Brandenburg das heimliche Ölscheichtum?!

Denn - jetzt wieder ganz realistisch betrachtet - die einzigen nennenswerten Ölvorkommen im markischen Boden stammen aus Zeiten der russischen Armee als diese ihre Altöl- und Kerosinprobleme auf “natürliche“ Weise beseitigte. So darf man wohl getrost davon ausgehen, dass es Brandenburg eben nicht um ein Absicherungsgeschaft sondern um eine nackte Spekulation geht - unter Einsatz von Steuergeldern!
Es fällt schwer zu glauben, dass die großen Strategen der dort werkelnden SPD/CDU-Regierungskoalition auf diese glorreiche Anleihe-Idee allein gekommen sind, das durften denn wohl eher die Banker gewesen sein, doch warum hat man sich von Seiten der Politik für diesen Weg der Kapitalbeschaffung entschieden?
Immerhin liegt das Emissionsvolumen der Anleihe bei 100 Mio. Euro. Als von Moody's mit "Aa1" eingestufter Emittent hatte Brandenburg problemlos eine 5-jahrige Anleihe zu etwa 4,5% an der Börse platzieren konnen. Die jährliche Zinslast hatte dann konstant bei 4,5 Mio. Euro gelegen. Jetzt können es auch 7,75 Mio. Euro pro Jahr werden. Ohne Not geht das Finanzministerium also ein Zusatzrisiko von 3,25 Mio. Euro pro Jahr ein.
Offenbar gehen die Kapitalmarkt-“Experten“ aus Potsdam - wahrscheinlich nach Schulung durch die Vertriebler der UBS, von einem Verfall der Ölpreise aus, denn schon bei zwei von vier Zinsaussetzungen pro Jahr rechnet sich für den Emittenten die Konstruktion.
Doch wie sieht es mit dem Chance/Risiko-Verhältnis aus Sicht des Käufers der Öl-Anleihe aus?
Aus meiner Sicht eher schlecht! Die Grunde für das von mir erwartete unerbauliche Abschneiden der Anleihe liegen zum einen im typischen Verhalten des Ölpreises und zum anderen in der quartalsweisen Abrechnung der Zinszahlungen begründet, denn anders als ein durchschnittlicher Aktienmarkt, der seine größten Kursausschläge zwar selten, aber dann nach unten reißt ("Crash") und in ruhigen Phasen eher steigt, legt Öl die Kurs-Spikes klar nach oben hin - um dann über längere Zeiträume zu konsolidieren.
So gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass trotz eines unterm Strich steigenden Ölpreises dennoch nur zwei Quartale pro Jahr mit einem positiven Periodenergebnis abschneiden. Auch aus rein mathematischen Gründen liegt die Wahrscheinlichkeit für die Entgegennahme der Quartalszinsen durch die Inhaber bei nur etwa 50%, so dass eine unterdurchschnittliche jährliche Rendite von 3,875% das unbefriedigende Ergebnis wäre.
Die durch die UBS in der jüngeren Vergangenheit vorgenommene Überprüfung der Zinszahlungen anhand historischer Datenreihen ergab laut Bank eine durchschnittliche Rendite von etwa 5,1%. Was die UBS in diesem Zusammenhang verschweigt, ist allerdings die außergewöhnlich gute Preisentwicklung des Ölpreises in den vergangenen Jahren, mit deren Kursen das so genannten “backtesting“ stattfand.
Zusammengefasst kann ich nur folgendes feststellen:
Diese Anleihe dürfte es aus zweierlei Gründen überhaupt nicht geben.
Zum einen riskiert ein deutsches Bundesland unbegründet Steuergelder, zum anderen wird dem Endkunden ein Produkt angeboten, dessen Performance angeblich mit der positiven Ölpreisentwicklung korreliert, wo die Rendite allerdings durch die digitalen Ergebnisse der periodenbezogenen Zinszahlungen zu einem reinen Glücksspiel mutiert.
Von einem Kauf zum Kurswert von 100% muss daher klar abgeraten werden!
Sollte der Kurs der Ölanleihe in Richtung 90% und damit auf ein realistisches Kursniveau, fallen, können Käufe zumindest in Erwägung gezogen werden - allerdings nur solange, wie die Renditen normaler Bundeslander-Anleihen weiterhin so niedrig ausfallen wie aktuell.
Martin Stephan ist Chefredakteur der deutschen Ausgabe des Börsendienstes Wahrer Wohlstand und arbeitet eng mit dem amerikanischen Finanzgenie Dr. Steve Sjuggerud zusammen.
Belehrung: Dieser Newsletter enthält keine Handlungsempfehlungen. Es handelt sich in diesem Falle um ein rein informatives Produkt. Die Nutzung der Veröffentlichungen als Anregung zur Investition geschieht auf eigene Gefahr. Für sich daraus ergebende, etwaige Schäden sind weder die Redaktion des Rohstoff Daily noch der Investor-Verlag haftbar zu machen. Konkrete Handlungsempfehlungen erhalten Sie durch die vom Investor-Verlag angebotenen Börsenbriefe.