Edelmetalle Aktuell

Der Platinpreis legte nach dem Erreichen des letzten Tiefs bei 1.485 $ am 6. Juni fast kontinuierlich zu. Dabei erreichte er in der Spitze 1.606 $ je Unze, bevor er wieder leicht zurückfiel. Der wieder relativ hohe Preis und sicher auch die anstehende Ferienzeit haben dazu geführt, dass die industrielle Nachfrage nach Platin auf relativ niedrigem Niveau verharrte. Viele Unternehmen hatten ja außerdem schon den massiven Rückschlag im Mai auf 1.450 $ je Unze genutzt und sich für die nächsten Monate mit Metall eingedeckt.
Langfristig orientierte Investoren legten in den letzten beiden Wochen beim Platin ebenfalls eine Pause ein. Zumindest was die ETFs angeht, gab es dabei sogar leichte Rückflüsse. Diese wurden allerdings vorerst mehr als aufgewogen durch neue Pluspositionen von in der Regel eher spekulativ orientierten Akteuren an den Terminbörsen in New York und Tokio. Ein etwas höhere Nachfrage gab es in Deutschland auch nach Investmentbarren aus Platin und Palladium. Im Vergleich zu Gold und Silber sind die nachgefragten Mengen allerdings winzig. Nicht zuletzt deshalb haben diese Barren bei der Produktion auch nicht die allergrößte Priorität, so dass es bei einzelnen Gattungen durchaus zu längeren Wartezeiten kommen kann.
Der Verband der Europäischen Automobilhersteller hat in der letzten Woche noch die Verkaufszahlen für Mai bekannt gegeben. Danach wurden im letzten Monat in der EU (ohne Malta und Zypern) 1,13 Mio. PKWs verkauft; dies waren über 9% weniger als 2009. Die einzelnen Länder entwickelten sich im Mai dabei völlig unterschiedlich. Von -35,1% in Deutschland bis zu +70,6% im (allerdings sehr kleinen) irischen Markt reichte die Bandbreite der Abweichungen zum Vergleichsmonat des letzten Jahres. Für das bisherige Gesamtjahr liegt die Zahl der Neuzulassungen in Europa bei 5,94 Mio. Autos und damit noch immer um 1,9% im Plus. Der europäische Markt ist wegen seiner Diesel-Lastigkeit vor allem für die Platinnachfrage sehr wichtig und so gilt es, die Entwicklung in den nächsten Monaten genau zu verfolgen.
Vor einigen Monaten hatten wir in unserem Team über die möglichen Folgen einer Aufwertung der chinesischen Währung Renminbi gegenüber dem Dollar für den Platinpreis spekuliert. In dieser Woche ist der Ernstfall nun eingetreten. Zwar sind die ersten Kursbewegungen auf dem Devisenmarkt moderat ausgefallen, aber relativ gesehen verliert das Platin in China durch jede Festigung des Renminbi an Wert und macht es damit auf dem lokalen Markt erschwinglicher. Das könnte dazu führen, dass die Nachfrage nach Platin im Reich der Mitte mittelfristig steigt, sei es für Schmuck; aus spekulativen Beweggründen oder um industrielle Bedarfe vorab einzukaufen.
Für die Zeit unmittelbar vor einer Aufwertung des Renminbi hatten wir seinerzeit in unseren Diskussionen Kursverluste beim Platin nicht ausgeschlossen, die ihre Ursache in Gewinnmitnahmen vor einer absehbaren Verbilligung des lokalen Platinpreises haben könnten. Darüber, ob die massiven Einbußen des Platinpreises Mitte Mai oder der etwas moderatere Rückschlag Anfang Juni mit solchen Verkäufen bereits in Zusammenhang gestanden haben, kann nur spekuliert werden. Auszuschließen ist jedoch nicht, dass „Insider“ aus dem Reich der Mitte damals schon Kasse gemacht haben.
Für die nächsten Wochen sehen wir erst einmal keine Rückkehr zu dem Mitte Mai unterbrochenen Aufwärtstrend. Ein Anstieg auf 1.600 $ oder sogar 1.700 $ je Unze kann zwar bei entsprechend positiven Wirtschaftsnachrichten nicht ganz ausgeschlossen werden, spätestens auf dem oberen Niveau sollte der Markt aber wieder drehen. Nach unten gibt es andererseits nicht viel Unterstützung bis hinunter zum eingangs erwähnten Monatstief. Industriellen Verbrauchern würden wir deshalb raten, in diesem Bereich Kauforders für im zweiten Halbjahr anfallende Bedarfe zu platzieren.
Palladium
Die Entwicklung des Palladiumpreises verlief weitgehend parallel zur jener der Platinnotierung. Dies bedeutete, dass den Verlusten von Monatsanfang ein bis zum Beginn dieser Woche andauernder Anstieg folgte. Dabei erreichte das Metall kurzfristig sogar wieder ein Niveau von über 500 $ je Unze. Allerdings konnte das Palladium dieses nicht halten und fiel in den letzten drei Tagen wieder in den Bereich zwischen 470 $ und 480 $ zurück.
Skepsis angesichts des zeitweise wieder sehr hohen Preises zeigten auch die wichtigsten Anlegergruppen. Sowohl die längerfristig orientierten Käufer von ETFs, als auch eher spekulativ agierende Marktteilnehmer an den Terminbörsen verringerten in den letzten beiden Wochen ihre Palladiumbestände an. Angesichts der Sommerferienzeit ist eine weitere Beruhigung des Marktes und ein Rückgang des Preises auf 455 $ nicht auszuschließen.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Die kleinen Platinmetalle haben als erste die (in den letzten Jahren am Ende dann doch immer wieder ausgefallene) Sommerpause eingeläutet. Alle drei Metalle liegen im Vergleich zu unserem Bericht vor zwei Wochen auf einem unveränderten Niveau. Rhodium notiert damit erneut bei 2.400 $ - 2.450 $ je Unze, Iridium bei 700 $ - 740 $ und last, but not least, Ruthenium bei 225 $ - 255 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
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