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Industriemetalle: Ausblick 2009 - Produktionskürzungen begünstigen Preiserholung

07.01.2009  |  Eugen Weinberg
- Seite 3 -
Nickel:

Die Korrektur am Nickelmarkt setzte bereits im Jahr 2007 ein: ein starker Lagerabbau in der wichtigsten Abnemerbranche, der Edelstahlindustrie, auf die 70% der weltweiten Nickelnachfrage entfällt, und Substitutionseffekte in Folge der zuvor stark gestiegenen Preise führten bereits im vorletzten Jahr zu einer rückläufigen Nachfrage. Allerdings verknappte sich zugleich das Angebot. Ausschlaggebend waren zum einen die Produktionsausfälle zu Jahresbeginn in Westaustralien in Folge der Explosion eines großen Gasterminals, zum anderen die zunehmenden Produktionskürzungen in der Nickelindustrie. Zuletzt hat sogar der Branchenführer Norilsk Nickel, der für sich in Anspruch nimmt, ein Produzent mit niedriger Kostenstruktur zu sein, seinen Output gesenkt. Alles in allem sank der Output um 6%, so dass der Überschuss am Nickelmarkt bereits im abgelaufenen Jahr zurückging.

Wir gehen davon aus, dass sich in diesem Jahr die Verknappung des Angebots fortsetzen wird. Vor allem die kostenintensive Rohnickelproduktion (nickel pig iron) in China dürfte weiter zurückgeführt werden. Zugleich verzögern sich die Produktionsaufnahmen neuer Minen. Mitte Dezember kündigte beispielsweise Anglo American an, die Förderaufnahme in der Barro Alto Nickel Mine in Brasilien mit einer Jahreskapazität von 36 Tsd. Tonnen Ferro-Nickel um ein weiteres Jahr auf 2011 zu verschieben. Wir sehen bis Jahresende eine Erholung der Nickelpreise auf über 15.000 USD je Tonne.

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Zink:

Über die Hälfte des weltweiten Zinkverbrauchs entfällt auf die Galvanisierung (Verzinkung) von Stahl, um diesen vor Rost zu schützen. Dieser so behandelelte Stahl wird vor allem im Bau, und im hier im speziellen bei großen Inftrastrukturmaßnahmen, verwendet. Damit entfällt letztlich knapp die Hälfte des weltweiten Zinkverbrauchs auf den Bausektor. Vor diesem Hintergrund denken wir, dass die von vielen Regierungen beschlossenen Konjunkturprogramme, die große Infrastrukturinvestitionen beinhalten, einem Einbruch der Zinknachfrage entgegenstehen. Vor allem in China schliesst das nahezu 600 Mrd US Dollar schwere Programm auch große Infrastrukturmaßnahmen ein. Ohnehin gilt die Zinknachfrage als weniger konjunktursensibel als andere Industriemetalle. So stagnierte die Zinknachfrage in der letzten Rezession 2001, während die Nachfrage nach Aluminium, Kupfer und Nickel ein Minus von über 3% verbuchte.

Auf der anderen Seite hat der starke Preisverfall bereits viele Unternehmen dazu veranlasst, ihre Produktion zu reduzieren bzw. eine Kürzung in Aussicht zu stellen. Um nur zwei große Einschnitte zu nennen: der weltgrößte Zinkproduzent Nyrstar wird in der ersten Jahreshälfte 2009 seine Zinkproduktion um insgesamt 190 Tsd. Tonnen senken; das kanadische Unternehmen Breakwater hat die Produktion in den kanadischen Minen Langlois und Myra Falls eingestellt - geschätzter Produktionsausfall: 115 Tsd Tonnen. Darüber hinaus haben zahlreiche Zinkschmelzen in China eine Verringerung des Outputs angekündigt. Wir denken deshalb, dass die Gefahr eines steigenden Überschusses am Zinkmarkt gering ist und sehen bei einer Stabilisierung der konjunkturellen Lage ein großes Erholungspotenzial für die Zinkpreise. Zum Jahresende 2009 dürften die Preise bei 1500 Dollar je Tonne notieren.


Blei:

80% des jährlichen Bleiverbrauchs entfällt auf die Herstellung von Batterien. Deshalb war es vor allem der Absatzeinbruch in der Automobilindustrie, welcher die Bleipreise stark unter Druck setzte. Zu berücksichtigen ist aber, dass der Bleiverbrauch für Batterien von Neuwagen nur 10% der Gesamtnachfrage nach Blei ausmacht. 40% entfallen dagegen auf die Ersatzbatterien bei Autos. Die letztere Komponente bleibt stabil bzw. steigt sogar weiter an. Damit ist die Bleinachfrage nicht so stark an die Automobilkonjunktur gebunden wie es auf den ersten Blick scheinen mag.

Wir denken, dass die Bleipreise vor diesem Hintergrund stark nach unten überschossen haben. Dies gilt umso mehr, als dass der Bleimarkt nach wie vor defizitär ist. Auf Jahressicht rechnen wir mit einer Erholung der Bleipreise um 50% auf 1250 Dollar je Tonne. Prognoserisiko: Unlängst hat die Provinzregierung West-Australiens ein erstes Einlenken für die Wiederaufnahme der Verschiffung der Bleiproduktion aus der Magellan-Mine signalisiert. Die Magellan-Mine stellt 3% des weltweiten Angebots. Ein erhöhtes Angebot könnte das Erholungspotenzial dämpfen.


Zinn:

Bis Mitte 2008 waren es Angebotssorgen, die den Zinnmarkt haussieren ließen. Seitdem ist Zinn in den allgemeinen Abwärtssog gezogen worden. Wir denken, dass angesichts der nach wie vor sehr angespannten Angebotslage diese Korrektur überzogen ist. Indonesien bleibt mit 30% der weltweiten Minenprodukion zusammen mit China dominanter Anbieter am Markt. Die indonesische Regierung dämpft mit einem scharfen Vorgehen gegen illegale Minenproduktion bereits seit einiger Zeit das Angebot. Nun sieht sie durch den jüngsten Preisverfall ein solches Vorgehen zusätzlich gerechtfertigt und hat für das Jahr 2009 eine Produktionsobergrenze von 100 Tsd. Tonnen Zinn angekündigt. Vor diesem Hintergrund dürfte der Markt trotz eines Nachlassens der Nachfrage weiterhin defizitär bleiben. Wir erwarten einen Anstieg der Zinnpreise auf gut 15.000 USD je Tonne zum Jahresende.



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