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Die Rohstoff-Woche - Ausgabe 04/2011: Schon jetzt Probleme beim Öl-Nachschub!?

22.02.2011 | 20:07 Uhr | Roedel, Tim, Die Rohstoff-Woche
Tunis, Kairo, Tripolis, was kommt als nächstes? Die altgedienten Marionetten der USA und der restlichen westlichen Welt müssen reihenweise abdanken. Während wir hier in Deutschland über korrektes zitieren herum diskutieren, sterben in Nordafrika hunderte von Menschen. Hochgepriesene, so genannte „Wunderprojekte" wie Desertec (Solarstrom aus der Wüste) werden zur Fata Morgana und lösen sich komplett in Luft auf. Doch was noch wichtiger ist: wir könnten bald von unser aller, einzigen wahren Droge abgeschnitten werden: dem Rohöl. Sollten in Ägypten Fundamentalisten ans Ruder kommen, könnten die den Suez-Kanal als Druckmittel nutzen. Fast Komplett-Nordafrika wandelt rohöltechnisch auf einem schmalen Grat. Und damit auch wir.

Schon allein wenn wir an die nächstgelegene Zapfsäule fahren, merken wir, dass der Flächenbrand im Rohölgürtel auch Auswirkungen auf uns hat. Der Rohölpreis für das europäische Brent Crude nahm die Marke von 100 USD je Barrel zuletzt spielend und konnte diese auch allen Unkenrufen zum Trotz bislang mit Leichtigkeit halten. Doch wohin wird der Weg dieses Mal führen? Wieder bis in Richtung 150 USD? Oder gar noch höher? Ist ein solcher Preis eigentlich fundamental gerechtfertigt? Nun ja, darauf möchte ich später etwas genauer eingehen.

Fakt ist, dass neben Erdöl auch alle anderen Produkte, die Erdöl als Ausgangsprodukt haben, im Preis ansteigen. Darunter auch Kosmetika, Kunststoffe, Medikamente, Farben und Düngemittel. All dies basiert zu nahezu 100% auf Erdöl. Ohne Erdöl würde unsere gesamte Wirtschaft über Nacht zusammenbrechen. Alternativen sind bislang noch nicht in Sicht. Die Etablierung neuer Technologien wurde von Seiten der Mineralölkonzerne jahrzehntelang blockiert. Erst jetzt, wo es klimatechnisch fast schon zu spät zu sein scheint, versucht man sich mit Erlassen und CO2-Grenzen Gehör zu verschaffen.

Wirklich entscheidend scheinen aber auch die eventuell bevorstehende „Grüne Revolution" und damit eine Abkehr von Erdöl nicht zu sein. Denn diese findet momentan fast ausschließlich nur in den seit Jahrzehnten führenden Industrienationen statt, die noch dazu immer stärker an Einwohnern verlieren. In den so genannten Schwellenländern wie etwa den BRI(I)C-Staaten Brasilien, Russland, Indien, (Indonesien) und China passiert dies weniger, dort befindet man sich gerade erst so richtig auf dem Sprung ins Atom- und Erdölzeitalter. Dort kann man sich keine teuren und ineffizienten Elektrofahrzeuge leisten sondern setzt vielmehr auf altbewährte Antriebstechnologien die viel Rohöl in Form von Diesel und Benzin benötigen. Die Einwohnerzahl dieser Länder steigt weiterhin rapide an und damit auch die Nachfrage nach Rohölprodukten.

Während die Nachfrage nach Rohöl weiter steigt (von 85,9 Millionen Barrel pro Tag im vierten Quartal 2009 auf 87,8 Millionen Barrel pro Tag im vierten Quartal 2010), hat das Angebot sein Maximum jedoch fast schon erreicht. Während nämlich das weltweite Angebot (oder besser gesagt, die weltweite Produktion) im vierten Quartal 2009 bei 86,3 Millionen Barrel Rohöl pro Tag lag, übertraf dieses die Nachfrage im vierten Quartal 2010 nur noch um gerade einmal 100.000 Barrel pro Tag (Gesamtförderung 87,9 Millionen Barrel pro Tag). Man könnte jetzt zwar argumentieren, dass die großen Erdölfördernationen wie etwa Saudi-Arabien ohne größere Probleme den Produktionshahn weiter aufdrehen und damit den Rohölpreis wieder gehörig unter Druck bringen könnten. Doch ist das wirklich noch so ohne Weiteres möglich? Nicht nur ich, sondern auch hochrangige Ölexperten sind da eher skeptisch.

Die Enthüllungsplattform WikiLeaks veröffentlichte dazu erst vor wenigen Tagen einige sehr interessante und aufschlussreiche Dokumente aus dem US-Energieministerium, wonach besonders Saudi-Arabien große Probleme bekommen wird. Darin wird unter anderem Sadad al-Husseini, ehemaliger Explorationschef der staatlichen saudischen Erdölfördergesellschaft Aramco zitiert, wonach die offiziellen Schätzungen über die Erdöl-Vorkommen Saudi-Arabiens um bis zu 40% zu hoch angesetzt wurden.

Außerdem meinte al-Husseini bereits in 2007, dass Aramcos Förderkapazitäten innerhalb von 10 Jahren von 12,5 Millionen auf 12 Millionen Barrel Öl pro Tag sinken werden. Danach könne man diese Marke zwar noch eine gewisse Zeit halten, nach weiteren 5 Jahren ist allerdings mit einem weiteren, starken Rückgang zu rechnen. Der Grund dafür liegt einfach darin, dass die großen Ölfelder so langsam aber sicher immer weniger Öl ausspucken, während kaum noch neue erschlossen werden.

Das bedeutet nun zweierlei: die aktuelle Nachfrage kann - projiziert man diese Ergebnisse einmal auf die gesamte Ölindustrie weltweit - gerade noch befriedigt werden. Bei weiterhin zu erwartenden Nachfragesteigerungen, könnte es jedoch zu Engpässen kommen, die letztendlich zu weiter steigenden Rohölpreisen führen werden.

Inwieweit sich ein hoher Rohölpreis mit dem Bestreben nach einer weiteren Erholung der Weltwirtschaft deckt, wird sich zeigen. Übrigens noch eines am Rande erwähnt. Die Rohöl-Reserven wurden vor allem in den 1980er rein schätztechnisch stark erweitert. Zu diesem Zeitpunkt sicherlich eher aus politischen als aus fundamental physisch nachvollziehbaren Gründen. Damals wollte man vor allem die stark wachsende Ölindustrie der Sowjetunion mit hohen Schätzungen und einem damit verknüpften niedrigen Ölpreis schwächen. Heute schlägt man anscheinend genau den entgegengesetzten Weg ein. Ausgang ungewiss.


Das Zitat der Woche:

"Eine der Klischeevorstellungen über die Schweizer ist, dass sie - für die weltweite nicht-Schweizer-Gesellschaft - als langweilig gelten. Einer der Gründe, warum die Schweizer langweilig sind - einem Artikel zufolge, auf den wir vor einigen Jahren gestoßen sind - ist, dass die Schweizer nie erwähnenswerte Siege auf Schlachtfeldern errungen haben, nie Kolonien hatten, nie Aufstände hatten, nie gesellschaftliche Katastrophen hatten.

Die Schweizer, anders als ihre Nachbarn, streiken nicht einmal. Der Artikel kam zu dem Argument, dass Zeiten von Stress, wie etwa Krieg, das Beste im Sinne von menschlichem Erfindungsreichtum und Kreativität hervorbringen. ... Wie auch immer, die Schweiz ist - egal, welchen Maßstab man anlegt - außerdem eine der reichsten Nationen der Welt. Hat der Leser jemals gedacht, dass es einen Zusammenhang geben könnte zwischen Langweiligkeit und Reichtum?" - Alexander Ineichen, Analyst und Asset-Manager

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche



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