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Ausblick 2014: Energiepreise weiter in Komfortzone

11.12.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Eine graduelle Reduzierung der Fed-Anleihekäufe sollte den Ölpreis daher nicht dauerhaft belasten, zumal die Geldpolitik der Fed und der anderen wichtigen Zentralbanken in den Industrieländern auch 2014 ausgesprochen expansiv bleibt. Auch das in diesem Jahr deutlich gesunkene Anlegerinteresse spricht gegen einen stärkeren Ölpreisrückgang. Sollten die Anleger aufgrund der verbesserten Konjunkturaussichten in den Ölmarkt zurückkehren, würde dies den Preisen sogar Auftrieb geben.

Die fundamentalen Faktoren wie die reichliche Versorgung des globalen Ölmarktes aufgrund des kräftig steigenden Nicht-OPEC-Angebots und nicht ganz so stark steigender Nachfrage sprechen für einen niedrigeren Preis. Solange die Öllieferungen aus Libyen eingeschränkt sind, bleibt der Brentölpreis allerdings gut unterstützt. Denn libysches Öl versorgt vor allem den europäischen Markt und weist zudem eine ähnliche Qualität wie Brentöl auf. Es kann daher nicht ohne weiteres durch Öl aus Saudi-Arabien ersetzt werden. Als weitere preisunterstützende Faktoren sind die hohen unplanmäßigen Produktionsausfälle auch außerhalb Libyens, die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und das in der Tendenz weiter fallende Nordseeangebot zu nennen.

Sollte sich die Ölproduktion in Libyen normalisieren und/oder die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden, erwarten wir eine entsprechende Kürzung des Ölangebots durch Saudi-Arabien. Somit spricht vieles für eine Fortsetzung des seit drei Jahren zu beobachtenden Seitwärtshandels. Wir erwarten für das kommende Jahr einen durchschnittlichen Brentölpreis von 106 USD je Barrel.

Der WTI-Preis sollte seinen immer noch hohen Abschlag zum Brentölpreis von rund 12 USD je Barrel im Verlaufe des nächsten Jahres weiter verringern, aber nicht vollständig schließen (Grafik 5). Dank neuer Pipelinekapazitäten wird es 2014 möglich sein, das aus der steigenden Schieferölproduktion herrührende Überangebot an Rohöl vom Landesinneren der USA an die US-Golfküste zu transportieren, wo sich die Hälfte der US-Raffineriekapazitäten befindet.

Angesichts attraktiver Verarbeitungsmargen besteht für die US-Raffinerien der Anreiz, die Rohölverarbeitung auszuweiten. Dies sollte zu einem Abbau der aktuell sehr hohen US-Rohöllagerbestände führen, welche den WTI-Preis in den letzten Monaten belasteten und sich somit für die massive Ausweitung der Preisdifferenz verantwortlich zeichneten. Der Preisabstand zwischen Brent und WTI sollte sich daher im Verlauf von 2014 den Pipeline-Transportkosten annähern, welche bei ca. vier USD je Barrel liegen.

Dafür spricht auch, dass sich der Bau des Nordabschnitts der Keystone-XL-Pipeline weiter verzögert, wodurch weniger Rohöl aus Kanada in die USA fließen kann. Im Falle von vorübergehenden Transportproblemen oder während der Phase von Wartungsarbeiten in den Raffinerien im Frühjahr oder im Herbst kann es zwischenzeitlich zu einer Ausweitung der Preisdifferenz kommen. Wir erwarten einen steigenden WTI-Preis im Jahresverlauf und einen Durchschnittspreis von 100 USD je Barrel.

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Ölprodukte: Verarbeitungsmarge bei Diesel dürfte Vorsprung leicht ausbauen

Wie vor einem Jahr sind die Vorräte an Mitteldestillaten zu Beginn der Wintersaison äußerst knapp. Gemäß der umfassenden Lagerstatistik der Internationalen Energieagentur, die allerdings mit starker Verzögerung veröffentlicht wird, waren die industriellen Lagerbestände an Mitteldestillaten in den OECD-Ländern im September 40 Mio. Barrel bzw. 7% niedriger als monatsüblich in den letzten fünf Jahren. Die wöchentlichen Lagerdaten der US-Energiebehörde zeigen eine weitere Anspannung am aktuellen Rand: Anfang Dezember lagen die US-Vorräte 20% niedriger als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre und zugleich auf dem niedrigsten Novemberniveau seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 30 Jahren (Grafik 25).

Auch in Westeuropa sind die Vorräte knapp. Laut PJK International lagen die Gasölvorräte in der Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen zuletzt 20% niedriger als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre und auf dem niedrigsten Niveau seit November 2008 (Grafik 33).

Im letzten Winter kam es allerdings nicht zuder befürchteten Knappheit am Destillatemarkt, denn der Winter begann eher mild und die Vorräte wurden zum Jahreswechsel wieder aufgebaut. Entsprechend hatte die Verarbeitungsmarge bei Gasöl ihren Hochpunkt bereits im Herbst erreicht. Ob sich auch hier Parallelen zeigen werden, hängt von den Wintertemperaturen ab. Bei einem normalen Winter sollten die knappen Vorräte die Preisdifferenz zwischen Gasöl und Rohöl auf 18 USD je Barrel steigen lassen. Bei unterdurchschnittlichen Temperaturen könnte sie sogar auf gut 20 Dollar je Barrel anziehen. Auch längerfristig sehen wir die Marge gut unterstützt. Denn die Verbrauchsstruktur in den Industrieländern verschiebt sich immer weiter von Benzin zu Diesel.

Die steigende Anzahl dieselbetriebener Fahrzeuge in Europa, die verbesserte Treibstoffeffizienz und die hohe Beimischung an Biokraftstoffen ließen die Benzinnachfrage in den Industrieländern kräftiger schrumpfen als die Dieselnachfrage, die im laufenden und im kommenden Jahr sogar zulegen dürfte. Die Verschiebung der Verbrauchsstruktur schlägt sich in mittlerweile tendenziell höheren Crack-Spreads am Dieselmarkt nieder (Grafik 6).

Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, zumal auch der Dieselbedarf in den Schwellenländern kräftig wächst. Begrenzt wird das Potenzial für die Verarbeitungsmarge aber durch die stark steigenden Mitteldestillatexporte der USA (Grafik 7), die dank der derzeitigen Standortvorteile in der Raffinierung - hohe Verfügbarkeit an preisgünstigem Rohöl und niedrigen Energiekosten - von Rohöl weiter steigen dürften.

Das Umfeld am Benzinmarkt bleibt dagegen schwierig: Die beiden wichtigsten Märkte, USA und China, können ihren Benzinbedarf aufgrund einer schwächeren Nachfrage (USA) bzw. eines Ausbaus der Raffineriekapazitäten (China) aus eigener Produktion decken. Beide Länder treten darüber hinaus als Netto-Exporteure auf. In den USA führte das Erreichen der Beimischungsgrenze für Biokraftstoffe zwischenzeitlich dazu, dass der Benzinpreis kräftig anstieg. Dieses Problem ist aber vorerst gelöst, seit die US-Umweltbehörde EPA für das kommende Jahr eine Senkung der Beimischungsvorgaben angekündigt hat.

Die USA sollten im kommenden Jahr aufgrund einer stärkeren Rohölverarbeitung ihre Rolle als Netto-Exporteur bei Benzin weiter ausbauen. Denn die hohen Verarbeitungsmargen bei Diesel sorgen auch dafür, dass die hohe Benzinproduktion ungebremst weiterläuft. Wir rechnen im nächsten Jahr mit einem nahezu durchgängig niedrigeren Crackspread von Benzin im Vergleich zu Diesel.

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