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Emissionshandel in der Warteschleife

21.10.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Die EU-Kommission begrüßte dieses Vorhaben, denn nach 15 Verhandlungsjahren war dies ein erster Schritt in Richtung Reduzierung von Emissionen im Luftverkehr. Die konkreten Auswirkungen für das EU-Emissionshandelssystem müssen zwar erst noch ausgelotet werden, aber immerhin wird durch das Ziel der grundsätzliche Ansatz eines Emissionshandelssystems gestärkt. Noch vor wenigen Monaten hatten viele Beobachter angesichts des massiven Preissturzes das Emissionshandelssystem als gescheitert erachtet, zumal auch in Australien der neue Premierminister Abbott die erst Mitte 2012 eingeführte CO2-Steuer wieder abschaffen will. Derzeit steht die Luftfahrt für 3% der globalen CO2-Emissionen, aber laut ICAO-Prognosen werden diese sich bis zum Jahr 2050 vervier- bis versechsfachen.

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Makroökomische Triebfedern: In Europa bessert sich die Stimmung. Doch während die Erholung im Großbritannien schon Tritt gefasst hat, sind die Aufschwungssignale im Euroland noch immer verhalten. Zwar kletterte der Einkaufsmanagerindex der Industrie im Euroland im September auf 51,1 und lag damit den dritten Monat in Folge über der kritischen Schwelle von 50 (Grafik 3).

Doch der Stimmungsaufhellungfolgten die harten Zahlen bislang nicht. Der Zusammenhang scheint seit der Staatsschuldenkrise spürbar loser zu sein. So zeigt die Industrieproduktion im Euroland noch immer ein schwaches Wachstum. Offensichtlich bedarf es viel Zeit, bis die Übertreibungen in den Peripherieländern abgebaut sind. Dennoch: allmählich wird sich auch die Wirtschaft im Euroland aus der Krise herausarbeiten und in den kommenden Monaten stärker an Schwung gewinnen.

Relative Preise: Die relativen Preise hätten den CO2-Preisen eigentlich schon lang Auftrieb geben sollen, denn der sogenannte Dark Spread, also die Marge, die sich derzeit am Strommarkt auf Basis kohlebasierter Elektrizitätserzeugung verdienen lässt, ist deutlich höher als der Spark Spread auf Basis der gasbasierten Stromerzeugung (Grafik 4). Tatsächlich ist auch die kohlebasierte Stromproduktion deutlich gestiegen: In Deutschland bspw. lag im ersten Halbjahr der Verbrauch an Steinkohle in Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung 8,5% über dem Vorjahreszeitraum. Bislang war die Rückkoppelung auf die Kohlepreise eher minimal.

Die Preise gaben bis Anfang Juli weiter nach und konnten sich erst in den letzten Wochen erholen, bevor sie zuletzt sogar erneut unter Druckgerieten. Vorerst dürfte die Schere weit offen bleiben: zwar zeichnet sich ein Anziehen der chinesischen Importdynamik ab und auch in Europa dürfte eine wirtschaftliche Belebung der Kohlenachfrage Impulse geben, aber das Angebot bleibt trotz geringerer US-Kohleexporte hoch,zumal die starke Abwertung der indischen Rupie Indiens Importnachfrage nach Kohle bremst und auf der Gegenseite die Produktionszahlen von Coal India, Indiens nationalemKohlekonzern, der 80% des Angebots stellt, für das dritte Quartal positiv waren. Kohle dürfte sich also nur leicht verteuern.

Damit bleibt die preisliche Attraktivität der kohlebasierten Stromproduktion und entsprechend der Bedarf an Zertifikaten hoch. Dies dürfte den CO2-Preis weiterhin grundsätzlich unterstützen.

Handelsvolumina:Die Handelsvolumina an der ICE hatten im September wieder deutlich angezogen, nachdem sie in den Monaten zuvor deutlich zurückgekommen waren und damit den langfristigen steigenden Trend unterbrochen hatten (Grafik 5). Ein gestiegenes Handelsinteresse in Deutschland bestätigt die jährliche Unternehmensbefragung der KfW, derzufolge mittlerweile zwei Drittel der deutschen Unternehmen am CO2-Markt aktiv sind und das mit höherer Frequenz. Das übrige Drittel blieb inaktiv, auch weil sie über ausreichend freie Zeritifikate verfügen.

Alles in allembleiben wir mittelfristig für die Preise optimistisch, denn wir gehen weiterhin davon aus, dass sich eine Mehrheit für das Backloading finden wird. Da die Europäische Investitionsbank EIB aber angekündigt hat, Mitte November die zweite Verkaufsphase aus der New Entrants Reserve (NER 300 Initiative) zu beginnenund über fünf Monate gestreckt 100 Mio. Emissionszertifikate zu verkaufen, ist das Angebot kurzfristig reichhaltig, was die Chancen auf kurzfristig starke Preiserholung dämpft. Im kommenden Jahr sehen wir den CO2-Preis aber auf 7 Euro je Tonne steigen.

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Auf einen Blick

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