Gazprom auf dem Sprung nach Indien und China

In erster Linie haben die Russen ihr Augenmerk gen Indien und China gerichtet. Angesichts der Dynamik, mit welcher das Bruttoinlandsprodukt in den beiden Boom-Staaten wächst, ist dieses Vorhaben mehr als verständlich. Denn im Zuge einer immer weiter voranschreitenden Industrialisierung werden zwingend größere Mengen an fossilen Energieträgern benötigt.
Gas-Liefervertrag mit Indien noch 2012
In Bezug auf Indien geht Gazprom-Chef Miller davon aus, dass die Gas-Nachfrage bis 2020 um 70 Prozent steigen wird und das Land daher auf russische Lieferungen zwingend angewiesen ist. Ganz unerfahren ist Gazprom mit Indien nicht. Immerhin hatte der Konzern in der Vergangenheit insgesamt zehn Flüssiggas-Partien im Gesamtumfang von 0,65 Millionen Tonne geliefert. Insofern darf man die Zuversicht der Russen, mit Indien noch im Verlauf des Jahres 2012 einen längerfristigen Liefervertrag über klassisches Erdgas abzuschließen. Der Preis für den flüchtigen Energie-Rohstoff soll dabei – wie bei den Russen üblich – an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt werden. Kommt es zu einer Übereinkunft, geht man in Moskau davon aus, dass die ersten Gas-Lieferungen ab etwa 2016 im Land der Elefanten eintreffen werden.
China-Abkommen noch in der Schwebe
Ganz so weit fortgeschritten sind die Gespräche mit China demgegenüber noch nicht. Zwar wurde bereits im September 2010 ein Dokument über die Haupt-Konditionen für russische Erdgas-Lieferungen ins Reich der Mitte unterzeichnet. Aktuell streiten die Parteien aber noch über die Preisgestaltung. In diesem Zusammenhang ließ Gazprom verlauten, dass man keine Subventionierung chinesischer Konsumenten plant. China hingegen verlangt bisher noch signifikante Preisabschläge. Aber da die chinesische Volkswirtschaft noch erheblich dringender als die indische auf russisches Gas angewiesen ist, stehen die Chancen nicht schlecht, dass Gazprom bei den Verhandlungen die Oberhand behält.
Fazit:
Der Markteintritt bzw. der Ausbau der Marktpräsenz in China und Indien dürfte für Gazprom eines der längerfristig wichtigsten Unternehmensziele überhaupt sein. Denn man mag sich kaum ausmalen, welch unvorstellbare Mengen Gas 2,3 Billionen Menschen in einem zunehmend industrialisierten Land verbrauchen. Kommt es zu entsprechenden Vereinbarungen, braucht Gazprom sich um Abnehmer auch dauerhaft keine Sorgen zu machen.