Ernten dürften Getreidepreise nicht mehr belasten

Baumwolle hat sich seit Jahresbeginn um 26% verteuert und wird in New York aktuell bei 60 US-Cents je Pfund gehandelt. Es mehren sich die Anzeichen für eine Verknappung am Markt. In China, dem weltgrößten Baumwollproduzenten, ist in diesem Jahr mit einer um 10% geringeren Ernte zu rechnen, nachdem die Anbaufläche für Baumwolle aufgrund der niedrigen Preise gegenüber dem Vorjahr deutlich reduziert wurde. Die China Cotton Association korrigierte daraufhin ihre Produktionsprognose auf 7,02 Mio Tonnen nach unten. Dies sollte zu einem erhöhten Importbedarf bei dem weltgrößten Baumwollimporteur führen, nachdem die Importe zwischen 2007/08 und 2008/09 um 40% auf 1,5 Mio Tonnen eingebrochen waren.
Der geringere Importbedarf Chinas hat auf die US-Baumwollpreise gedrückt, da die US-Exporte zu einem erheblichen Teil von China abgenommen werden. Für die Produzenten in den USA, von denen knapp die Hälfte der weltweiten Exporte stammt, ist der Anbau von Baumwolle aufgrund des Preisrückgangs zu einem Verlustgeschäft geworden. Dies hat dazu geführt, dass die US-Bauern weniger Baumwolle anbauen und stattdessen auf Getreide wie Mais umgestellt haben. Die Anbaufläche für Baumwolle in den USA sank zwischen 2007/08 und 2008/09 um 1,2 Mio Hektar auf 3,06 Mio Hektar. Die US-Produktion ging daraufhin von 4,2 Mio Tonnen auf 2,8 Mio Tonnen zurück, den niedrigsten Stand seit 19 Jahren. Für das zum 1. August gestartete Jahr 2009/10 erwartet das US-Landwirtschaftsministerium auch nur einen leichten Produktionsanstieg auf 2,9 Mio Tonnen.
Insgesamt ist für das laufende Jahr 2009/10 mit einer weiteren weltweiten Produktionsverringerung bei Baumwolle zu rechnen, nachdem diese bereits in 2008/09 gegenüber dem Vorjahr um 3 Millionen Tonnen zurückgegangen war. Das USLandwirtschaftsministerium schätzt das weltweite Angebot in diesem Jahr auf 22,8 Millionen Tonnen nach 23,2 Millionen in 2008/09. Das reduzierte Angebot sollte auf eine wieder anziehende Nachfrage treffen, die allerdings auch aus den Lagerbeständen bedient werden kann. Dies dürfte insbesondere für China gelten. Das US-Landwirtschaftsministerium rechnet mit einem Rückgang der chinesischen Lagerbestände um etwa 500.000 auf 3,8 Millionen Tonnen, den niedrigsten Stand seit sieben Jahren. In der Folge könnte auch eine Anpassung der chinesischen Importquote, zu der eine zollreduzierte Einfuhr möglich ist, stattfinden.
Für das kommende Jahr kündigte China bereits die Ausdehnung der Anbaufläche an, um die anziehende heimische Nachfrage besser befriedigen zu können. Indien, der zweitgrößte Produzent an Baumwolle, hat im letzten Jahr seine internen Stützpreise über das Weltmarktpreisniveau hinaus erhöht. Daraufhin waren die Exporte in 2008/09 um zwei Drittel eingebrochen. Indiens Marktanteil im wichtigsten Abnehmerland China fiel von 30% auf 10%.
In diesem Jahr rufen allerdings die bereits hohen Lagerbestände und eine höhere Produktion nach vermehrten Exporten, so dass der Markt von dieser Seite entlastet werden sollte. Da Baumwolle in ihrer Verwendung in Konkurrenz zu dem aus Rohöl produzierten Kunstfasern steht, dürfte der von uns erwartete Ölpreisrückgang den Anstieg bei Baumwolle ebenfalls bremsen (Grafik 5). Wir erwarten einen durchschnittlichen Baumwollpreis von 63 US-Cents im vierten Quartal und rechnen mit einem Preisanstieg auf 75 US-Cents pro Pfund bis Ende 2010.
