Energie: Geopolitik sorgt nur für moderate Aufwärtsschübe - Transportwege im Fokus


Der jüngste Aufwärtsschub an den Ölmärkten ist vor allem auf zwei Effekte rund um das Thema Transport zurückzuführen: Das stärkere Plus der WTI-Benchmark ist der zunehmenden Auflösung der Transportrestriktionen im Mittleren Westen dank neuer Pipelinekapazitäten geschuldet. Zudem schürte der Machtkampf in Ägypten Sorgen um den bedeutenden Transportweg Suez-Kanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet. Durch dieses Nadelöhr werden täglich 2,2 Mio. Barrel (Quelle: EIA, 2011) Öl- und Ölprodukte transportiert.

Fundamentaldaten dürften sich wieder durchsetzen
Im laufenden Jahr waren es vor allem geopolitische Faktoren, die für temporäre Aufwärtsbewegungen der Ölpreise sorgten: Zu Jahresbeginn der Anschlag auf ein Gasfeld in Algerien, zwischenzeitlich der latente Atomkonflikt mit dem Iran, Ende Juni die Ausweitung des Krieges in Syrien auf das Nachbarland Libanon sowie aktuell die Krise in Ägypten.
Eine Prognose, wie sich die Dinge in Nahost weiter entwickeln, ist kaum abzugeben. Letztlich hat diese jüngste Eskalationsstufe nur einen vergleichsweise geringen Preiseffekt zur Folge gehabt - offenbar besinnen sich die Marktteilnehmer auf die aus Verbrauchersicht gesunden Fundamentals. Schließlich ist der Ölmarkt gut versorgt, und die Nachfrage wächst nur moderat.

Selbst die ohnehin bereits moderaten Wachstumserwartungen für die globale Ölnachfrage 2013 von unter einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr haben vor dem Hintergrund der jüngsten konjunkturellen Dämpfer (v.a vom zweitgrößten Ölnachfrager China) weiteren Korrekturbedarf. Die nächsten Monatsberichte der OPEC, EIA und IEA könnten hier weitere Abwärtsrevisionen bringen.
Zudem sehen wir die Rolle der OPEC seit dem OPEC-Treffen Ende Mai nicht mehr ganz so eindeutig: Bisher schien das Kartell, allen voran Saudi-Arabien, die Preise stabil (über 100 US-Dollar) halten zu wollen, was bisher auch ganz gut gelang. Dies geht jedoch zunehmend auf Kosten der Marktanteile, so dass auch ein Szenario denkbar ist, bei dem das Angebot weniger stark eingedämmt wird, zumal das Thema Schieferöl derzeit der OPEC zufolge stärker in den Fokus gerückt ist.
Unter fundamentalen Aspekten liefert einzig die saisonale Komponente ein Argument für steigende Rohölpreise. Die aktuelle Aufwärtsbewegung - sowohl für WTI als auch für Brent - könnte daher bald auslaufen.

© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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