Edelmetalle Aktuell

Am vergangenen fast Freitag setzte das Platin seinen Aufwärtstrend zunächst fort und stieg kurzzeitig über 1.300,- $ je Unze an. Dies war das höchste Niveau der letzten beiden Wochen.
Bei seinem Anstieg wurde das Metall von einem zunächst allgemein freundlichen Trend für Edelmetalle unterstützt, der seine Ursache in dem sich abschwächenden Dollar hatte, der z.B. gegenüber dem Euro von 1,3375 auf 1,3470 zurückfiel. Das weiße Metall wurde aber auch von fundamentalen Nachrichten gestützt. In Südafrika hatten die Gewerkschaften einen weiteren Schritt in Richtung Streik unternommen, als sie gegenüber dem viertgrößten Platinmetallproduzenten Northam einen sog. ´´Dispute´´ erklärten, die letzte Stufe vor einem tatsächlichen Streik. Die Beziehungen zwischen den Produzenten und den Gewerkschaften verschlechterten sich dann in dieser Woche weiter, als letztere eine weitere und „finale“ Offerte von Impala Platinum zur Anhebung der Löhne um bis zu neun Prozent zurückwiesen. Beobachter sind sich allerdings zunehmend uneinig hinsichtlich der Frage, ob ein Streik in den Platinminen nicht doch noch vermieden werden kann. Etliche von ihnen verweisen inzwischen darauf, dass die beiden Seiten trotz des Säbelrasselns nicht mehr allzu weit voneinander entfernt seien. Auf der anderen Seite ist aber unklar, ob die Gewerkschaften bereit wären, ihre Forderungen noch einmal in Richtung der für beide Seiten psychologisch wichtigen 10-Prozent-Marke zu reduzieren.
Einige Spekulanten scheinen sich inzwischen eine Einigung ohne Streik vorstellen zu können. Sie begannen am Montag einen Teil ihrer Pluspositionen zu schließen und sorgten dafür, dass der Preis auf 1.280,- $ je Unze zurückfiel. Als die oben erwähnten Nachrichten über den Stand der Verhandlungen bei Impala bekannt wurden, legte der Preis zunächst noch einmal 10,- $ zu. Als dann schließlich am Dienstag aber beim Gold die Schleusen geöffnet wurden, konnte auch das Platin dem allgemeinen Trend nicht mehr entkommen, völlig unabhängig von der Situation in Südafrika. Es fiel mehr als zwei Prozent und erreichte schließlich gestern einen Tiefstkurs von 1.259,50 $ je Unze. Erst in den letzten Stunden wurde es dann von Schnäppchenjägern wieder zurück in die Mittsiebziger befördert.
Für die kommenden Tage erwarten wir, dass sich das Metall anfänglich eher seitwärts bewegen wird. Die Marke von 1.260,- $ je Unze muss aber auf jeden Fall halten, um das insgesamt noch immer halbwegs positive Umfeld abzusichern. Sollte dieses Niveau nach unten durchstoßen werden - und das vielleicht vor dem Hintergrund einer friedlichen Einigung im Tarifstreit in Südafrika, den wir selbst in der Zwischenzeit erwarten - wäre ein rascher Test des Tiefstkurses vom Mai bei 1.250,- $ wohl kaum vermeidbar.
Sollte dieses Niveau dann am Ende auch nicht halten, wäre der Markt reif für einen deutlicheren Rückgang um weitere 20 bis 30 Dollars. Angesichts der insgesamt schwer vorhersagbaren Entwicklung, würden wir industriellen Endnutzern empfehlen, erste Sicherungskäufe vielleicht zwischen 1.250,- $ und 1,260,- $ vorzunehmen, den größten Teil des Pulvers aber trocken zu halten für einen dann nicht mehr ganz auszuschließenden, größeren Preisrückgang in Richtung der Marke von 1.200,- $ je Unze.
Spätestens auf diesem Niveau würden wir aber industriellen Endverbrauchern empfehlen, auch über längerfristige Absicherungsgeschäfte nachzudenken. Immerhin hat sich auf der fundamentalen Seite beim Platin in letzter Zeit nur wenig geändert: Dieselfahrzeuge bleiben in Europa zunächst weiter populär, außerdem gibt es für sie ein zunehmendes Potenzial in Nordamerika. Dazu würden wir nicht ausschließen, dass sich die Schmucknachfrage nun, nach einigen Jahren des Rückgangs, auf dem aktuellen Niveau stabilisiert. Und nicht zuletzt sollte der Absatz für andere industrielle Anwendungen zumindest stabil bleiben, denn einer etwas geringeren Nachfrage aus der Glasindustrie, dürfte ein Anstieg aus dem Bereich der Öl- und der chemischen Industrie gegenüberstehen.
Palladium
Während das Platin in dieser Woche durch gleich zwei charttechnische Unterstützungslinien fiel, konnte das Palladium den Beweis antreten, dass es auch in einer wesentlich schlechteren fundamentalen Ausgangssituation vergleichsweise gut abschneiden kann. Eine Produktion nahe langjähriger Rekordniveaus, geringere (Netto-)Nachfrage seitens der Auto- und der Schmuckindustrie und ausgesprochen hohe Vorräte haben das Metall in dieser Woche jedenfalls nicht daran gehindert, als einziges der vier Hauptedelmetalle in seinem in jüngster Zeit ausgebildeten und noch immer nach oben gerichteten Preisband zu bleiben. Einer der Hauptgründe für diesen Umstand ist, dass vor allem Investoren (und Spekulanten) dem Metall die Treue halten, im Moment sogar noch mehr als dem üblicherweise bevorzugten, deutlich spekulativeren Silber.
Nichtsdestotrotz fiel das Palladium in dieser Woche aber ebenfalls. Am vergangenen Freitag notierte es noch bei 373,- $ je Unze und der Abwärtstrend wurde gestern Nachmittag erst bei 359,50 $ genau auf einer charttechnischen Unterstützungslinie gestoppt. Von diesem Niveau aus erholte sich das Metall dann, aktuell handelt es schon wieder in den Mittsechzigern. Solange es nun über der Marke von 360,- $ je Unze notiert, sieht die Lage alles andere als schlecht aus und das Metall kann sich in Richtung des nächsten Widerstands auf der oberen Seite bei 371,- $ je Unze orientieren. Sollte es statt dessen unerwartet die 360er-Marke durchbrechen, könnte es leicht noch einmal 10 Dollars fallen, bevor es wieder Unterstützung findet.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Rhodium kam in den letzten Tagen zunächst unter Druck, nachdem Händler begonnen hatten, einen Teil ihrer Pluspositionen aufzulösen. Seitdem konnte sich das Metall aber bereits wieder fangen. Auch wenn es keine Panikkäufe sind, die das Metall nach oben treiben, stieg es in den letzten 48 Stunden doch schon wieder über 6.200 $ je Unze an.
Ruthenium wechselt im Moment für 300 $ - 400 $ je Unze den Besitzer und damit noch einmal niedriger als in der Vorwoche. Iridium liegt dagegen unverändert bei 400 $ - 450 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (29.06.2007)
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