Edelmetalle Aktuell

Der Platinpreis hat sich in den letzten acht Tagen nur in einer relativ kleinen Spanne zwischen 1.220 $ und 1.260 $ bewegt. Insgesamt nahm dabei die Volatilität im Verlauf der Woche tendenziell immer weiter ab.
Bisher noch keine Auswirkungen auf den Platinpreis hat ein schon am Montag begonnener Streik beim weltweit zweitgrößten Platinmetallproduzenten Implats in Südafrika. Dieser begann, nachdem die Mitglieder der Bergarbeiterwerkschaft NUM die ausgehandelte Lohnerhöhung von 10% nicht akzeptierten. Ursprünglich streikten dabei nur die Kumpel in einer Mine, heute Morgen weitete sich der Ausstand dann aber auf eine zweite, die Marula-Mine, aus. Bisher ist in dem Konflikt kein Kompromiss absehbar, die Minengesellschaft hat die Forderung der Bergarbeiter nach einer Lohnerhöhung um 14% als total unakzeptabel zurückgewiesen und droht inzwischen damit, die streikenden Arbeiter zu entlassen.
Implats verweist bei seiner Ablehnung der Lohnforderung auch auf die in dieser Woche veröffentlichten jüngsten Geschäftszahlen. Der Gewinn des Unternehmens ist danach im Geschäftsjahr Juli 2008 - Juni 2009 um 52% gesunken. Verantwortlich gewesen sei dafür ein deutlich gesunkener Platinpreis (erzielt worden seien im Durchschnitt nur noch 1.219 $ statt 1.598 $ im Vorjahr); außerdem seien die Kosten um deutlich gestiegen. Dafür war nicht zuletzt die im genannten Zeitraum um 11% auf 1,7 Mio. Unzen gesunkene Ausbringung verantwortlich. Die Förderung einer Unze Platin kostet Implats inzwischen 1.081 $, dies ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Platinpreis sich auch auf längere Sicht wohl kaum im dreistelligen Bereich wird festsetzen können.
Implats war in dieser Woche nicht die einzige Platinminengesellschaft, die mit ihren Arbeitern über Kreuz lag. Auch bei Aquarius Platinum kam es zu einem wilden Streik in zwei Minen. Die Gesellschaft entließ daraufhin erst einmal 3.900 ihrer Arbeiter und will nun die Produktion ab Montag mit neu eingestellten Kumpels langsam wieder aufnehmen.
Etwas friedlicher als bei den beiden mehr oder weniger kleinen Lokalkonkurrenten ging es bisher beim weltgrößten Platinmetallproduzenten Anglo Platinum zu. Hier ging zumindest bis heute Morgen die Gewerkschaft davon aus, dass mindestens 70% der Mitglieder dem ausgehandelten Lohnabschluss zustimmen würden und dass ein Streik so vermieden werden könnte. Die letzten Nachrichten weisen aber in die Richtung, dass auch bei Amplats der Lohnkompromiss abgelehnt werden könnte. Sollte es jetzt auch noch zu einem Streik bei Amplats kommen und dieser dann auch eine Woche oder sogar länger andauern, hätte dies auch ohne andere positive Einflussfaktoren bestimmt einen steigenden Platinpreis zur Folge.
Immerhin müssen sich industrielle Endverbraucher von Platinmetallen nur wenig Sorgen hinsichtlich der Stromversorgung in Südafrika machen. Wie der Vorstandsvorsitzende des staatlichen südafrikanischen Stromversorgers Eskom diese Woche mitteilte, sieht er das Risiko von Stromabschaltungen oder erzwungenen Stromzuteilungen in den nächsten zwölf Monaten als sehr gering an.
Eskom produziert rund 95% des südafrikanischen Stroms und will die Kapazität in diesem Jahr durch die Wiederinbetriebnahme eingemotteter Kraftwerke und durch Verbesserungen am existierenden Kraftwerkspark um 20% anheben. Probleme bei Eskom hatten ja im vergangen Jahr zu einer vorübergehenden Schließung u.a. der Platinminen in Südafrika geführt und waren damit maßgeblich verantwortlich dafür, dass die Platinmetallpreise im ersten Quartal 2008 außer Kontrolle geraten waren. Platin lag seinerzeit in der Spitze ja fast doppelt so hoch wie heute, Rhodium sogar sechsmal höher.
Palladium
Der Palladiumpreis zeigte sich in dieser Woche erwartungsgemäß freundlich und erreichte fast die Marke von 290 $ je Unze. Dies war der höchste Stand seit 50 Wochen und fast genau die Hälfte des im März 2008 und damit vor der weltweiten Wirtschaftskrise erreichten langjährigen Höchstkurses.
Unserer auch weiterhin eher positiven Grundstimmung für das Palladium scheinen sich auch immer mehr Investoren anzuschließen: Die Bestände bei dem in England notierten Palladium-ETF von ETF Securities sind jedenfalls Ende letzter Woche auf fast 377.000 Unzen und damit auf ein neues Rekordhoch eklettert. Insgesamt sind in den beiden wichtigen Palladium-ETFs jetzt 931.000 Unzen gebunden, rund 1/8 einer Weltjahresproduktion. Hinzu kommen sogar noch höhere Investorenbestände an den Börsen in Tokio und vor allem New York, die noch einmal 1,33 Mio. Unzen betragen und damit doppelt so hoch liegen wie vor einem Jahr.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Nach dem Anstieg in der ersten Monatshälfte konnte das Rhodium in dieser Woche erst einmal nicht weiter zulegen und verharrte bei 1.650 $ je Unze. Allerdings könnte sich dies angesichts der Streiklage in Südafrika schnell ändern, zumal wir ja auch schon ohne eine solche Verschärfung der Lage die Situation beim Rhodium als eher positiv (im Sinne steigender Preise) ansehen. Im momentanen Umfeld ist aber trotz dieser freundlichen Grundeinstellung nicht zu befürchten, dass die Lage gleich außer Kontrolle gerät. Aktuell gibt es nämlich noch immer Verkaufsinteresse, das zumindest vorerst ausreicht, die vorhandene Nachfrage ohne Probleme zu befriedigen.
Ruthenium hat sich nicht verändert, es liegt bei guten Umsätzen bei 70 $ - 100 $, Iridium notiert unverändert bei 390 $ - 440 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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