Marktbericht: Edelmetalle bullischer als gedacht


Bis zum Schlussglocke verbilligte sich das Metall der Könige lediglich um 3,60 Dollar oder 0,22 Prozent auf 1.638,50 Dollar. Etwas dynamischer abwärts ging es bei Silber, das die Sitzung 25 Cents (gut 0,8 Prozent) leichter bei 30,09 Dollar beendete. Demgegenüber konnten die Platin-Notierungen sogar zwei Dollar bzw. 0,13 Prozent auf 1.525 Dollar zulegen. Und selbst Palladium hielt sich mit einem Minus von fünf Dollar (0,77 Prozent) recht wacker.
Euro lässt sich nicht klein kriegen
Der gestrige Edelmetall-Handel stand vornehmlich unter dem Einfluss der Geschehnisse an der Währungsfront. Nachdem sich der Euro bereits in Asien und Europa von seinem sonntäglichen Abverkauf signifikant erholen konnte, blieb der Super-Sell-off bei den Edelmetallen aus. Unterm Strich wertete der Greenback daher nur recht moderat gegen die Gemeinschaftswährung auf, so dass sich der daraus resultierende Druck auf die edlen Metalle in Grenzen hielt. Offenbar lässt sich der Euro zur Stunde selbst durch eine mehr als suboptimale Nachrichtenlage nicht aus der Fassung bringen. Aber worauf gründete sich die gestrige Intraday-Erholung bei der Gemeinschaftswährung eigentlich?
Hoffen auf Deutschland
Zum einen dürfte es sich um eine technische Erholung gehandelt haben. Vor allem jedoch hofften Investoren darauf, dass Deutschland wichtige Wachstumsimpulse in Europa setzen kann. So ist der Auftragseingang der deutschen Industrie im Vormonat um 2,2 Prozent gestiegen. Tatsächlich hat sich in der alten Welt mittlerweile eine Art Zweiklassen-Gesellschaft etabliert. Während vor allem (aber nicht nur) die südeuropäischen Schulden-Staaten in der Rezession versinken, läuft es hierzulande wirtschaftlich bemerkenswert rund. Gleichzeitig kamen aus dem Land der Dichter und Denker unübersehbare Signale dahingehend, dass man auch mit dem neuen französischen Präsidenten Hollande vernünftig zusammenarbeiten will, um den Euro-Kollaps zu vermeiden. Dies wiederum dürfte aber eine Abkehr vom strikten deutschen Sparkurs bedeuten. Derzeit denkt man bereits über eine Entschärfung der im Fiskalpakt vereinbarten strengen Vorgaben hinsichtlich der weiteren Staatsverschuldung nach. Damit wird einer unverändert ausufernden Staats-Verschuldung in Europa Tür und Tor geöffnet. Längerfristig sind das für den Euro und damit auch für die edlen Metalle nicht die bullischsten Aussichten, auch wenn die USA alles daran setzen, die eigene Währung zu schwächen. Abgesehen davon ist die Vorstellung, dass Deutschland alleine die Schulden-Krisen in den anderen Euro-Staaten lösen könnte, an Naivität kaum zu überbieten.
Die relative Stärke der Gemeinschaftswährung, die gestern einmal mehr offensichtlich wurde, könnte die Edelmetall-Kurse vorübergehend weiter stützen. Längerfristig muss aber mit einer erheblich schlechten wirtschaftlichen Entwicklung in Europa im Vergleich zu den USA gerechnet werden. Kommt e dazu, wird der Euro es schwer haben, sein momentanes Niveau zu behaupten und das gilt im gleichen Maße für die Kurse der edlen Metalle.