Edelmetalle Aktuell
24.06.2010 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach (Heraeus)
Gold
Der Handel mit Gold stand in den letzten beiden Wochen im Zeichen neuer Rekordkurse auf Dollar-Basis. Dabei erreichte das gelbe Metall am Montag ein neues Allzeithoch in Höhe von 1.265 $ je Unze. Dem Anstieg auf den neuen Gipfel war nach unserem letzten Bericht am 8. Juni allerdings erst einmal ein Konsolidierungsphase vorausgegangen in deren Verlauf der Goldpreis innerhalb weniger Tage von 1.240 $ auf 1.215 zurückfiel.
Händler machten u.a. die Stabilisierung des Euros, sowie den erneut hohen Anfall an Altgold für den anfänglichen Rückschlag verantwortlich. Hinzu kamen noch sehr positive Zahlen zu den chinesischen Exporten (+48,5% im Mai) und damit einhergehend steigende Aktienkurse in Asien, sowie Kommentare von US-Notenbank-Chef Ben Bernanke, die den Goldpreis drückten. Bernanke hatte gesagt, dass die Erholung der US-Wirtschaft auf einem soliden Fundament stehe. Alle diese Punkte führten schließlich zu einer erhöhten Risikobereitschaft der Anleger und der sichere Hafen Gold geriet dadurch ins Hintertreffen.
Eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands durch die Rating-Agentur Moody‘s führte dann aber in der vergangenen Woche wieder zu einer Erholung, zeigte sie doch, dass (momentan) vielleicht die Wirtschaftskrise, keineswegs jedoch die sich daraus ergebende Finanz- und Schuldenkrise beendet ist. Als dann auch noch schlechter als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktzahlen in den USA veröffentlicht wurden, war der Weg für das gelbe Metall auf den eingangs genannten Rekordpreis frei.
Am Ende konnte das Gold diesen aber nicht halten: Ein deutlicher Rückschlag für den Euro führte auch zu Gewinnmitnahmen beim Gold und dessen Preis fiel innerhalb weniger Stunden in die Region um 1.230 $ je Unze zurück, ein Preis, von dem das Metall sich auch bis heute Mittag nur leicht wieder absetzen konnte.
Trotz der wiederholten Rückschläge sieht es für die Investoren und Spekulanten, die auf einen steigenden Goldpreis setzen, derzeit so schlecht nicht aus. Immerhin hat sich ja an den Rahmenbedingungen erst einmal wenig geändert und vorübergehend sinkende Preise sind für uns eher ein Zeichen einer insgesamt noch immer stabilen Marktsituation.
Allerdings hat die Neu-Nachfrage von Investoren zumindest zeitweise etwas nachgelassen. Dies war u.a. bei den Barrenbestellungen zu bemerken, bei denen es derzeit bei den größeren Barren (1 Unze - 1kg) keinerlei Wartezeiten mehr gibt. Neben der etwas geringeren Nachfrage hat zu der Entspannung sicher auch die Ausweitung der Produktion auf einen Dreischichtbetrieb an sieben Tagen in der Woche beigetragen. Ein verstärktes Augenmerk wird in den nächsten Wochen nun auf die Produktion der kleinen geprägten Barren gerichtet. Dies dürfte dazu führen, dass auch hier in absehbarer Zeit das Thema Lieferzeiten wieder der Vergangenheit angehört.
Wie bei den Barren hat auch bei den ETFs der Enthusiasmus der Anleger in der letzten Woche etwas nachgelassen. Nachdem in der Woche bis zum bis zum 10. Juni noch fast 30 Tonnen Gold von den ETF-Käufern nachgefragt wurden, waren es in der letzten Woche nur noch rund vier Tonnen, die zu den Beständen hinzukamen. Mit aktuell 2005 Tonnen liegt der Gesamtbestand aber trotzdem auf einem neuen Rekord.
Zu Beginn dieser Woche lenkte das World Gold Council (die Lobby-Organisation der großen Goldminengesellschaften) auch noch einmal die Aufmerksamkeit darauf, dass Anleger nicht die einzigen Investoren im Goldbereich sind. So haben die Goldvorräte der Zentralbanken im ersten Quartal dieses Jahres per Saldo um 276,3t Gold zugenommen. Es waren dabei vor allem jetzt bekannt gegebene Käufe Saudi-Arabiens in Höhe von 180t, die für diesen Anstieg sorgten. Aber die Saudis standen nicht alleine: Auch Russland und die Philippinen standen auf der Käuferseite und erhöhten so ihre Reserven. Insgesamt verfügen die Zentralbanken jetzt über 30.463t Gold, dies macht rund 1/5 des gesamten jemals geförderten Goldes aus (166.000t).
Auf der Käuferseite standen in den letzten Monaten aber nicht nur Anleger und offizielle Stellen, auch die Minen sorgten weiter für zusätzliche Nachfrage. Sie haben ihre Terminabsicherungsgeschäfte im 1. Quartal um noch einmal fast 25t reduziert. Das Tempo nimmt hier allerdings immer weiter ab, nicht zuletzt auch deshalb, weil die ausstehenden Geschäfte jetzt gerade einmal noch 210t betragen. Im Vergleich zur Größe des Gesamtmarktes ist dies inzwischen zu vernachlässigen. Auf dem Höchststand im Jahr 1999 hatten die Minen Absicherungsgeschäfte über rund 3.500t Gold in den Büchern!
Für die kommenden Wochen erwarten wir aufgrund der Sommerferienzeit einen etwas ruhigeren Handelsverlauf. Der Goldkurs dürfte dabei zunächst halbwegs stabil bleiben, erst ein nachhaltiges Durchbrechen der Marken von 1.225 $ und dann insbesondere von 1.180 $ würde eine mittelfristigen Abwärtstrend einläuten.
Silber
Der Silberpreis zeigte in den letzten beiden Wochen einmal mehr eine dem Goldpreis sehr ähnliche Entwicklung. Den anfänglichen Rückschlag (hierbei fiel das Silber auf 17,90 $ je Unze zurück) konnte das Metall dann aber schneller als das Gold wieder ausbügeln. Dabei kam ihm der Umstand zu Gute, dass es sehr viel mehr als Gold auch Industriemetall ist und dass es, wie oben erwähnt, zwischendurch einige positive Wirtschaftsdaten aus verschiedenen Ländern gab. Zeitweise erreichte das Silber Kurse von über 19,50 $ je Unze, damit verfehlte es das bisherige Jahreshoch aber noch deutlich. Um auf dem Weg nach oben wieder neu Fahrt aufnehmen zu können, muss das Metall nun den Bereich zwischen 19,40 $ und 19,80 $ hinter sich lassen. Gelingt dies nicht, ist auch ein vorübergehender Rückschlag unter die Marke von 18 $ nicht auszuschließen, zumal in letzter Zeit die Nachfrage von Investoren wie z.B. den ETF-Käufern zwar weiter positiv ausfiel, aber doch deutlich an Dynamik einbüßte.
Platin
Der Platinpreis legte nach dem Erreichen des letzten Tiefs bei 1.485 $ am 6. Juni fast kontinuierlich zu. Dabei erreichte er in der Spitze 1.606 $ je Unze, bevor er wieder leicht zurückfiel. Der wieder relativ hohe Preis und sicher auch die anstehende Ferienzeit haben dazu geführt, dass die industrielle Nachfrage nach Platin auf relativ niedrigem Niveau verharrte. Viele Unternehmen hatten ja außerdem schon den massiven Rückschlag im Mai auf 1.450 $ je Unze genutzt und sich für die nächsten Monate mit Metall eingedeckt.
Langfristig orientierte Investoren legten in den letzten beiden Wochen beim Platin ebenfalls eine Pause ein. Zumindest was die ETFs angeht, gab es dabei sogar leichte Rückflüsse. Diese wurden allerdings vorerst mehr als aufgewogen durch neue Pluspositionen von in der Regel eher spekulativ orientierten Akteuren an den Terminbörsen in New York und Tokio. Ein etwas höhere Nachfrage gab es in Deutschland auch nach Investmentbarren aus Platin und Palladium. Im Vergleich zu Gold und Silber sind die nachgefragten Mengen allerdings winzig. Nicht zuletzt deshalb haben diese Barren bei der Produktion auch nicht die allergrößte Priorität, so dass es bei einzelnen Gattungen durchaus zu längeren Wartezeiten kommen kann.
Der Verband der Europäischen Automobilhersteller hat in der letzten Woche noch die Verkaufszahlen für Mai bekannt gegeben. Danach wurden im letzten Monat in der EU (ohne Malta und Zypern) 1,13 Mio. PKWs verkauft; dies waren über 9% weniger als 2009. Die einzelnen Länder entwickelten sich im Mai dabei völlig unterschiedlich. Von -35,1% in Deutschland bis zu +70,6% im (allerdings sehr kleinen) irischen Markt reichte die Bandbreite der Abweichungen zum Vergleichsmonat des letzten Jahres. Für das bisherige Gesamtjahr liegt die Zahl der Neuzulassungen in Europa bei 5,94 Mio. Autos und damit noch immer um 1,9% im Plus. Der europäische Markt ist wegen seiner Diesel-Lastigkeit vor allem für die Platinnachfrage sehr wichtig und so gilt es, die Entwicklung in den nächsten Monaten genau zu verfolgen.
Vor einigen Monaten hatten wir in unserem Team über die möglichen Folgen einer Aufwertung der chinesischen Währung Renminbi gegenüber dem Dollar für den Platinpreis spekuliert. In dieser Woche ist der Ernstfall nun eingetreten. Zwar sind die ersten Kursbewegungen auf dem Devisenmarkt moderat ausgefallen, aber relativ gesehen verliert das Platin in China durch jede Festigung des Renminbi an Wert und macht es damit auf dem lokalen Markt erschwinglicher. Das könnte dazu führen, dass die Nachfrage nach Platin im Reich der Mitte mittelfristig steigt, sei es für Schmuck; aus spekulativen Beweggründen oder um industrielle Bedarfe vorab einzukaufen.
Für die Zeit unmittelbar vor einer Aufwertung des Renminbi hatten wir seinerzeit in unseren Diskussionen Kursverluste beim Platin nicht ausgeschlossen, die ihre Ursache in Gewinnmitnahmen vor einer absehbaren Verbilligung des lokalen Platinpreises haben könnten. Darüber, ob die massiven Einbußen des Platinpreises Mitte Mai oder der etwas moderatere Rückschlag Anfang Juni mit solchen Verkäufen bereits in Zusammenhang gestanden haben, kann nur spekuliert werden. Auszuschließen ist jedoch nicht, dass „Insider“ aus dem Reich der Mitte damals schon Kasse gemacht haben.
Für die nächsten Wochen sehen wir erst einmal keine Rückkehr zu dem Mitte Mai unterbrochenen Aufwärtstrend. Ein Anstieg auf 1.600 $ oder sogar 1.700 $ je Unze kann zwar bei entsprechend positiven Wirtschaftsnachrichten nicht ganz ausgeschlossen werden, spätestens auf dem oberen Niveau sollte der Markt aber wieder drehen. Nach unten gibt es andererseits nicht viel Unterstützung bis hinunter zum eingangs erwähnten Monatstief. Industriellen Verbrauchern würden wir deshalb raten, in diesem Bereich Kauforders für im zweiten Halbjahr anfallende Bedarfe zu platzieren.
Palladium
Die Entwicklung des Palladiumpreises verlief weitgehend parallel zur jener der Platinnotierung. Dies bedeutete, dass den Verlusten von Monatsanfang ein bis zum Beginn dieser Woche andauernder Anstieg folgte. Dabei erreichte das Metall kurzfristig sogar wieder ein Niveau von über 500 $ je Unze. Allerdings konnte das Palladium dieses nicht halten und fiel in den letzten drei Tagen wieder in den Bereich zwischen 470 $ und 480 $ zurück.
Skepsis angesichts des zeitweise wieder sehr hohen Preises zeigten auch die wichtigsten Anlegergruppen. Sowohl die längerfristig orientierten Käufer von ETFs, als auch eher spekulativ agierende Marktteilnehmer an den Terminbörsen verringerten in den letzten beiden Wochen ihre Palladiumbestände an. Angesichts der Sommerferienzeit ist eine weitere Beruhigung des Marktes und ein Rückgang des Preises auf 455 $ nicht auszuschließen.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Die kleinen Platinmetalle haben als erste die (in den letzten Jahren am Ende dann doch immer wieder ausgefallene) Sommerpause eingeläutet. Alle drei Metalle liegen im Vergleich zu unserem Bericht vor zwei Wochen auf einem unveränderten Niveau. Rhodium notiert damit erneut bei 2.400 $ - 2.450 $ je Unze, Iridium bei 700 $ - 740 $ und last, but not least, Ruthenium bei 225 $ - 255 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.