Industriemetalle: Ausblick 2008

Doch hiermit hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Wie Grafik 5 zeigt sind die Ausgangspositionen für die einzelnen Rohstoffe unterschiedlich:
Aluminium: Nach dem deutlichen Überschussangebot im Jahr 2007 dürfte sich die Marktbilanz im laufenden Jahr wieder verschlechtern. Das Nachfragewachstum wird - zusätzlich stimuliert durch den Preisvorteil von Aluminium gegenüber Kupfer und einer teilweise engen Substitutionsbeziehungen im Endverbrauch - weiterhin hoch bleiben (Grafik 6). Auf der Angebotsseite ist dagegen festzuhalten, dass das zweistellige Produktionswachstum im vergangenen Jahr vor allem durch China getrieben war. Hier legte die Produktion über 40% zu. Nun hat die chinesische Regierung aber zahlreiche Maßnahmen eingeleitet, die Ausweitung der energieintensiven Aluminiumproduktion zu bremsen. So werden beispielsweise nur noch Aluminiumschmelzen mit einer gewissen Mindestgröße zugelassen. Darüber hinaus wurden die Exportsteuern im August letzten Jahres erhöht, während die Importzölle teilweise abgeschafft wurden. Die jüngsten Tendenzen der Nettohandelsbilanz deuten darauf hin, dass China demnächst zum Nettoimporteur werden dürfte (Grafik 7).
Die Verschlechterung der Marktbilanz dürfte die Aluminiumpreise nach oben treiben, zumal das deutliche Anziehen der Energiekosten die Preise zusätzlich stützt. Immerhin 30% der Produktionskosten von Aluminium sind Energiekosten. Nicht zuletzt ist darauf hinzuweisen, dass die Terminkurve von Aluminium als einzige im Bereich der Industriemetalle derzeit über den ganzen Verlauf ansteigt bzw. einen Contango aufweist. Wir erwarten, dass die Aluminiumpreise bis Jahresende auf 2800 Dollar je Tonne anziehen werden.
Kupfer: Die Marktbilanz für Kupfer hat sich im vergangenen Jahr merklich verschlechtert. Vor allem in China hatte die Nachfrage wegen der Aufstockung der Lagerbestände, der boomenden Bauwirtschaft und dem Ausbau der Kapazitäten zur Elektrizitätserzeugung stark angezogen. Nun dürfte ein Teil des Defizits in der Elektrizitätserzeugung nachgerüstet sein. Die Perspektiven für die Nachfrage sind aber vor allem durch den Einbruch der USBauwirtschaft belastet. Die bis zuletzt stark gefallenen Hausbaugbeginne und - genehmigungen deuten an, dass der Tiefpunkt noch immer nicht erreicht ist.
Dagegen ist auf der Angebotsseite nach den vielen Ausfällen im Vorjahr wieder mit einer höheren Produktion zu rechnen. Bei der Minenförderung wird sogar mit einem Plus von 9% gerechnet. Neue Projekte in Chile (Codelcos Gaby-Projekt: 150 Tsd. Tonnen und Andina: 80 Tsd. Tonnen), USA (Freeport’s Safford-Mine: 110 Tsd. Tonnen), Sambia (170 Tsd. Tonnen) und im Kongo (100 Tsd. Tonnen) werden aufgenommen. Dies dürfte eine Entspannung am Markt begünstigen, so dass wir mit einem Nachgeben des Kupferpreises bis knapp 6500 USD je Tonne im Herbst diesen Jahres rechnen.
Nickel: Auch für Nickel sind wir eher pessimstisch eingestellt. Die Nachfrage dürfte zwar im laufenden Jahr wieder stärker anziehen. Vor allem der Bedarf aus dem Bereich „Edelstahlherstellung“, auf den zwei Drittel der Nickelnachfrage entfällt, dürfte wieder stärker steigen. Hier war in der zweiten Jahreshälfte 2007 die Produktion deutlich zurückgefahren und die Nachfrage vermehrt durch Lagerbestände gedeckt worden. Nun gibt es erste Signale, dass sich die Tendenz dreht. Gleichzeitig wird die Produktion aber stark ausgeweitet. Allein 10 neue Minen werden im laufenden Jahr eröffnet. Die größten Minen sind Ravensthrope mit einer Kapazität von 50 Tsd. Tonnen und Onca Puma in Brasilien mit 57 Tsd. Tonnen. Darüber hinaus werden auch die Hüttenkapazitäten stark ausgebaut. Wir sehen deshalb die Nickelpreise weiter unter Druck, zumal auch die hohen Lagerbestände an der LME eine ausreichende Marktversorgung signalisieren.
Blei: Die Marktbilanz für Blei hatte sich zwar 2007 drastisch verschlechtert. Ein maßgeblicher Grund war aber das Verladeverbot aus dem australischen Hafen Esperance nach dem Auftreten zahlreicher Umweltschäden. Ivernia’s Magellan Mine musste deshalb ihre Lieferungen, die immerhin 3% der Weltproduktion ausmachen, einstellen. Da Ivernia aber nach wie vor Blei gefördert und nun auch vom Umweltministerium eine Genehmigung erhalten hat, über den Freemantle Hafen versiegelte Kontainer mit Konzentrat zu verschiffen, ist in Kürze mit einer deutlichen Entspannung am Bleimarkt zu rechnen. Damit sollte sich die Angebotssituation merklich entspannen, so dass wir mit einem weiteren Nachgeben des Bleipreises auf 2000 Dollar je Tonne zum Jahresende rechnen. Mit Aufmerksamkeit ist allerdings die chinesiche Handelsbilanz zu beobachten. Sollten die geänderten Zollregelungen zu einer nachhaltigen Verringerung der chinesischen Nettoexporte führen, dürfte dies den Bleipreis stärker stützen als von uns erwartet.
Zink: Die Marktbilanz am Zinkmarkt hat sich bereits 2007 merklich gebessert. Wir rechnen mit einer Fortsetzung dieser Tendenz, denn auch im laufenden Jahr dürfte das Produktionswachstum die Zunahme der Nachfrage übersteigen. Dabei sind auch für Zink die Entwicklungen in China mit besonderer Aufmerksamkeit zu beobachten. Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission hat neue Standards gesetzt, um unter anderem die Effizienz der Zinkproduktion zu erhöhen. Kommunen wurden aufgefordert, diejenigen Einheiten zu schließen, die diesen Anforderungen nicht einhielten. Damit besteht zweifellos die Gefahr, dass das Produktionswachstum hinter dem Nachfragewachstum zurückbleibt. Vor diesem Hintergrund rechnen wir tendenziell mit einer volatilen Seitwärtsbewegung der Zinkpreise.