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Unruhen sprechen für langfristig höheren Ölpreis

11.05.2011  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Die Beratungsfirma PFC Energy ermittelt die erforderlichen Ölpreise über die Handelsbilanz, kommt aber zu einem ähnlichen Ergebnis. Dabei wird zunächst die Differenz zwischen den Kosten für den Import von Gütern und Dienstleistungen und den Einnahmen aus den Exporten ohne Öl berechnet. Aus den daraus resultierenden erforderlichen Öleinnahmen wird der benötigte Ölpreis abgeleitet, damit die Handelsbilanz ausgeglichen ist.

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Der weltgrößte Ölexporteur Saudi-Arabien würde diesen Berechnungen zufolge laut PFC Energy im nächsten Jahr ein Preisniveau von 74 USD je Barrel benötigen. Das wären gut 20 USD mehr als 2008. Doch nicht nur in Saudi-Arabien wurden die Staatsausgaben erhöht, sondern auch in den meisten anderen OPEC-Ländern. Die Folge ist, dass sich das von der breiten Masse der OPEC-Länder benötigte Ölpreisniveau den bislang nur von den OPEC-Falken Venezuela, Angola und Iran benötigten Preisen annähert.

Unter Berücksichtigung der von allen OPEC-Staaten benötigten Preise und der erforderlichen Ausgaben für die Entwicklung neuer Projekte kommt PFC Energy auf einen Ölpreis von 90 USD je Barrel als neue Untergrenze. Sollte dieser Preis unterschritten werden, wäre demnach mit Produktionskürzungen zu rechnen. Bislang lag der implizite Preiskorridor der OPEC bei 70 bis 80 USD je Barrel (Grafik 1). Da die OPEC deutlich höhere Ölpreise stillschweigend akzeptiert, scheint man inzwischen tatsächlich ein höheres Ölpreisniveau anzustreben.

Ein weiterer wichtiger Grund hierfür ist die negative Korrelation zwischen dem Ölpreis und dem US-Dollar (Grafik 4). Während die meisten Zentralbanken inzwischen damit begonnen haben, die Zinsen anzuheben, hat die US-Notenbank Fed Ende April erneut bekräftigt, die Zinsen für einen ausgedehnten Zeitraum auf einem außergewöhnlich niedrigen Niveau zu belassen. Der handelsgewichtete Dollarindex ist daraufhin Anfang Mai auf den niedrigsten Stand seit Juli 2008 gefallen. Dies hat auch Auswirkungen für die Ölproduzenten.

Die meisten OPEC-Länder erzielen ihre Exporteinnahmen größtenteils aus dem Ölgeschäft. Da die Ölpreise in US-Dollar fakturiert werden, fallen die Einnahmen ebenfalls in der US-Währung an. Die arabischen OPEC-Länder haben ihre Währungen deshalb fest an den US-Dollar gebunden. Allerdings beziehen diese Länder ihre Importe auch aus Ländern bzw. Währungsräumen, welche in den letzten Monaten stark gegenüber dem US-Dollar aufgewertet haben. Saudi-Arabien bspw. bezieht 14% seiner Importe aus den USA, aber auch 16% aus dem Euroraum.

Insgesamt beträgt der Anteil der Importe Saudi-Arabiens, welche nicht direkt oder indirekt dem US-Dollar zuzuordnen sind, mehr als 50% (Grafik 5). Die Kosten für die Importe aus diesen Ländern sind aufgrund der Abwertung des US-Dollar zuletzt kräftig gestiegen. Von daher überrascht es nicht, dass die OPEC-Produzenten zum Erhalt ihrer Kaufkraft auch auf den Ölpreis in Euro schauen und als Ausgleich für den schwächeren US-Dollar höhere Ölpreise in USD verlangen.

Wir gehen daher davon aus, dass sich die Ölpreise langfristig auf einem höheren Niveau etablieren werden. Sofern es nicht zu einem Nachfrageeinbruch im Zuge einer Wirtschaftskrise kommt, dürften die Preise nicht mehr dauerhaft unter die Marke von 100 USD je Barrel fallen. Hauptgrund hierfür ist das höhere benötigte Ölpreisniveau seitens der OPEC-Produzenten, nachdem die Staatsausgaben im Zuge der politischen Unruhen deutlich ausgeweitet wurden. Zudem dürfte auch nach dem Ende der Unruhen ein Teil der Risikoprämie im Preis enthalten bleiben.

Wir erwarten daher nur noch einen Rückgang des Brentölpreises auf 100 USD je Barrel bis zum Jahresende, wenn die Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten nachlassen. Im kommenden Jahr dürfte der Ölpreis bis auf 110 USD je Barrel steigen. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass die Weltwirtschaft weiterhin dynamisch wächst und die Nachfrage vor allem aus den Schwellenländern robust bleibt.

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