Gute Ernten sollen die Lager wieder füllen

Die starke Ausweitung des Angebots spricht für fallende Maisnotierungen im Jahresverlauf. Dennoch halten wir den Markt angesichts der zu erwartenden Abwärtsrevisionen der Ernteprognosen in den USA für etwas zu optimistisch imHinblick auf die Versorgungslage in 2013/14. Für das vierte Quartal erwarten wir daher einen Maispreis von 580 US-Cents je Scheffel. Wir positionieren uns damit oberhalb der Terminkurve, welche für Dezember einen Maispreis von 540 US-Cents je Scheffel impliziert.
Der Maispreis an der MATIF in Paris liegt traditionell über den Notierungen in Chicago, was nicht zuletzt mit der restriktiven Politik der EU im Hinblick auf genveränderte Organismen zu tun hat, die auf dem Weltmarkt bei Mais inzwischen eine dominierende Rolle spielen. Die Preisbewegungen diesseits und jenseits des Atlantiks sind allerdings häufig ähnlich. Die von uns erwarteten Vorgaben aus den USA und die höhere erwartete EU-Ernte in 2013 dürften unserer Ansicht nach auch zu nachgebenden Notierungen in Paris führen.

Weizen
Die Preise für CBOT-Weizen schwanken bereits seit einigen Wochen um die Marke von 700 US-Cents je Scheffel. Die weiterhin sehr schlechten Bewertungen des US-Landwirtschaftsministeriums für die Qualität des heranreifenden US-Winterweizens (Grafik 4) und die Verzögerungen bei der Aussaat von US-Sommerweizen haben den Weizenpreisen Unterstützung gegeben. Die Aussicht auf eine Entspannung des globalen Angebots mit der neuen Ernte hat dagegen den Preisanstieg begrenzt.
Auch bei Weizen soll das Angebot im Erntejahr 2013/14 gegenüber dem enttäuschenden Vorjahr merklich steigen. Nach Ansicht des USDA soll die weltweite Weizenproduktion um 40 Mio. Tonnen bzw. 6% steigen und mit 696 Mio. Tonnennur knapp unter dem Rekordwert aus 2011/12 bleiben. Aus den USA wird das zunehmende Angebot nicht kommen, Fläche und Ertragsaussichten sprechen hier für ein Minus gegenüber dem Vorjahr um fast 10% (Grafik 5).
Das Gros des Erntezuwachses soll vor allem aus der Schwarzmeerregion kommen. Russland und die Ukraine sollen sich laut USDA nach dem wetterbedingten Einbruch im Vorjahr wieder ihren Produktionsniveaus von 2011/12 annähern. Kasachstan soll zudem fast die Hälfte seiner Einbußen aus dem Vorjahr wettmachen. Hinzu kommen höher erwartete Ernten in der EU und in geringerem Maße in Kanada und Australien. Auch in den beiden weltgrößten Weizenproduzentenländern China und Indien erwartet das USDA ordentliche Ernten.
Die Nachfrage dürfte zwar ebenfalls zulegen, nachdem sie im Vorjahr angesichts der hohen Preise rückläufig war. Die deutlich verbesserten Perspektiven für die Maisernte dürften aber bei Weizen zu einem Rückgang der Futtermittelnachfrage führen und die Weizennachfrage daher insgesamt bremsen. Sowohl das USDA als auch das IGC rechnen für 2013/14 mit einem kleinen Überschuss am globalen Weltweizenmarkt in Höhe von 1,4 Mio. Tonnen bzw. 2 Mio. Tonnen. Nach einem Defizit von beinahe 20 Mio. Tonnen im ablaufenden Erntejahr 2012/13 dürfte sich also eine leichte Entspannung ergeben.
Ob das Angebot tatsächlich so stark steigen wird, ist keineswegs sicher. Das USDA hat in seiner Juni-Schätzung bereits die Hoffnung auf einen neuenRekord oberhalb der Marke von 700 Mio. Tonnen aufgegeben. Denn in Russland hat der lange Winter In Verbindung mit anhaltender Trockenheit und darauffolgender Hitze in manchen Gebieten die Euphorie getrübt. Verbessert sich die Feuchtigkeitsversorgung nicht bald, könnten weitere Abstriche bei den Prognosen notwendig werden.
Bereits jetzt gibt es für die gesamte Getreideernte Russlands anders als noch vor einigen Monaten kaum noch private Schätzungen von mehr als 90 Mio. Tonnen. Auch die Ukraine ist von zu hoher Trockenheit betroffen.Vor allem aufgrund der schlechten Bedingungen im Vereinigten Königreich hat die EU-Kommission bereits den durchschnittlich erwarteten Weizenertrag in der EU leicht reduziert. Er soll nun um 1,7% unter dem 5-Jahresdurchschnitt liegen. Die derzeit vorteilhafteWitterung könnte weitere Anpassungen aufgrund des zu nassen und feuchten Frühjahrs in den großen Produzentenländern Deutschland und Frankreich überflüssig machen. Abzuwarten bleibtallerdings, inwieweit die Flutkatastrophe in Mittel- und Osteuropa zu nennenswerten Ernteeinbußen führt.
In Kanada kam es aufgrund des ungewöhnlich langen Winters zu Verzögerungen beider Aussaat des dort vorherrschenden Sommerweizens. In der Folge dürfte die kanadische Weizenernte weniger stark steigen als zunächst gedacht. Offizielle Schätzungen gehen aufgrund einer höheren Anbaufläche bislang von einem Anstieg um 8% aus.