Edelmetalle Aktuell


Der Höhenflug des Goldpreises setzte sich in den letzten zweieinhalb Wochen unvermindert fort. Diesmal waren es augenscheinlich keine neuen akuten Krisen, die den Preis antrieben, auch wenn die finanziellen Probleme einiger Länder (siehe unten) zumindest im physischen Bereich vielleicht eine Rolle gespielt haben. Stattdessen dürfte es der überraschend deutlich abwärts taumelnde Dollar gewesen sein, der einen entscheidenden Anteil an den immer neuen Höchstkursen für Gold hatte. Während die US-Währung gegenüber dem Euro von 1,28 auf über 1,38 zurückfiel, stieg der Goldpreis gleichzeitig von etwas über 1.250 $ auf fast 1.321 $ an. Natürlich war letzteres auch wieder ein neues Allzeithoch und aktuell notiert das gelbe Metall immer noch in der Nähe dieser Marke. Wir bleiben dabei, dass es Zeit für eine Korrektur ist, zu viel Gold wurde in zu kurzer Zeit vor allem auch von Spekulanten gekauft. Vor der Korrektur ist aber auch vor dem darauffolgenden Wiederanstieg: An der grundsätzlichen Richtung würde ein eventueller Rückschlag nämlich erst einmal nichts ändern.
Bemerkenswert war in den letzten Tagen, dass nach der wochenlangen Sommerflaute die Nachfrage nach Investmentbarren trotz des relativ hohen Preisniveaus wieder etwas angezogen hat. Allerdings ist die Situation weit davon entfernt, so angespannt wie nach dem Ausbruch der Griechenlandkrise zu sein. Staatliche Finanzprobleme könnten übrigens auch diesmal wieder ein Grund für das Anziehen der physischen Käufe gewesen sein: So gab es neue Hiobsbotschaften aus Irland, das den Bankensektor mit milliardenschweren Zahlungen stützen muss. Außerdem wurde Spanien am letzten Donnerstag einen Tag nach einem Generalstreik von der Ratingagentur Moody's herabgestuft. Sie zog die Bestnote "Aaa" für die spanischen Bonität zurück und senkte die Bewertung auf die zweitbeste Stufe "Aa1". Der Ausblick für Spanien sei nun aber "stabil", teilte die Ratingagentur am Donnerstag mit. Zuvor hatten bereits andere führende Ratingagenturen die Bewertung der spanischen Kreditwürdigkeit gesenkt. Als Grund für die Herabstufung Spaniens nannte Moody‘s die schwachen Wachstumsaussichten für das südeuropäische Land.
In Deutschland hat derweil der Handel mit Futures und Optionen auf Xetra-Gold begonnen. Ob es gelingen wird, die Dominanz der nordamerikanischen Terminbörsen in diesem Bereich zu knacken, bleibt abzuwarten. Das grundsätzliche Interesse an Gold in Deutschland scheint angesichts der Erfolge der diversen erfolgreichen Goldprodukte jedenfalls vorhanden zu sein.
LBMA-Konferenz in Berlin
Das seit dem Beginn der Finanzkrise noch einmal gestiegene Interesse an den Edelmetallen zeigte sich in der vergangenen Woche auch an der Rekordbeteiligung bei der alljährlich von der London Bullion Market Association (LBMA) veranstaltenden Edelmetallkonferenz. Diese fand in diesem Jahr in Berlin und damit zum ersten Mal in Deutschland statt und war mit fast 500 Delegierten komplett ausgebucht. Die Teilnehmer nutzen die Gelegenheit für einen Austausch zu den neuesten Entwicklungen auf den Märkten, wobei 19 Fachvorträge den inhaltlichen Rahmen setzten.
Der positive Unterton der Konferenz zeigte sich auch an den Preisprognosen der Delegierten. Zu Beginn der Konferenz sagten sie für in 12 Monaten noch einen Goldpreis von 1.406 $ je Unze voraus. Zwei Tage später war die Prognose schon auf 1.450 $ angestiegen. Für Platin prognostizierten die Teilnehmer für September 2011 einen Preis von 1.857 $, für Palladium von 702 $ und für Silber von 24 $ je Unze. 64 Prozent der Teilnehmer erwarten binnen Jahresfrist einen schwächeren Dollar und eine gleich hohe Anzahl eine höhere Inflationsrate in den USA. 63 Prozent glauben nicht, dass es einen Rückfall in die Rezession ("double-dip") geben wird.
Sehr positiv fielen auch die Prognosen der in Berlin vertretenen Minengesellschaften aus: Ein Vertreter des südafrikanischen Minengiganten AngloGold sagte wie die Mehrheit der Delegierten einen Marsch des Goldpreises in Richtung der Marke von 1.400 $ voraus. Er führte dazu aus, dass das anstehende Schließen der letzten Terminsicherungsgeschäfte durch Anglo ein Ausdruck dieser positiven Grundeinstellung sei. Bis zum 14. September hatte Anglo sein Terminbuch bereits auf 2,72 Mio. Unzen reduziert; die verbleibende Menge soll nun bis Anfang nächsten Jahres abgebaut werden. Durch diese Rückkäufe freiwerdendes Kapital sei derzeit aber nicht für Akquisitionen vorgesehen, so der Sprecher weiter.
Noch positiver als in Südafrika ist man derzeit in Nordamerika für den Goldpreis gestimmt. Ein Vertreter von Barrick Gold, der weltgrößten Goldminengesellschaft, erklärte hierzu in Berlin, dass der Goldpreis auch leicht 1.500 $ übersteigen könnte. Er verwies, wie übrigens auch viele der Vortragenden darauf, dass zahlreiche Faktoren, die für den Anstieg des Goldpreises seit 2007 verantwortlich waren, immer noch intakt seien. Und das makroökonomische Umfeld, die Fragen von Angebot und Nachfrage, geopolitische Spannungen und die Schuldenkrise würden sich so schnell auch nicht ändern.
Die nächste LBMA-Konferenz findet vom 18. - 20. September 2011 in Montreal statt.
Silber
Im Rahmen einer massiven Aufholjagd konnte das Silber in den letzten beiden Wochen kontinuierlich Boden gutmachen. Dabei stieg die Notierung ohne größere Unterbrechungen von 20,32 $ vor zwei Wochen auf jetzt 22,19 $ je Unze an.
Interessant an der Entwicklung in diesem Zeitraum war die Tatsache, dass es nicht wie in den Wochen zuvor die Spekulanten waren, die den Preis nach oben trieben. Zwar waren die anfangs auch noch aktiv, der Großteil der Käufe ging diesmal aber auf die sicher eher etwas langfristiger orientierten Käufer von ETFs zurück. Diese Gruppe kaufte in den letzten beiden Wochen fast 500 Tonnen Silber zusammen und dürfte den Mitarbeitern in jenen Londoner Tresoren, in denen das Silber nun getrennt von jedem Sammelbestand eingelagert werden muss, einiges an Überstunden beschert haben.
Spannend bleibt die Frage, wie weit diese Entwicklung noch gehen kann. Die jüngsten Kursgewinne brachten das Metall über die Höchstkurse von 2008 hinaus und rein charttechnisch ist noch Luft nach oben. Auf der anderen Seite ist der Markt derzeit überkauft und eine Korrektur wäre dringend nötig, zumal die ETF-Besitzer inzwischen fast 2/3 einer Weltjahresproduktion zusammengekauft haben und die Spekulanten an der COMEX zusätzlich noch einmal 50% in ihrem Besitz haben.