Energie: Libyen kommt nicht zur Ruhe

Geopolitische Risiken dominieren

Der Ölpreis der Sorte Brent hat sich in den letzten Handelstagen über der Marke von 110 US-Dollar festgesetzt. Die Schwankungsbreite bleibt mit rund sieben US-Dollar (zwischen 105 und 112 US-Dollar) in den letzten sechs Monaten auch sehr begrenzt. Der Markt bleibt damit trotz der im Jahresverlauf zunehmenden geopolitischen Unwägbarkeiten gut ausbalanciert. Eine moderat steigenden Nachfrage kann vor allem durch Förderwachstum außerhalb der OPEC (Stichwort: Fracking in den USA) befriedigt werden, und Angebotsstörungen können gut aufgefangen werden.



Saisonal starkes Quartal steht bevor

Der Ölmarkt bleibt angebotsgetrieben, weil die Schwankungen des Ölangebots viel ausgeprägter sind als diejenigen der Ölnachfrage. Dennoch überraschte auch die globale Ölnachfrage im bisherigen Jahresverlauf etwas positiv; so hat die IEA hat ihre 2014er Nachfrageprognosen seit Januar diesen Jahres um rund 300 tbpd erhöht. Zudem steht das traditionell stärkste Quartal bevor, im dritten Quartal erwartet die IEA ein Wachstum in der Ölnachfrage von 1,5 mbpd. Die bis September andauernde Driving Season in den USA dürfte ihren Teil dazu beitragen.



Libyen kommt nicht zur Ruhe

Auf der Angebotsseite dominieren jedoch die negativen Überraschungen: Die Lage in Libyen hat sich weiter verschärft; die Hoffnung auf eine Einigung der Zentralregierung mit Milizionären erwies sich als trügerisch. Bengasi erlebte die gewaltreichsten Tage seit dem Sturz Gaddafis im August 2011, und auch in Tripolis ist die Sicherheitslage angespannt, weshalb die USA ihren Staatsbürgern jüngst empfohlen hatten, das Land sofort zu verlassen.

Die Ölförderung erreichte derweil den niedrigsten Stand seit 2011. Damit fehlen am Weltmarkt derzeit rund 1,2 Mio. Barrel. Zwar hat sich in der Ukraine nach der Präsidentschaftswahl die Lage etwas stabilisiert, der Osten des Landes kommt dennoch nicht zur Ruhe. Vor diesem Hintergrund - erhöhte geopolitische Risiken bei leicht verbesserter Nachfrage - heben wir unsere Prognose per 30.09.2014 um 5 US-Dollar auf 105 US-Dollar/Barrel Brent an.

Wir gehen jedoch weiterhin davon aus, dass sich mittelfristig die Fundamentaldaten durchsetzen sollten, was das Preisniveau an den Ölmärkten drücken dürfte.



© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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