähig zu machen. Dadurch könnten die Produzenten künftig an den höheren Weltmarktpreisen partizipieren und gleichzeitig würde das Überangebot an leichtem Rohöl auf dem US-Markt reduziert. Verlierer sind daher die US-Raffinerien, deren Margen sinken dürften.

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