Basismetalle: LME-Regularien in der Diskussion


Trotz überschüssigem Angebot und rekordhohen Lagerbeständen sind die Prämien für die physische Lieferung von Aluminium in der jüngsten Vergangenheit deutlich gestiegen. Diese Diskrepanz ist zum einen darauf zurückzuführen, dass ein wesentlicher Teil der Bestände in den LME-Warenhäusern im Zusammenhang mit Finanzierungsgeschäften gebunden ist. So sind die Anreize so genannter Cash and Carry Deals für Investoren angesichts niedriger Zinsen und ansteigender Terminkurven nach wie vor attraktiv. Darüber hinaus sorgen Auslieferungsverzögerungen bei den Lagerhäusern für physische Knappheit.

Künstliche Angebotsverknappung
Die Auslieferungsverzögerungen sind nun zunehmend in die Kritik geraten. So wird den Lagerhausbetreibern vorgeworfen, das Angebot künstlich zu verknappen, indem die gelagerten Rohstoffe unnötig lange zurückgehalten werden. Dabei verdienen die Betreiber an den Gebühren, die die Produzenten für die Lagerung der Waren entrichten.
Seit drei Jahren wird das Geschäft von großen Rohstoffhändlern wie Glencore und Großbanken wie Goldman Sachs und JPMorgan dominiert. Die LME vergibt die Lizenzen für die Lagerhäuser und definiert die Regularien, nach denen diese betrieben werden müssen.
Unter anderem wird den Betreibern vorgeschrieben, dass eine von den insgesamt gelagerten Metallmengen abhängige Mindestmenge täglich das Lager verlassen muss. Viele Betreiber betrachten diese Menge jedoch eher als Höchstmenge. Zudem können die Waren auch schlicht von einem Lagerhaus zu einem anderen transportiert werden, da sich die Vorschriften nicht auf eine einzelne Lagerstätte, sondern auf alle Warenhäuser eines Standortes beziehen und auch nicht vorschreiben, dass zum Endabnehmer geliefert werden muss.
Insgesamt werden damit die Mindestanforderungen erfüllt, die Lieferdauer für die Kunden jedoch künstlich erhöht.

Mindestliefermengen erhöht
Unter Führung ihres neuen Eigentümers, der Hong Kong Exchanges and Clearing Ltd., hat die LME auf die gängige Praxis der Lagerhausbetreiber reagiert. So wurden die Mindestliefermengen ab 01. April 2013 erhöht. Darüber hinaus werden derzeit zusätzliche Vorschläge diskutiert, um die Wartezeiten der Abnehmer zu verringern. Im Oktober ist mit einem Beschluss über weitere Modifizierungen zu rechnen, die dann zum 01. April 2014 umgesetzt werden dürften.
Produzenten unter Druck
Im Zuge einer Ausweitung der Liefermengen dürften sich auch die Prämien verringern. Da viele der Aluminiumhütten bereits bei den aktuellen LME-Preisen plus Prämien an der operativen Verlustgrenze arbeiten, steigt der Druck auf die Produzenten. Daher ist davon auszugehen, dass die Kapazitätskürzungen auf der Angebotsseite weitergehen. Die letzten Ankündigungen diesbezüglich kommen von Alcoa. Der Konzern beabsichtigt, seine Aluminiumproduktion in Brasilien zurückzufahren und eine Anlage in den USA vollständig zu schließen.
© Achim Wittmann
Investmentanalyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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