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Ausblick 2014: Energiepreise weiter in Komfortzone

11.12.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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US-Erdgas Preis: In historisch enger Spanne weiter seitwärts

Der Preis am US-Gasmarkt hat sich im laufenden Jahr in einer vergleichsweise engen Spannbreite zwischen gut 3 und 4,5 USD je mmBtu bewegt. In den letzten Tagen hat der Henry Hub Preis zwar wegen des starken Wintereinbruchs kräftig angezogen. Aber anhaltend ungewöhnlich Witterungsbedingungen, die - wie der extrem milde Winter im Vorjahr - die Preise nachhaltig beeinflussen können, gab es bislang nicht. Ohnehin hat die saisonale Komponente an Bedeutung verloren: in diesem Jahr lag der Zuschlag für den Februar-Kontrakt des Folgejahres nur noch 20 US-Cents über dem November-Kontrakt, verglichen mit 60 Cents vor drei Jahren.

Drei Gründe führt die US-Energiebehörde EIA an: erstens, die höhere Produktion im Nordosten des Landes, welche die Lagerentnahme bremst, zweitens den verstärkten (saisonunabhängigen) Einsatz von Gas in der Stromerzeugung bzw. die entsprechend geringere Bedeutung des Gasverbrauchs in den Wintermonaten und drittens, die höheren Lagerkapazitäten. Das ruhige Fahrwasser am Markt schlug sich letztlich auch in einer sinkenden Volatilität der Preise nieder (Grafik 8).

Wir denken, dass sich der US-Gaspreis im kommenden Jahr weiter innerhalb dieser Spanne bewegen wird. Denn weder auf der Nachfrage- noch auf der Angebotsseite sind stärkere Impulse zu erwarten. Die Nachfrage wird wohl in etwa auf Vorjahresniveau verharren. Zwar dürfte die konjunkturelle Komponente an Kraft gewinnen. Schließlich erwartet die EIA, dass sich das Wachstum der entsprechend der Gasverwendung gewichteten Industrieproduktion auf knapp 2,5% im nächsten Jahr verdoppelt. Aber die Nachfrage der privaten Haushalte zu Heizzwecken dürfte bei normalen Temperaturen auf Vorjahresniveau verharren, während die Nachfrage der Versorger sogar schrumpfen sollte, da die kohlebasierte Stromproduktion an preislicher Attraktivität aufgeholt hat.

Auf der Angebotsseite hat sich Produktionswachstum nach den Boomjahren trotz immer wieder nach oben revidierter Gasreserven spürbar abgeflacht, und daran dürfte sich im nächsten Jahr wenig ändern. Ausschlaggebend für das Stocken der Schiefergasrevolution ist der geringe Preis, der wiederum das Resultat des begrenzten Absatzpotentials ist. Aufgrund der geringeren Ertragsaussichten sind Gasbohrungen in den Herbst 2011 massiv gefallen und seit Sommer so niedrig ist wie zuletzt Mitte der 90er Jahre. Allerdings ist im Gegenzug die Zahl der Bohrungen, bei denen Gas und Öl gleichzeitig gefördert wird, kräftig in die Höhe geschossen: sie machen heute über die Hälfte aller Bohrungen aus und erklären somit, warum die Gasproduktion trotz des Einbruchs der reinen Gasbohrungen weiterhin so hoch ist (Grafik 9).

In begrenztem Ausmaß ließ sich sogar neues Absatzpotenzial erschließen. Da beispielsweise die Produktion im Nordosten des Landes dank der Marcellus-Formation von 2,1 Mrd. im Jahr 2008 auf zuletzt 12,3 Mrd. Kubikfuß pro Tag gestiegen ist, konnten die Importe der Region zurückgeführt werden. Nach der Inbetriebnahme einer neuen Pipeline wird sogar verstärkt nach Kanada exportiert. Für die USA als Ganzes heißt das, dass in den letzten fünf Jahren die Nettoimporte bezogen auf den Gasverbrauch von knapp 12% auf knapp 5% im gefallen sind.

Dennoch bleibt die Transportlogistik ein großer Hemmschuh für den Vertrieb von Gas. Erst Ende 2015 werden sich mit der Inbetriebnahme der ersten Verflüssigungsstraße des Sabine Pass Terminals neue Optionen öffnen. Zunächst dürften sich die Preise weiter innerhalb des Korridors von 3 bis 4,5 USD je mmBtu bewegen, wobei sich der Preis mit einer zunehmenden Festigung des Aufschwungs in den USA eher im oberen Teil des Korridors etablieren sollte.

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Kohle: Wieder stärker gefragt, aber auch gut verfügbar

Die Kohlepreise waren bis Mitte des Jahres stark unter Druck: Mit knapp 75 USD je Tonne notierte der nächst fällige Kohle-Future Anfang Juli an der ICE so niedrig wie seit 3 Jahren nicht mehr. Ein reichliches Angebot traf auf eine konjunkturell bedingt schwache Nachfrage. In den letzten Monaten konnten sich die Preise aber wieder etwas erholen und haben sich über 80 USD je Tonne etabliert (Grafik 10). Wird sich die Erholung im kommenden Jahr fortsetzen?

Die Entwicklungen auf der Nachfrageseite dürften die Preise weiter unterstützen. Im atlantischen Markt spricht vor allem das noch immer niedrige Preisniveau für eine kräftige Nachfrage. In den USA war der Anteil der kohlebasierten Stromproduktion, die 90% der US-Kohlenachfrage bestreitet, aufgrund der zuvor günstigen Gaspreise von knapp 45% im Jahr 2010 auf 37,4% im vergangenen Jahr gefallen. Doch ihr Anteil steigt nun wieder und dürfte im kommenden Jahr laut US-Energiebehörde erneut bei 40% liegen.

Auch in Europa hat die kohlebasierte Stromproduktion zusätzlich begünstigt durch die niedrigen CO2-Preise an preislicher Attraktivität gewonnen, allerdings wurde der Effekt hier durch den Vormarsch der erneuerbaren Energien und die Konjunkturschwäche kompensiert. Alles in allem lagen die Kohleimporte der EU im ersten Halbjahr 2013 auf Vorjahresniveau. Die allmähliche Festigung des Aufschwungs dürfte aber auch hier weitere Impulse geben.

Wichtigste Triebfeder ist jedoch der steigende Bedarf in Asien. Japan, bis 2012 größter Kohleimporteur, musste den Ausfall der Atomkraft in den letzten zwei Jahren aufgrund von begrenzten Kapazitäten in den Kohlekraftwerken vor allem durch Gas und Öl kompensieren. Insbesondere die teure öl-basierte Stromerzeugung dürfte nun nach der (Wieder-) Inbetriebnahme von drei Kohlekraftwerken ersetzt werden. Die Kohleimporte dürften entsprechend anziehen. Auch der Importsog Chinas, das seit 2012 die mit Abstand größte Importnation ist, dürfte hoch bleiben.

Nachdem die Verlangsamung der Wirtschaftsdynamik Mitte des Jahres auch die Stromproduktion gebremst hatte, haben die Steigerungsraten zuletzt wieder angezogen. Zwar will China künftig verstärkt auf nachhaltiges Wachstum setzen, weshalb Kohlestrom aufgrund seiner hohen Umweltbelastung stärker auf dem Prüfstand steht. So hat die Regierung beispielsweise den Neubau von Kohlekraftwerken in stark industrialisierten Regionen verboten. Gleichzeitig wurde der Import von Braunkohle aus vielen Ländern mit einer Importsteuer belegt, was die höherwertige Steinkohle wiederum attraktiver macht. Kurzfristig sprechen zudem die niedrigen Vorräte in den Häfen für höhere Einfuhren.

Auch in Indien dürfte sich die Wirtschaft weitererholen, so dass zusätzlich begünstigt durch die Festigung der Währung die Kohleimporte wieder steigen dürften.

Die Preiseffekte einer stärkeren Nachfrage dürften aber dank eines reichlichen Angebots begrenzt sein. Indonesien und Australien, die weltweit größten Kohlexporteure, dürften im nächsten Jahr ihre Exporte weiter ausweiten. Kolumbien, wichtiger Lieferant für den atlantischen Markt, dürfte seine Kohleausfuhren ebenfalls steigern, nachdem es im laufenden Jahr aufgrund von Streiks zu längeren Lieferunterbrechungen gekommen ist. Lediglich die US-Exporte dürften fallen, denn die sich erholende Nachfrage der Stromerzeuger dürfte auf eine nicht zuletzt in Folge der niedrigen Preise stagnierende Produktion treffen (Grafik 11).




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