Energieverbrauch wächst stärker als Wirtschaft: AG Energiebilanzen e.V. legt detaillierte Berechnungen für 2012 vor


Den größten Einfluss auf den Energieverbrauch hatte 2012 die vergleichsweise kühle Witterung. Die gemessene Durchschnittstemperatur von 9,2°C lag unter dem Mittel der vergangenen zehn Jahre und deutlich tiefer als im Vorjahr (9,7°C). Von der verbrauchssteigernden Wirkung der niedrigen Temperaturen profitierten vor allem die Wärmeenergien Mineralöl (Heizöl) und Erdgas.
Von der Konjunktur gingen dagegen verbrauchsdämpfende Effekte aus. Zwar stieg die gesamte wirtschaftliche Leistung um 0,7 Prozent. Allerdings veringerte sich im produzie-renden Gewerbe - insbesondere in den energieintensiven Industrien - die Produktion um insgesamt 1,2 Prozent.
Ohne den verbrauchssteigernden Effekt der kühlen Witterung wäre der Energieverbrauch in Deutschland nach den Berechnungen der AG Energiebilanzen um fast ein Prozent gesunken.
Bei den einzelnen Energieträgern verlief die Entwicklung unterschiedlich. Die stärkste prozentuale Zunahme gab es bei den erneuerbaren Energien. Sie legten insgesamt um etwas über 8 Prozent zu. Der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch stieg von 10,8 auf 11,6 Prozent. Zuwächse verbuchten auch die Steinkohle (+ 3,1 Prozent ) und die Braunkohle (+ 5,3 Prozent). Beide Energien leisteten einen Betrag zum Gesamtverbrauch in Höhe von jeweils rund 12 Prozent.
Das Erdgas legte um 1,4 Prozent zu und trug mit gut einem Fünftel zum Gesamtverbrauch bei. Das Mineralöl blieb mit einem Anteil von gut einem Drittel wichtigster Energieträger. Während der Verbrauch an Heizöl, Diesel- und Flugkraftstoff zunahm, gab es beim Absatz an Ottokraftstoff erneut einen Rückgang. Die Bedeutung der Kernenergie nahm infolge des Ausstiegsprogramms weiter ab. 2012 hatte dieser Energieträger nur noch einen Anteil von 8 Prozent am Gesamtverbrauch.
2012 konnte Deutschland 32 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus heimischen Energieressourcen decken. Die größten Beiträge lieferten die Braunkohle sowie die erneu-erbaren Energien.
Anders als beim gesamten Energieverbrauch kam es beim Stromverbrauch zu einem Rückgang. Der Bruttostromverbrauch sank um etwas mehr als ein Prozent auf 595 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh). Die Bruttostromerzeugung lag dagegen um gut ein Prozent über dem Vorjahreswert. Eine höhere Nachfrage aus dem Ausland führte zu einem positiven Stromaustauschsaldo.
Wie die AG Energiebilanzen berechnete, hat sich die gesamtwirtschaftliche Energieproduktivität im vergangenen Jahr geringfügig verschlechtert. Ohne den Witterungseinfluss wäre die gesamtwirtschaftliche Energieeffizienz zwar um 1,5 Prozent gestiegen, hätte damit aber den langjährigen Mittelwert von 1,9 Prozent nicht erreicht. Die gesamtwirtschaftliche Stromproduktivität hat sich dagegen positiv entwickelt und verzeichnete eine kräftige Steigerung um über 2 Prozent. Hier lag die Zunahme in den vergangenen 20 Jahren nur bei jahresdurchschnittlich rund einem Prozent.
Der Jahresbericht der AG Energiebilanzen bietet zusätzlich zu den präzisen Daten der Verbrauchsentwicklungen ausführliche Detailinformationen zur Energieeffizienz, zur Preisentwicklung sowie eine erste Abschätzung der energiebedingten CO2-Emissionen. Der Jahresbericht ist damit eine wichtige Daten- und Arbeitsgrundlage für das von der Bundesregierung beschlossene Monitoring zur Energiewende.
Hinweis für die Redaktionen: Der ausführliche Bericht zur Entwicklung des Primärenergie-verbrauchs 2012 steht ab sofort auf der Internetseite www.ag-energiebilanzen.de/?JB2012 zum Download bereit.
Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 1990 - 2012 in Petajoule (PJ)

Berlin/Köln - Der Energieverbrauch in Deutschland verzeichnet seit 1990 im Trend eine rückläufige Tendenz. 2009 fiel der Verbrauch infolge der Konjunkturkrise auf den niedrigsten Stand seit Anfang der 1970er Jahre. 2010 erholte sich der Verbrauch bei kälterer Witterung im Rahmen des Konjunkturaufschwungs. 2011 sorgte die milde Witterung für einen erneuten Rückgang. Der leichte Anstieg im Jahre 2012 beruht vorwiegend auf dem Mehrbedarf an Wärmeenergien infolge der gegenüber dem Vorjahr niedrigeren Temperaturen.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
Energieverbrauch legt leicht zu
Entwicklung des Primärenergieverbrauchs im Jahre 2012 in Deutschland - Veränderungen in Prozent
Gesamt 13.645 PJ oder 465,6 Mio. t SKE

Berlin/Köln - Der Verbrauch an Primärenergien lag 2012 in Deutschland leicht über dem Niveau des Vorjahres. Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen wurden insgesamt 13.645 Petajoule (PJ) beziehungsweise 465,6 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE) verbraucht. Einem leichten Verbrauchsrückgang beim Mineralöl standen Verbrauchszuwächse beim Erdgas sowie bei der Stein- und Braunkohle gegenüber. Den stärksten Zuwachs verbuchten die erneuerbaren Energien. Der Beitrag der Kernenergie verringerte sich im Zuge des Ausstiegs weiter. Den größten Einfluss auf den Energieverbrauch hatte 2012 die kühle Witterung.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
Energiemix 2012: Erneuerbare nehmen weiter zu
Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland
Anteile in Prozent (Vorjahr in Klammern)
gesamt 13.645 PJ oder 465,6 Mio. t SKE

Berlin/Köln - Der Ausbau der erneuerbaren Energien, der sinkende Beitrag der Kernenergie sowie die gegenüber dem Vorjahr kühlere Witterung haben die Anteile der Energieträger im Energiemix für Deutschland 2012 erneut verschoben: Die Erneuerbaren trugen 2012 mit rund 12 Prozent zur Energiebilanz bei. Knapp vier Fünftel des Energiebedarfs wurden durch fossile Energieträger gedeckt.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen
© Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.
Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen wurde 1971 in Essen von sieben Verbänden der deutschen Energiewirtschaft und drei auf dem Gebiet der energiewirtschaftlichen Forschung tätigen Instituten gegründet. 2004 erfolgte eine Umgründung in einen Verein. (www.ag-energiebilanzen.de).