Ausblick 2014: Energiepreise weiter in Komfortzone


EUA: "Backloading" dürfte weitere Preiserholung im Emissionshandel begünstigen
"Totgesagte leben länger" heißt es, und damit sind die Entwicklungen im EU-Emissionshandel in diesem Jahr ganz gut beschrieben. Noch bis zum Frühjahr hatte der Preis zur Emission einer Tonne CO2 massiv unter Druck gestanden. Schließlich sah es zwischenzeitlich so aus, dass der Vorschlag der EU-Kommission, vorerst 900 Mio Zertifikate in den Versteigerungen zurückzuhalten und erst am Ende der dritten Handelsperiode wieder in den Handel zugeben, das sogenannte "Backloading", das Europäische Parlament nicht passieren würde. Die Aussicht auf ein in absehbarer Zeit weiterhin hohes Überangebot am Markt schickte den CO2-Preis auf Talfahrt, der Anfang April ein Rekordtief von 2,75 Euro je Tonne markierte (Grafik 12).
Im Sommer nahm der Vorschlag dann in einem zweiten Anlauf doch die Hürde im EU-Parlament und binnen fünf Monaten zog der Preis auf 5,80 Euro an, bevor er wieder leicht nachgab.
Mittlerweile gilt "Backloading" als (fast) beschlossene Sache. Anfang November haben die Mitgliedsländer in einem ersten Schritt einer Änderung der ETS-Richtlinie zugestimmt, die nun eine einmalige Anpassung des Zeitplans der Versteigerungen durch die Kommission zulässt. Dem hat soeben auch das EU Parlament zugestimmt, und es wird wohl in der nächsten Woche die Zustimmung der Länder im Rat "Umwelt" folgen.
Konkret unterscheidet die Kommission nun bei der Umsetzung des "Backloadings" zwei Optionen: erstens, das Zurückhalten der 900 Mio. Emissionsrechte in den Jahren 2014/2015 und die bis 2016 gestreckte Variante, wobei bei beiden Varianten jeweils 2019 300 Mio. und 2020 600 Mio Emissionsrechte wieder zugeführt würden. Die Wahl der Variante hängt auch davon ab, wie schnell die Umsetzung erfolgen kann. Die Kommission weist selber darauf hin, dass sich eine konkrete Umsetzung bis in die zweite Jahreshälfte verzögern könnte. In diesem Fall böte die zweite Variante mehr Flexibilität.
"Backloading" ist zwar ein wichtiger Schritt zur Belebung des Emissionshandels, ausreichend ist er aber nicht. Denn das Problem der hohen Überschüsse wird sich zunächst nur verschieben. Deshalb dürfte allmählich die Diskussion um die Kommissionsvorschläge zu den langfristigen Strukturreformen in den Fokus rücken. Anfang nächsten Jahres werden die Ergebnisse des Konsultationsprozesses vorgestellt. Durch die Europawahlen und die sich anschließende Bestätigung/Benennung der Kommissare könnte sich der Prozess allerdings verzögern.
Obwohl die Politik in Brüssel wohl weiterhin maßgeblich die Richtung vorgibt, dürfen die zugrunde liegenden Fundamentalfaktoren nicht gänzlich vernachlässigt werden. Diese sprechen klar für eine Erholung der Preise: zum einen dürfte sich der Aufschwung im Euroland allmählich festigen. Der Einkaufsmanagerindex für das Euroland liegt seit fünf Monaten in dem Bereich, der auf eine Expansion hinweist. Zum anderen hat die kohlebasierte Stromproduktion nicht zuletzt bedingt durch den Preisverfall im Emissionshandel stark an preislicher Attraktivität gewonnen, was auch den Bedarf an Emissionsrechten erhöht (Grafik 13).
Alles in allem dürften die CO2-Preise zunächst seitwärts tendieren, da aufgrund der zweiten Verkaufsphase aus der New Entrants Reserve (NER 300 Initiative) über mehrere Monate bis zum Frühjahr gestreckt insgesamt 100 Mio. Emissionszertifikate zusätzlich angeboten werden. Mittelfristig dürfte die Verknappung des Angebots an Emissionsrechten aufgrund des "Backloadings" aber durchaus Wirkung zeigen: Wir sehen den CO2-Preis Ende nächsten Jahres bei 6,5 Euro je Tonne.

Auf einen Blick



