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Getreide und Baumwolle: Aufwärts geht's (n)immer?

27.04.2011  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Dass die Preise dennoch weiter gestiegen sind, ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass das USDA gleichzeitig bei den US-Lagerbeständen zum 1. März einen Rückgang um 15% gegenüber Vorjahr auf 6,52 Mrd. Scheffel (entspricht 166 Mio. Tonnen) vermeldete. Es ist damit zu rechnen, dass die US-Maisvorräte zum Saisonende im August auf ein 15-Jahrestief fallen werden. Nach der aktuellen Schätzung des USDA würden die Vorräte von 675 Mio. Scheffel (17 Mio. Tonnen) dann nur noch für den durchschnittlichen Verbrauch von 18 Tagen ausreichen (Grafik 4). Das Angebot ist derzeit also sehr knapp.

Trotz der erwarteten Ausweitung der US-Maisproduktion gestaltet sich eine Wiederaufstockung der Lagerbestände als schwierig. Dies liegt nicht zuletzt an der in den letzten Jahren massiv gestiegenen US-Nachfrage nach Mais zur Herstellung von Ethanol (Grafik 5). Die Ernte des mit einem Anteil von 60% an den weltweiten Exporten bedeutendsten Maisanbieters USA wird inzwischen bereits zu 40% von der Ethanolindustrie beansprucht.

In den beiden Vorjahren lag dieser Anteil noch um 10 bzw. 5 Prozentpunkte niedriger. Noch immer ist E15 - eine Mischung aus 15% Ethanol und 85% Benzin, die wie in Deutschland E10 umstritten ist - in den USA nicht eingeführt, so dass unklar ist, wie stark die zusätzliche Nachfrage sein wird. Wahrscheinlich ist aber, dass noch in diesem Jahr E15 an den Tankstellen angeboten wird.

International bleibt zudem die Unsicherheit über die längerfristig zu erwartenden Importe Chinas. Nach über 1,5 Mio. Tonnen in 2010, wurde bisher in 2011 kaum importiert. Später im Jahr wird sich dies allerdings nach Ansicht des Auslandsservice des USDA ändern, wenn die Preise in den USA - von wo fast die gesamten chinesischen Importe im letzten Jahr stammten - zur Erntezeit deutlich niedriger liegen sollten als die chinesischen Preise. In seiner April-Prognose hat das USDA die Importe Chinas für 2010/11 von 1 Mio. Tonnen auf 1,5 Mio. Tonnen erhöht. Für 2011/12 erwartet der Dienst Importe in Höhe von 2,5 Mio. Tonnen. Bisher sind Importe nach China nur aus den USA, Peru und Thailand erlaubt. Allerdings fanden in letzter Zeit Gespräche auch mit Argentinien auf Ebene der für Nahrungsmittelsicherheit zuständigen Stellen statt.

Auf der Südhalbkugel ist für Brasilien mit einer guten Maisernte zu rechnen. Der weitaus überwiegende Teil der brasilianischen Maisernte läuft zwischen Februar und Juni. Insgesamt hat das USDA die Schätzung für die brasilianische Ernte jüngst um 2 Mio. Tonnen auf 55 Mio. Tonnen angehoben. Damit läge sie zwar noch immer etwas niedriger als im letzten Jahr mit 56,1 Mio. Tonnen und auch unter den im Rekordjahr 2007/08 erzielten 58,6 Mio. Tonnen. Dem steht eine trockenheitsbedingt unter den Erwartungen liegende Ernte in Argentinien gegenüber, dem nach den USA zweitgrößten Maisexporteur der Welt. Die noch bis Mai laufende Ernte soll sich nach Schätzung des argentinischen Agrarministeriums und des USDA auf 22 Mio. Tonnen belaufen. Bis vor einigen Monaten gingen die Schätzungen noch von 25-26 Mio. Tonnen aus.

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Da das Angebot im laufenden Erntejahr nicht mehr mit der Nachfrage Schritt halten konnte, hat sich der globale Maismarkt spürbar eingeengt. Das globale Lager-Verbrauchs-Verhältnis soll auf den niedrigsten Stand seit knapp 30 Jahren absinken. Der International Grains Council erwartet zwar für das Erntejahr 2011/12 einen Anstieg der weltweiten Maisproduktion um 4,7% auf einen Rekordwert von 847 Mio. Tonnen. Angesichts der weiterhin robusten Nachfrage sollte auch dies keinen nennenswerten Lageraufbau erlauben. Allerdings sind die Preise bereits sehr stark gestiegen und haben zwischenzeitlich sogar zum Weizenpreis aufgeschlossen (Grafik 6), was zu Substitutionseffekten bei der Nachfrage führen dürfte.

Gleichzeitig erreichten die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger Ende Februar mit gut 400 Tsd. Kontrakten ein Rekordniveau (Grafik 17, Seite 8). Dies entspricht umgerechnet einer Menge von mehr als 50 Mio. Tonnen. Entsprechend besteht hier Korrekturpotenzial, falls diese Positionen geschlossen werden. Preise von knapp 8 USD je Scheffel halten wir angesichts dieser Faktoren und der zu erwartenden Angebotsausdehnung nicht für nachhaltig. Diese Einschätzung wird auch in der fallenden Terminkurve reflektiert. Wir erwarten daher, dass der Maispreis bis zum Jahresende auf 680 US-Cents nachgibt, nach einem Durchschnittspreis von 780 US-Cents im zweiten Quartal.


Sojabohnen: Nachfrage dynamischer als Angebot

Auch auf den weltweiten Märkten für Ölsaaten drückt sich die angespannte Versorgungslage in hohen Preisen aus. Die Notierungen für Sojabohnen in Chicago bewegen sich in der letzten Zeit um 1.350 US-Cents je Scheffel. Obwohl auf das Rekordjahr 2009/10 mit einer Weltproduktion von 260 Mio. Tonnen 2010/11 nochmals eine marginal höhere Ernte folgen dürfte, wird anders als im Vorjahr kein nennenswerter Lageraufbau stattfinden können. Denn die Nachfrage nach Sojabohnen ist stark gestiegen und wurde auch vom USDA zwischen Mai letzten Jahres und der aktuellen Schätzung um 9 Mio. Tonnen angehoben. Insbesondere erwies sich die Importnachfrage Chinas als noch dynamischer als ursprünglich erwartet (Grafik 7).

Mit erwarteten 57 Mio. Tonnen dürfte der Anteil Chinas an den weltweiten Importen nun bei 60% liegen. Trotz der nach dem Vorjahr zweitgrößten US-Sojabohnenernte in 2010/11 mit knapp 91 Mio. Tonnen ist daher alles in allem nicht mit einem Anstieg des Lager-Verbrauchs-Verhältnisses in den USA über das zwischen 4% und 5% liegende sehr niedrige Niveau der letzten Jahre hinaus zu rechnen.

Nach den USA ist Brasilien das zweitwichtigste Exportland von Sojabohnen. Es ist absehbar, dass dort nach dem Rekorderntevolumen 2010 von 69 Mio. Tonnen zum zweiten Mal in Folge eine Rekordernte eingebracht werden kann. Schätzungen bewegen sich rund um 72 Mio. Tonnen, nachdem in den letzten Monaten wiederholt Revisionen nach oben vorgenommen wurden. Die zunächst befürchteten negativen Auswirkungen von La Nina haben sich somit für Brasilien nicht materialisiert. In Argentinien dagegen hat die Regenarmut wie auch bei Mais zu einer mehrfach nach unten zu korrigierenden Ernteschätzung geführt. Die Getreidebörse von Buenos Aires schätzt das Angebot auf 50 Mio. Tonnen, nachdem im Vorjahr noch 55 Mio. Tonnen produziert wurden. Auf ähnlichem Niveau bewegt sich die Schätzung des USDA.

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Die relativ schlechtere Preisentwicklung von Sojabohnen insbesondere gegenüber Mais dürfte sich in einer niedrigeren Sojabohnenfläche niederschlagen. Laut der vom USDA Ende März veröffentlichten Anbaupläne der US-Farmer dürfte die Fläche in diesem Jahr um 1% eingeschränkt werden, würde aber mit 76,6 Mio. Morgen noch immer auf dem dritthöchsten je erreichten Niveau liegen (Grafik 8). Die Aussicht auf eine weiterhin robuste Sojabohnennachfrage vor allem aus China bei einem kaum steigenden Angebot und gleichzeitig niedrigen Lagerbeständen sollte den Sojabohnenpreis weiterhin unterstützen. Ähnlich wie bei Weizen und Mais sollten auch bei Sojabohnen die Preise mit 1.400 US-Cents je Scheffel im zweiten Quartal den Hochpunkt erreichen und danach bis zum Jahresende leicht auf 1.300 US-Cents je Pfund nachgeben.




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